Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Funke Leben
Vom Netzwerk:
Der Block­füh­rer weiß noch we­ni­ger. Die Kon­trol­le liegt bei den
Stu­be­näl­tes­ten. Man kann hier al­ler­lei ma­chen. Das woll­test du doch wis­sen,
wie?«
    »Ja, das woll­te ich wis­sen. Du hast mich ver­stan­den.«
    Le­wins­ky blick­te über­rascht auf das ro­te Drei­eck auf dem Kit­tel von 509. Er
hat­te nicht so viel er­war­tet. »Kom­mu­nist?« frag­te er.
    509 schüt­tel­te den Kopf.
    »So­zi­al­de­mo­krat?«
    »Nein.«
    »Was denn? Ir­gend­was mußt du doch sein.« 509 blick­te auf. Die Haut um sei­ne
Au­gen war noch ver­färbt von den Bluter­güs­sen.
    Die Au­gen wur­den da­durch hel­ler; sie glänz­ten fast durch­sich­tig im Licht des
Feu­ers, als ge­hör­ten sie nicht zu dem dunklen, de­mo­lier­ten Ge­sicht. »Ein Stück
Mensch – wenn dir das ge­nügt.«
    »Was?«
    »Schon gut. Nichts.«
    Le­wins­ky hat­te einen Au­gen­blick ge­stutzt. »Ach so, ein Idea­list«, sag­te er dann
mit ei­ner Spur gut­mü­ti­ger Ver­ach­tung. »Na, mei­net­we­gen, wie du willst. Wenn wir
uns nur auf euch ver­las­sen kön­nen.«
    »Das könnt ihr. Auf un­se­re Grup­pe. Die, die drü­ben sit­zen. Sie sind am längs­ten
hier.« 509 ver­zog die Lip­pen. »Ve­te­ra­nen.«
    »Und die an­de­ren?«
    »Die sind eben­so si­cher. Mu­sel­män­ner. Si­cher wie To­te. Strei­ten nur noch um
et­was Fraß und die Mög­lich­keit, im Lie­gen zu ster­ben. Kei­ne Kraft mehr zum
Ver­rat.«
    Le­wins­ky sah 509 an. »Man könn­te al­so je­mand für ei­ni­ge Zeit bei euch
ver­ste­cken, wie? Es wür­de nicht auf­fal­len? We­nigs­tens nicht für ein paar Ta­ge?«
    »Nein. Wenn er nicht zu fett ist.«
    Le­wins­ky über­hör­te die Iro­nie. Er rück­te nä­her her­an.
    »Ir­gend­was liegt bei uns in der Luft. In ver­schie­de­nen Ba­ra­cken sind die ro­ten
Blockäl­tes­ten durch grü­ne er­setzt wor­den. Es wird ge­re­det über Nacht- und
Ne­bel­trans­por­te. Du weißt, was das ist.«
    »Ja. Trans­por­te zu den Ver­nich­tungs­la­gern.«
    »Rich­tig. Es wird auch über Mas­sen­li­qui­da­tio­nen ge­mun­kelt. Leu­te, die aus
an­de­ren La­gern kom­men, ha­ben die Nach­richt mit­ge­bracht. Wir müs­sen vor­sor­gen.
Un­se­re Ver­tei­di­gung or­ga­ni­sie­ren. Die SS zieht nicht ein­fach so ab. Bis jetzt
ha­ben wir an euch da­bei nicht ge­dacht ...«
    »Ihr habt ge­glaubt, wir kre­pie­ren hier wie halb­to­te Fi­sche, was?«
    »Ja. Aber jetzt nicht mehr. Wir kön­nen euch brau­chen. Wich­ti­ge Leu­te für ei­ne
Zeit­lang ver­schwin­den zu las­sen, wenn es scharf drü­ben wird.«
    »Ist das La­za­rett nicht mehr si­cher?«
    Le­wins­ky blick­te wie­der auf. »So, das weißt du auch?«
    »Ja, das weiß ich noch.«
    »Warst du drü­ben bei uns in der Be­we­gung?«
    »Das ist egal«, sag­te 509. »Wie ist es jetzt?«
    »Das La­za­rett«, er­wi­der­te Le­wins­ky in ei­nem an­de­ren Ton als vor­her, »ist nicht
mehr so wie frü­her. Wir ha­ben noch ei­ni­ge von un­se­ren Leu­ten drin; aber es wird
da seit ei­ni­ger Zeit scharf auf­ge­paßt.«
    »Wie ist es mit der Fleck­fie­ber- und Ty­phus-Ab­tei­lung?«
    »Die ha­ben wir noch. Aber das ist nicht ge­nug. Wir brau­chen an­de­re
Ge­le­gen­hei­ten, um Leu­te zu ver­ste­cken. In un­se­rer ei­ge­nen Ba­ra­cke kön­nen wir es
im­mer nur für ein paar Ta­ge tun. Wir müs­sen auch im­mer mit über­ra­schen­den
SS-Kon­trol­len nachts rech­nen.«
    »Ich ver­ste­he«, sag­te 509. »Ihr braucht einen Platz wie hier, wo al­les rasch;
wech­selt und wo we­nig kon­trol­liert wird.«
    »Ge­nau. Und wo ein paar Leu­te die Kon­trol­le ha­ben, auf die wir uns ver­las­sen
kön­nen.«
    »Das habt ihr bei uns.«
    Ich prei­se das Klei­ne La­ger an wie einen Bäcker­la­den, dach­te 509, und sag­te:
»Was war das mit Ber­ger, wo­nach ihr euch er­kun­digt habt?«
    »Das war sein Dienst im Kre­ma­to­ri­um. Wir ha­ben dort nie­mand. Er könnt uns auf
dem lau­fen­den hal­ten.«
    »Das kann er. Er zieht im Kre­ma­to­ri­um Zäh­ne aus und un­ter­schreibt To­ten­schei­ne
oder so et­was. Er ist dort seit zwei Mo­na­ten. Der frü­he­re Häft­lings­arzt ist
beim letz­ten Wech­sel mit der Ver­bren­nungs­bri­ga­de auf einen Nacht- und
Ne­bel­trans­port ab­ge­scho­ben wor­den. Dann war da für ein paar Ta­ge

Weitere Kostenlose Bücher