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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Himmel kennt keine Guenstlinge
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wor­den aus dem Kra­ter des
Ber­ges in ei­nem Aus­bruch und schwe­be nun, ika­rus­gleich, mit wei­ten
As­best-Schwin­gen zur Er­de her­nie­der, in die war­ten­den Ar­me ei­nes end­lo­sen
Ge­fühls, das wei­ter als Lie­be war und ir­gend­wo auf der Tri­bü­ne sich
per­so­ni­fi­ziert hat­te in ei­ner Frau, ei­nem Na­men und ei­nem Mund.
    »Los!« schrie der
Renn­lei­ter.
    Der Wa­gen ras­te
wei­ter; aber Cler­fa­yt fuhr plötz­lich nicht mehr al­lein. Wie der Schat­ten ei­nes
hoch­flie­gen­den Fla­min­gos flog jetzt das Ge­fühl mit ihm, manch­mal hin­ter ihm wie
ein Wind und manch­mal vor ihm wie ei­ne durch­sich­ti­ge Fah­ne, aber im­mer dicht
bei ihm.
    In
der
nächs­ten Run­de fing der Wa­gen an zu tan­zen. Cler­fa­yt fing ihn ab, aber die
Hin­ter­rä­der rutsch­ten ihm wie­der weg, er steu­er­te da­ge­gen, ei­ne Kur­ve tauch­te
auf, be­setzt von Men­schen wie der Ku­chen ei­nes Land­bäckers von Flie­gen, der
Wa­gen war im­mer noch oh­ne Kon­trol­le, er rutsch­te und schlug, Cler­fa­yt schal­te­te
auf der kur­z­en Stre­cke, die ihm noch blieb bis zur Kur­ve, er gab Gas, aber der
Wa­gen riß sei­ne Ar­me her­um, er spür­te einen Riß in der Schul­ter, die Kur­ve
wuchs rie­sen­haft in den glän­zen­den Him­mel, die Men­schen ver­drei­fach­ten sich,
sie wuch­sen auch, sie wur­den zu Rie­sen, es schi­en un­mög­lich, ih­nen
aus­zu­wei­chen, Schwär­ze stürz­te vom Him­mel, er biss in ir­gend et­was, je­mand
schi­en sei­nen Arm aus­zu­rei­ßen, aber er hielt fest, hei­ße La­va schoß in die
Schul­ter, in der stür­zen­den Land­schaft war nur noch ein Stück Blau scharf,
blen­dend, er hielt es mit den Au­gen, wäh­rend der Wa­gen un­ter ihm bock­te, und
dann sah er die Öff­nung, die ein­zi­ge, in der es nicht von gi­gan­ti­schen
zwei­bei­ni­gen Flie­gen krab­bel­te, er riß noch ein­mal das Steu­er her­um, trat auf
den Gas­he­bel und – Wun­der, der Wa­gen folg­te ihm, schoß durch die Lücke,
den Hang hin­auf, fing sich zwi­schen Busch­werk und Stei­nen, der zer­fetz­te obe­re
Teil des Hin­ter­rei­fens knall­te wie ei­ne Peit­sche, und der Wa­gen stand.
    Er sah die Men­schen
auf sich zu­kom­men. Sie wa­ren aus­ein­an­der­ge­spritzt wie Was­ser, in das ein Stein
schlägt – jetzt ka­men sie schrei­end, mit ver­zerr­ten Ge­sich­tern zu­rück, die
Ar­me aus­ge­streckt, die Fäus­te schüt­telnd, mit den of­fe­nen, schwar­zen Lö­chern
der Mün­der. Er wuß­te nicht, ob sie ihn tö­ten oder ihm gra­tu­lie­ren woll­ten, es
war ihm im Au­gen­blick auch egal, nur das ei­ne war nicht egal: Sie durf­ten den
Wa­gen nicht be­rüh­ren, ihm nicht hel­fen, sonst war er dis­qua­li­fi­ziert. »Weg!
Nicht an­fas­sen!« schrie er, stand auf, spür­te wie­der den Schmerz, fühl­te Wär­me,
sah Blut, das aus der Na­se auf sei­nen blau­en Over­all tropf­te, konn­te nur einen
Arm he­ben, droh­te, wehr­te ab: »Nicht an­fas­sen! Nicht hel­fen!«, tau­mel­te aus dem
Wa­gen, stand vor dem Küh­ler: »Nicht hel­fen! Ver­bo­ten!«
    Sie blie­ben ste­hen.
Sie sa­hen, daß er ge­hen konn­te. Das Blut war un­ge­fähr­lich; er war nur mit dem
Ge­sicht auf­ge­schla­gen. Er rann­te um den Wa­gen. Er sah den Rei­fen an. Der äu­ße­re
Teil hat­te sich ge­löst. Er fluch­te. So et­was bei ei­nem neu­en Rei­fen! Rasch
zer­schnitt er den Gum­mi­strei­fen und riß ihn her­un­ter, dann fühl­te er den Rei­fen
ab. Er hat­te noch Luft, et­was zu we­nig, schi­en ihm aber ge­nug, um die Stö­ße der
Stra­ße auf­zu­fan­gen, wenn er nicht zu schnell in die Kur­ven ging. Die Schul­ter
war nicht ge­bro­chen, der Arm war nur ver­staucht. Er muß­te ver­su­chen, mit dem
rech­ten Arm wei­ter­zu­fah­ren. Er muß­te das De­pot er­rei­chen; dort war Tor­ria­ni, um
ihn ab­zu­lö­sen, und dort wa­ren die Mon­teu­re und ein Arzt.
    »Weg von der
Stra­ße!« schrie er. »Wa­gen kom­men!«
    Er brauch­te nichts
mehr zu sa­gen. Das Sin­gen des nächs­ten Wa­gens kam hin­ter den Hän­gen her­an,
stei­ger­te sich, die Men­schen kro­chen den Ab­hang hin­auf, das Heu­len füll­te die
Welt aus, die Rei­fen schri­en, der Wa­gen schoß wie ein Pro­jek­til nied­rig, ei­ne
Staub­bom­be, um die Kur­ve.
    Cler­fa­yt saß wie­der
in sei­nem

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