Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Funke Leben
Vom Netzwerk:
Hoch­ver­rat! Ver­ständ­lich
im Au­gen­blick Ih­res Schmer­zes na­tür­lich, aber ver­bo­ten. Ich will es nicht
ge­hört ha­ben. Be­fehl ist Be­fehl, das ge­nügt für un­ser Ge­wis­sen. Reue ist
un­deutsch. Falsches Den­ken auch. Der Füh­rer weiß schon, was er tut. Wir fol­gen
ihm, fer­tig. Die­sen Mas­sen­mör­dern wird er es schon noch heim­zah­len! Dop­pelt und
drei­fach! Mit un­se­ren ge­hei­men Waf­fen! Wir krie­gen sie zu Bo­den! Schon jetzt
be­schie­ßen wir Eng­land Tag und Nacht mit un­se­ren V1 Ge­schos­sen. Wir wer­den die
gan­ze In­sel in Asche le­gen mit all den neu­en Er­fin­dun­gen, die wir ha­ben. Im
letz­ten Mo­ment! Und Ame­ri­ka da­zu! Sie müs­sen be­zah­len! Dop­pelt und drei­fach!
Dop­pelt und drei­fach«, wie­der­hol­te Neu­bau­er und wur­de zu­ver­sicht­lich und be­gann
selbst fast zu glau­ben, was er re­de­te.
    Er hol­te ei­ne Zi­gar­re aus ei­nem Le­de­re­tui und biß die Spit­ze ab. Er woll­te noch
wei­ter­spre­chen. Er hat­te plötz­lich ein großes Be­dürf­nis da­nach – aber er
schwieg, als er Al­freds zu­sam­men­ge­preß­te Lip­pen sah. Wer küm­mert sich schon um
mich, dach­te er. Je­der ist nur mit sich be­schäf­tigt. Ich soll­te zu mei­nem
Gar­ten vor der Stadt fah­ren.
    Die Ka­nin­chen, weich und flau­mig, mit ro­ten Au­gen in der Däm­me­rung. Im­mer,
schon als Jun­ge, hat­te er Ka­nin­chen ha­ben wol­len. Sein Va­ter hat­te es ver­bo­ten.
Jetzt hat­te er sie. Der Ge­ruch nach Heu und Fell und fri­schen Blät­tern. Die
Ge­bor­gen­heit der Kna­be­nerin­ne­rung. Ver­ges­se­ne Träu­me.
    Manch­mal war man ver­dammt al­lein.
    Hun­dert­drei­ßig­tau­send Mark. Das Höchs­te, was er als Jun­ge ge­habt hat­te, wa­ren
fünf­und­sieb­zig Pfen­nig ge­we­sen. Zwei Ta­ge spä­ter hat­te man sie ihm ge­stoh­len.
    Feu­er um Feu­er sprang auf. Es war die al­te Stadt, die wie Zun­der
brann­te. Sie be­stand fast nur aus Holz­häu­sern. Der Fluß spie­gel­te die Flam­men,
als bren­ne auch er.
    Die Ve­te­ra­nen, die ge­hen konn­ten, hock­ten in ei­nem schwar­zen Klum­pen vor der
Ba­ra­cke. Im ro­ten Dun­kel konn­ten sie se­hen, daß die Ma­schi­nen­ge­wehr­stän­de noch
leer wa­ren. Der Him­mel war be­deckt; die wei­che, graue Wol­ken­schicht war
an­ge­strahlt wie Fla­mingo­ge­fie­der. Das Feu­er fun­kel­te selbst in den Au­gen der
To­ten, die auf­ein­an­der­ge­schich­tet hin­ter ih­nen la­gen.
    Ein lei­ses Schar­ren weck­te die Auf­merk­sam­keit von 509.
    Le­wins­kys Ge­sicht hob sich vom Bo­den. 509 at­me­te tief und stand auf. Er hat­te
auf die­sen Au­gen­blick ge­war­tet, seit er wie­der krie­chen konn­te. Er hät­te sit­zen
blei­ben kön­nen, aber er stand auf; er woll­te Le­wins­ky zei­gen, daß er ge­hen
konn­te und kein Krüp­pel war.
    »Al­les wie­der in Ord­nung?« frag­te Le­wins­ky.
    »Na­tür­lich. So leicht kriegt man uns nicht ka­putt.«
    Le­wins­ky nick­te. »Kön­nen wir ir­gend­wo re­den?«
    Sie gin­gen auf die an­de­re Sei­te des To­ten­hau­fens. Le­wins­ky blick­te rasch um
sich.
    »Die Wa­chen sind bei euch noch nicht zu­rück ...«
    »Hier ist nicht viel zu be­wa­chen. Bei uns bricht kei­ner aus.«
    »Das mei­ne ich. Und nachts wer­det ihr nicht kon­trol­liert?«
    »So gut wie nie.«
    »Wie ist es am Ta­ge? Kommt die SS oft in die Ba­ra­cken?«
    »Fast nie. Sie hat Angst vor Läu­sen, Dys­en­te­rie und Ty­phus.«
    »Und eu­er Block­füh­rer?«
    »Der kommt nur zum Ap­pell. Küm­mert sich sonst we­nig um uns.«
    »Wie heißt er?«
    »Bol­te. Schar­füh­rer.«
    Le­wins­ky nick­te. »Die Blockäl­tes­ten schla­fen hier nicht in den Ba­ra­cken, wie?
Nur die Stu­be­näl­tes­ten. Wie ist eu­rer?«
    »Du hast neu­lich mit ihm ge­spro­chen. Ber­ger. Wir könn­ten kei­nen bes­se­ren
ha­ben.«
    »Ist das der Arzt, der jetzt im Kre­ma­to­ri­um ar­bei­tet?«
    »Ja. Du weißt gut Be­scheid.«
    »Wir ha­ben uns da­nach er­kun­digt. Wer ist eu­er Blockäl­tes­ter?«
    »Hand­ke. Ein Grü­ner. Hat vor ein paar Ta­gen einen von uns tot­ge­tre­ten.«
    »Scharf?«
    »Nein. Ge­mein. Aber er weiß we­nig von uns. Hat auch Angst, sich mit ir­gend
et­was an­zu­ste­cken. Kennt nur ein paar von uns. Die Ge­sich­ter wech­seln zu
schnell.

Weitere Kostenlose Bücher