Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Funke Leben
Vom Netzwerk:
ein­mal.
    »Nein. Wir müs­sen ab­wech­selnd schla­fen. Ein Teil muß drau­ßen blei­ben.«
    »Gibt es noch et­was zu es­sen? Wir sind den gan­zen Tag mar­schiert und ha­ben
nichts be­kom­men.«
    »Die Es­sen­ho­ler sind zur Kü­che ge­gan­gen.« Ber­ger sag­te nicht, daß er glaub­te,
für die Neu­en wür­de kein Es­sen aus­ge­ge­ben wer­den.
    »Ich hei­ße Sulz­ba­cher. Ist dies ein Ver­nich­tungs­la­ger?«
    »Nein.«
    »Si­cher nicht?«
    »Nein.«
    »Oh, Gott sei Dank! Habt ihr kei­ne Gas­kam­mern?«
    »Nein.«
    »Gott sei Dank«, wie­der­hol­te Sulz­ba­cher.
    »Du re­dest, als wärst du im Ho­tel«, sag­te Ahas­ver. »War­te nur erst ab. Wo­her
kommt ihr?«
    »Wir sind seit fünf Ta­gen un­ter­wegs. Zu Fuß. Wir wa­ren drei­tau­send. Un­ser La­ger
ist auf­ge­löst wor­den. Wer nicht wei­ter­konn­te, wur­de er­schos­sen.«
    »Wo­her kommt ihr?«
    »Von Loh­me.«
    Ein Teil der Neu­en lag noch auf dem Bo­den. »Was­ser!« krächz­te ei­ner. »Wo bleibt
der mit dem Was­ser? Säuft sich sel­ber voll – das Schwein!«
    »Wür­dest du das nicht auch ma­chen?« frag­te Le­ben­thal.
    Der Mann starr­te ihn mit lee­ren Au­gen an. »Was­ser!« sag­te er ru­hi­ger. Was­ser,
bit­te!«
    »Ihr kommt von Loh­me?« frag­te Ahas­ver.
    »Ja.«
    »Kann­tet ihr dort einen Mar­tin Schim­mel?«
    »Nein.«
    »Oder Mo­ritz Ge­würz? Einen mit ei­ner ein­ge­schla­ge­nen Na­se und oh­ne Haar.«
    Sulz­ba­cher dach­te mü­de nach. »Nein.«
    »Oder viel­leicht Ge­dal­je Gold? Er hat­te nur ein Ohr«, frag­te Ahas­ver
hoff­nungs­voll. »Das fällt doch auf. Er war im Block 12.«
    »Zwölf?«
    »Ja. Vor vier Jah­ren.«
    »O Gott!« Sulz­ba­cher wand­te sich ab. Die Fra­ge war zu idio­tisch. Vor vier
Jah­ren! Warum nicht vor hun­dert?
    »Laß ihn in Ru­he, Al­ter«, sag­te 509. »Er ist mü­de.«
    »Wir wa­ren Freun­de«, mur­mel­te Ahas­ver. »Man fragt nach Freun­den.«
    Bu­cher und Ro­sen ka­men mit dem Was­serei­mer. Ro­sen blu­te­te. Sein Chor­hemd war an
der Schul­ter zer­ris­sen; sei­ne Ja­cke stand of­fen. »Die Neu­en schla­gen sich um
das Was­ser«, sag­te Bu­cher. »Mah­ner hat uns ge­ret­tet. Er hat drü­ben Ord­nung
ge­macht. Sie ste­hen jetzt an, um Was­ser zu emp­fan­gen. Wir müs­sen es hier auch
tun, sonst schmei­ßen sie den Ei­mer wie­der um.«
    Die Neu­en hat­ten sich er­ho­ben.
    »An­stel­len«, rief Ber­ger. »Je­der kriegt was. Wir ha­ben für al­le. Wer sich nicht
an­stellt, kriegt nichts!«
    Sie ge­horch­ten bis auf zwei, die vor­stürz­ten. Sie schlu­gen sie mit Knüp­peln
nie­der.
    Dann hol­ten Ahas­ver und 509 ih­re Be­cher, und ei­ner nach dem an­de­ren trank. »Laß
uns se­hen, ob wir noch was krie­gen kön­nen«, sag­te Bu­cher zu Ro­sen und
Sulz­ba­cher, als der Ei­mer leer war. »Jetzt wird es nicht mehr ge­fähr­lich sein.«
    »Wir wa­ren drei­tau­send«, sag­te Sulz­ba­cher me­cha­nisch und oh­ne Sinn.
    Die Es­sen­hoh­ler ka­men zu­rück. Sie hat­ten für die Neu­en nichts er­hal­ten. Es
ent­stand so­fort Krach. Vor Sek­ti­on A und B prü­gel­ten sich die Leu­te. Die
Stu­be­näl­tes­ten dort konn­ten we­nig aus­rich­ten. Sie hat­ten fast nur Mu­sel­män­ner,
und die Neu­en wa­ren ge­schick­ter und noch nicht so er­ge­ben.
    »Wir müs­sen et­was ab­ge­ben«, sag­te Ber­ger lei­se zu 509.
    »Höchs­tens Sup­pe. Kein Brot. Wir brau­chen es mehr als sie. Wir sind schwä­cher.«
    »Des­halb müs­sen wir ih­nen et­was ab­ge­ben. Sie neh­men es sich sonst selbst. Du
siehst es drü­ben.«
    »Ja, aber nur Sup­pe. Das Brot brau­chen wir selbst. Laß uns mit dem spre­chen,
der Sulz­ba­cher heißt.«
    Sie hol­ten ihn. »Hör zu«, sag­te Ber­ger. »Wir ha­ben nichts für euch be­kom­men
heu­te Abend. Aber wir wer­den un­se­re Sup­pe mit euch tei­len.«
    »Dan­ke«, er­wi­der­te Sulz­ba­cher.
    »Was?«
    »Dan­ke.«
    Sie sa­hen ihn ver­wun­dert an. Es war im La­ger nicht üb­lich, zu dan­ken. »Kannst
du uns da­bei hel­fen?« frag­te Ber­ger. »Sonst schmei­ßen eu­re Leu­te wie­der al­les
um, und dies­mal gibt es nichts Neu­es. Ist noch je­mand da, der zu­ver­läs­sig ist?«
    »Ro­sen. Und die zwei ne­ben ihm.«
    Die Ve­te­ra­nen und die vier Neu­en gin­gen den Es­sen­hohl­ern ent­ge­gen und

Weitere Kostenlose Bücher