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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Himmel kennt keine Guenstlinge
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her­an­kom­men. Sie sah sein blu­ti­ges Ge­sicht, und sie sah, wie er
aus­stieg.
    Die Mon­teu­re
kon­trol­lier­ten den Wa­gen. Sie wech­sel­ten die Rei­fen, Tor­ria­ni stand ne­ben
Cler­fa­yt. »Die­ser ver­damm­te Rei­fen!« sag­te Cler­fa­yt. »Ich bin mit der Schnau­ze
auf­ge­schla­gen und ha­be mei­nen Arm ver­staucht. Der Wa­gen ist in Ord­nung. Du mußt
wei­ter­fah­ren.«
    »Klar!« rief der
Renn­lei­ter. »Los, Tor­ria­ni!«
    Tor­ria­ni sprang in
den Wa­gen. »Fer­tig!« schrie der ers­te Mon­teur. Der Wa­gen schoß da­von.
    »Was ist los mit
dem Arm?« frag­te der Renn­lei­ter Cler­fa­yt. »Ge­bro­chen?«
    »Nein. Ver­staucht
oder so was. In der Schul­ter.«
    Der Arzt kam.
Cler­fa­yt spür­te einen wahn­sin­ni­gen Schmerz. Er setz­te sich auf ei­ne Kis­te.
»Aus?« frag­te er. »Ich hof­fe, Tor­ria­ni kann durch­hal­ten.«
    »Sie kön­nen nicht
wei­ter­fah­ren«, sag­te der Arzt.
    »Leu­ko­plast«,
er­wi­der­te der Renn­lei­ter. »Brei­te Strei­fen um die Schul­ter. Kle­ben Sie ihn zu,
für al­le Fäl­le.« Der Arzt schüt­tel­te den Kopf. »Das nützt nicht viel. Er wird
es schon mer­ken, soll­te er wie­der fah­ren.«
    Der Renn­lei­ter
lach­te. »Er hat sich vo­ri­ges Jahr bei­de Fuß­soh­len ver­brannt. Ist trotz­dem
wei­ter­ge­fah­ren. Und ich mei­ne: ver­brannt, – nicht an­ge­sengt.«
    Cler­fa­yt hock­te auf
sei­ner Kis­te. Er fühl­te sich schlapp und leer. Der Arzt über­kleb­te sei­ne
Schul­ter fest mit Ban­da­gen. Ich hät­te auf­pas­sen sol­len, dach­te Cler­fa­yt.
Schnel­ler als man selbst zu sein heißt noch nicht, Gott zu sein. Es ist nicht
wahr, daß nur der Mensch Hilfs­mit­tel mit sei­nem Ge­hirn er­fin­den kann, die ihn
schnel­ler ma­chen als sei­ne na­tür­li­che Ge­schwin­dig­keit. Ist nicht auch die Laus
schnel­ler als sie selbst, wenn sie im Ge­fie­der des Ad­lers sitzt?
    »Was ist pas­siert?«
frag­te der Renn­lei­ter.
    »Der ver­fluch­te
Rei­fen! Aus der Kur­ve ge­rutscht. Einen klei­nen Baum mit­ge­nom­men. Schlag mit dem
Steu­er­rad. Zum Kot­zen!«
    »Zum Kot­zen wä­re
es, wenn Brem­sen, Mo­tor und Steue­rung ka­putt wä­ren! Die Müh­le fährt noch. Wer
weiß, wer noch al­les aus­fällt! Das Ren­nen ist noch lan­ge nicht zu En­de! Dies
ist Tor­ria­nis ers­te Tar­ga. Hof­fent­lich schafft er es!«
    Cler­fa­yt star­te auf
die Me­tall­tei­le, die die Mon­teu­re ab­ge­zwickt hat­ten. Ich bin zu alt, dach­te er.
Was ha­be ich hier zu su­chen? Aber was sonst kann ich tun?
    »Da ist er!«
brüll­te der Renn­lei­ter, das Fern­glas vor den Au­gen. »Höl­le und Him­mel, da ist
der Teu­fels­jun­ge! Aber er wird es nie­mals schaf­fen. Wir lie­gen zu weit zu­rück.«
    »Wer von uns ist
noch im Ren­nen?«
    »Das ist das
Ver­fluch­te! Nur noch We­ber. An fünf­ter Stel­le.«
    Tor­ria­ni ras­te
vor­bei. Er wink­te und ver­schwand. Der Renn­lei­ter voll­führ­te einen In­dia­ner­tanz.
    »Du­val ist
aus­ge­fal­len! Und Tor­ria­ni hat vier Mi­nu­ten auf­ge­holt! Vier Mi­nu­ten! Hei­li­ge
Mut­ter Got­tes, schüt­ze ihn!«
    Er sah aus, als
wol­le er be­ten. Tor­ria­ni hol­te wei­ter auf. »Auf der ver­beul­ten Kaf­fee­müh­le!«
schrie der Renn­lei­ter. »Ich küs­se das Gold­kerl­chen. Er hat einen Run­den­re­kord
ge­fah­ren! Hei­li­ger An­to­ni­us, schüt­ze ihn!«
    Tor­ria­ni hol­te
Run­den auf. Cler­fa­yt woll­te ihm die Freu­de gön­nen, aber er fühl­te, wie er
bit­ter wur­de. Sech­zehn Jah­re Un­ter­schied im Al­ter mach­ten sich be­merk­bar. Er
wuß­te, daß das nicht im­mer stimm­te. Ca­rac­cio­la hat­te mit ei­ner ge­bro­che­nen
Hüf­te und höl­li­schen Schmer­zen Ren­nen über viel jün­ge­re Fah­rer und
Meis­ter­schaf­ten ge­won­nen, Nu­vo­la­ri und Lang hat­ten nach dem Krie­ge ge­fah­ren,
als wä­ren sie zehn Jah­re jün­ger, – aber ein­mal muß­te je­der ab­tre­ten, und
er wuß­te, sei­ne Zeit war auch na­he.
    »Va­len­te hat
fest­ge­fres­se­ne Kol­ben! Mond bleibt zu­rück. We­ber liegt an drit­ter Stel­le!«
schrie der Renn­lei­ter. »Kön­nen Sie Tor­ria­ni ab­lö­sen, wenn was pas­siert,
Cler­fa­yt?«
    Cler­fa­yt sah den
Zwei­fel im Blick des Renn­lei­ters. Noch fra­gen sie mich, dach­te er. Bald wer­den
sie

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