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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Himmel kennt keine Guenstlinge
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Ehr­geiz
be­grenz­ter Wün­sche und Zie­le, dem Mü­de­wer­den, und dem Sich-zur-Ru­he-set­zen, der
ewi­gen Wie­der­ho­lung, dem lang­sa­men Ver­schleiß. Nur in der einen nicht, die dort
mit Fio­la tanzt, in der, die Sie her­ge­bracht ha­ben. Wie ha­ben Sie das ge­macht?«
    Cler­fa­yt zuck­te die
Ach­seln.
    »Wo ha­ben Sie sie
ge­fun­den?«
    Cler­fa­yt zö­ger­te.
»Um in Ih­rem Stil zu blei­ben, Le­val­li – vor den To­ren des Ha­des. Es ist
das ers­te Mal in Jah­ren, daß Sie so ly­risch sind.«
    »Man hat nicht oft
Ge­le­gen­heit da­zu. Vor den To­ren des Ha­des. Ich will Sie nicht wei­ter fra­gen. Es
ist ge­nug, um die Phan­ta­sie blü­hen zu las­sen. In dem grau­en Zwie­licht der
Hoff­nungs­lo­sig­keit, dem nur Or­pheus ent­rann. Aber selbst er muß­te den Preis
zah­len: dop­pel­te Ein­sam­keit – so pa­ra­dox das auch klingt – weil er
ei­ne Frau aus dem Ha­des zu­rück­ho­len woll­te. Sind Sie be­reit, zu zah­len,
Cler­fa­yt?«
    Cler­fa­yt lä­chel­te.
»Ich bin aber­gläu­bisch. Ant­wor­ten auf sol­che Fra­gen ge­be ich nicht kurz vor
ei­nem Ren­nen.«
    Es ist die Nacht
Obérons, dach­te Lil­li­an, wäh­rend sie mit Fio­la und Tor­ria­ni tanz­te. Al­les ist
ver­zau­bert mit vie­lem Licht, mit blau­en Schat­ten, mit Le­ben und Un­wirk­lich­keit
zur glei­chen Zeit. Man hört kei­ne Schrit­te; man hört nur Glei­ten und Mu­sik.
Dies ha­be ich mir ge­dacht, als ich im Schnee in mei­nem Zim­mer, mit der
Fie­ber­kar­te am Bett, saß und auf die Kon­zer­te des Ra­di­os in Nea­pel und Pa­ris
lausch­te. Es ist, als ob man nicht ster­ben könn­te in solch ei­ner Nacht zwi­schen
Mond und Meer und dem sanf­ten Wind mit dem Ge­ruch der Mi­mo­sen und
Oran­gen­blü­ten. Man be­geg­net sich und hält sich ei­ne Wei­le und ver­liert sich und
fin­det sich in den Ar­men ei­nes an­dern wie­der, die Ge­sich­ter wech­seln, aber die
Hän­de sind die­sel­ben.
    Sind es die­sel­ben?
dach­te sie. Dort sitzt mein Ge­lieb­ter mit dem me­lan­cho­li­schen Mann, der für
kur­ze Zeit auf Er­den der Be­sit­zer die­ses traum­haf­ten Gar­tens ist, und ich se­he,
daß sie von mir spre­chen. Es ist der me­lan­cho­li­sche Mann, der spricht, und er
wird das­sel­be wis­sen wol­len, was er mich ge­fragt hat. Das Ge­heim­nis! Gibt es
nicht ein al­tes Mär­chen, in dem ein Zwerg heim­lich lacht, weil kei­ner sein
Ge­heim­nis kennt? Sei­nen Na­men?
    Sie lä­chel­te.
»Wor­an den­ken Sie?« frag­te Fio­la, der es be­merk­te.
    »An ein Mär­chen, in
dem das Ge­heim­nis ei­nes Men­schen dar­in be­stand, daß nie­mand sei­nen Na­men
wuß­te.«
    Fio­la zeig­te sei­ne
Zäh­ne. Sie schie­nen dop­pelt so weiß in sei­nem tief­brau­nen Ge­sicht zu sein als
bei den an­dern. »Ist das nicht auch Ihr Ge­heim­nis?« frag­te er. Sie schüt­tel­te
den Kopf. »Was ist schon ein Na­me?« Fio­la blick­te auf die Rei­he der Müt­ter, die
un­ter Pal­men einen Teil der Tanz­flä­che um­säum­ten. »Für man­che Leu­te al­les«,
sag­te er.
    Sie sah im
Vor­r­über­tan­zen, daß Cler­fa­yt sie nach­denk­lich an­schau­te. Er hält mich fest, und
ich lie­be ihn, dach­te sie, weil er da ist und nicht fragt. Wann wird er zu
fra­gen be­gin­nen? Ich hof­fe nie. Viel­leicht nie. Wir wer­den kei­ne Zeit da­zu
ha­ben. »Sie lä­cheln, als ob Sie sehr glück­lich wä­ren«, sag­te Fio­la. »Ist das Ihr
Ge­heim­nis?«
    Wie tö­richt auch er
fragt, dach­te Lil­li­an. Warum hat er nicht be­reits in der Schu­le ge­lernt, daß
man Frau­en nie fra­gen soll, ob sie glück­lich sei­en.
    »Was ist Ihr
Ge­heim­nis?« frag­te Fio­la. »Ei­ne große Zu­kunft?«
    Sie schüt­tel­te
wie­der den Kopf. »Kei­ne«, sag­te sie hei­ter. »Sie wis­sen nicht, wie leicht das
vie­les ma­chen kann.«
    »Se­hen Sie Fio­la
an«, sag­te die al­te Con­tes­sa Vi­tel­le­schi in der Ecke der Müt­ter. »Er be­nimmt
sich, als ob es au­ßer die­ser Frem­den kei­ne jun­gen Frau­en hier gä­be.«
    »Das ist ziem­lich
na­tür­lich«, er­wi­der­te Te­resa Mar­chet­ti. »Wenn er so oft mit ei­ner un­se­rer
Frau­en tanz­te, wä­re er schon halb ver­lobt, und ih­re Brü­der wür­den es als
Be­lei­di­gung be­trach­ten, hei­ra­te­te er sie nicht.«
    Die Vi­tel­le­schi
starr­te

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