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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Himmel kennt keine Guenstlinge
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ma­chen
wer­de. Wir ha­ben reich­lich für die­ses Jahr.«
    »Gut, dann lass uns
war­ten bis zum nächs­ten Jahr.«
    »Warum war­ten?«
    »Da­mit du siehst,
daß es Un­sinn ist. Wo­her wür­dest du nächs­tes Jahr mei­ne Klei­der und Schu­he
kau­fen? Du hast doch ge­sagt, daß dein Ver­trag En­de die­ses Jah­res ab­läuft.«
    »Man hat mir
an­ge­bo­ten, die Ver­tre­tung un­se­rer Wa­gen zu über­neh­men.«
    Lil­li­an hob ihr
Bein und be­trach­te­te sei­ne Li­ni­en. Sie wer­den zu dünn, dach­te sie. »Du willst
Au­tos ver­kau­fen?« frag­te sie. »Das kann ich mir nicht vor­stel­len.«
    »Ich auch nicht;
aber ich ha­be mir vie­les nicht vor­stel­len kön­nen, was ich spä­ter ge­tan ha­be.
Oder tun woll­te. Zum Bei­spiel dich zu hei­ra­ten.«
    »Warum willst du
al­les gleich auf ein­mal? Ein ge­ach­te­ter Au­to­mo­bil­händ­ler wer­den und hei­ra­ten?«
    »Du tust, als wär
es bei­des ein na­tio­na­les Un­glück.«
    Lil­li­an glitt aus
dem Bett und griff nach ei­nem Mor­gen­rock. »Wo willst du Au­tos ver­kau­fen?«
    Cler­fa­yt zö­ger­te.
»Der Be­zirk Tou­lou­se wird frei.«
    »Gu­ter Gott!« sag­te
Lil­li­an. »Wann?«
    »In ei­ni­gen
Mo­na­ten. Im Herbst. Spä­tes­tens En­de des Jah­res.«
    Sie be­gann ihr Haar
zu käm­men. »Ich wer­de bald zu alt sein, um Ren­nen zu ge­win­nen«, sag­te Cler­fa­yt
ge­gen ih­ren Rücken vom Bett her. »Ich bin we­der Nu­vo­la­ri noch Ca­rac­cio­la. Ich
könn­te viel­leicht ver­su­chen, Renn­lei­ter ir­gend­wo zu wer­den; aber dann müß­te ich
auch wie­der von ei­ner Bahn zur an­dern zie­hen, so wie un­ser di­cker Ce­sa­re –
er wird sei­ne Frau jetzt nicht ein­mal im Win­ter se­hen, seit man auch in Afri­ka
und Süd­ame­ri­ka wie­der Ren­nen fah­ren will. Nein, ich ha­be ge­nug da­von. Ich will
mein Le­ben än­dern.«
    Warum wol­len sie
im­mer ihr Le­ben än­dern? dach­te Lil­li­an. Warum wol­len sie das än­dern, wo­mit sie
ei­ne Frau ge­won­nen ha­ben? Fällt ih­nen nie ein, daß sie da­durch die Frau
wahr­schein­lich ver­lie­ren wer­den? So­gar Ma­rio woll­te am letz­ten Tag sein Da­sein
als Gi­go­lo auf­ge­ben und mit mir ein ehr­ba­res Le­ben be­gin­nen. Und Cler­fa­yt, der
glaubt, mich zu lie­ben und den ich lieb­te, weil er oh­ne Zu­kunft zu sein schi­en
wie ich, nun will auch er um­schwen­ken, und er denkt noch, ich müs­se glück­lich
dar­über sein.
    »Ich ha­be manch­mal
dar­über nach­ge­dacht, ob Men­schen wie wir hei­ra­ten sol­len«, sag­te sie. »Kei­ner
der üb­li­chen Grün­de hat mir be­son­ders ein­ge­leuch­tet. Am meis­ten noch der, den
mir ein kran­ker Schach­spie­ler ge­nannt hat: daß man im Au­gen­blick der To­des­angst
je­mand bei sich ha­ben möch­te. Aber ich weiß nicht, ob man dann nicht oh­ne­hin so
hoff­nungs­los al­lein ist, selbst wenn Scha­ren von Ge­treu­en um das Bett
her­um­ste­hen, daß man es gar nicht be­merkt. Ca­mil­la Al­bei, die im Sa­na­to­ri­um
starb, hat­te den Wunsch, daß we­nigs­tens ei­ner ih­rer Lieb­ha­ber da­bei­sein soll­te,
und um si­cher zu sein, hat­te sie des­halb mit großer Mü­he die Be­zie­hun­gen gleich
zu drei­en auf­recht­er­hal­ten und da­für ge­sorgt, daß al­le in­ner­halb ei­nes Ta­ges an
ih­rem Bett er­schei­nen konn­ten. Sie hat­te so­gar ih­re letz­te Af­fä­re mit ei­nem
ekel­haf­ten, ar­ro­gan­ten Kerl weit über al­les Maß des­we­gen hin­aus­ge­zo­gen. Sie
wur­de in der Dorf­stra­ße von ei­nem Au­to über­fah­ren und starb ei­ne hal­be Stun­de
spä­ter. Nicht ein­mal der ekel­haf­te Kerl war bei ihr – er saß in der
Kon­di­to­rei Luft, wo nie­mand ihn ver­mu­te­te, und aß Moh­ren­köp­fe mit Schlag­sah­ne.
Ca­mil­las Hand hielt der Dorf­po­li­zist, den sie nie vor­her ge­se­hen hat­te, und sie
war so dank­bar da­für, daß sie ver­such­te, sie zu küs­sen. Sie kam nicht mehr
da­zu.«
    »Lil­li­an«, sag­te
Cler­fa­yt ru­hig. »Warum weichst du im­mer aus?«
    Sie leg­te den Kamm
bei­sei­te. »Be­greifst du das nicht? Was ist nur ge­sche­hen, Cler­fa­yt? Wir sind
vom Zu­fall zu­ein­an­der ge­weht wor­den – warum willst du es nicht so las­sen?«
    »Ich will dich
be­hal­ten. So­lan­ge ich kann. Ein­fach, wie?«
    »Nein. So

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