E.M. Remarque
darüber, wie hübsch und gepflegt die
Kellnerinnen waren. Wahrscheinlich lauerten sie alle darauf, entdeckt zu
werden. »Ich muß Sie noch etwas fragen, wegen der Degas-Zeichnungen«, sagte
Holt nach einer Weile. »Sie sind doch echt, nicht wahr? Nehmen Sie es nicht
übel, aber man hat mir gesagt, es gäbe einen Haufen falsche.«
»Da ist nichts übel zu nehmen, Joe. Sie
haben das Recht, das genau zu wissen. Die Zeichnungen tragen keine eigenhändige
Unterschrift, sondern einen roten Stempel mit dem Namen Degas. Das ist es doch,
was Sie stört, wie?«
Holt nickte. »Der Stempel ist der
Atelierstempel. Die Zeichnungen stammen aus dem Nachlaß von Degas und sind nach
seinem Tode gestempelt worden. Es gibt Bücher mit Abbildungen darüber. Herr
Silvers, der mit mir hier ist, hat sie bei sich und wird sie Ihnen gerne
zeigen. Warum besuchen Sie ihn nicht? Sind sie hier fertig?«
»In einer Stunde. Aber ich glaube Ihnen,
Robert.«
»Ich glaube mir selbst oft nicht, Joe.
Wollen wir uns um sechs im Beverly-Hills-Hotel treffen? Dann können Sie sich
selbst überzeugen. Silvers wird Ihnen außerdem eine Kaufbestätigung mit
Garantie geben. Das gehört sich ja so.«
»Gut.«
***
Silvers empfing uns auf
seinem hellblauen Sofa. Es war ihm nicht anzumerken, daß sein Besuch in
Hollywood bis jetzt eine große Pleite gewesen war. Er zeigte sich sehr
überlegen und ließ mich eine Bestätigung der Nachlaßauktion ausfertigen, eine
Garantie und eine Photographie der beiden Zeichnungen fügte er bei. »Sie haben
die beiden Stücke fast geschenkt bekommen«, erklärte er großspurig. »Herr Ross,
mein Assistent vom Louvre, hat mit dem Verkauf eigentlich nichts zu tun. Er hat
deshalb von mir meine Einkaufspreise genannt bekommen. Dadurch ist ein Versehen
passiert. Er hat nicht gewußt, daß das nicht die Verkaufspreise waren, sondern
hat Ihnen die Bilder zu dem Preis verkauft, den sie mich selbst vor einem Jahr
gekostet haben. Wenn ich sie heute wieder kaufen wollte, müßte ich mindestens
fünfzig Prozent mehr zahlen.«
»Wollen Sie den Kauf rückgängig machen?«
fragte Holt.
Silvers winkte ab. »Verkauft ist verkauft.
Ich wollte Ihnen nur gratulieren. Sie haben glänzend gekauft.«
Silvers wurde freundlicher und bestellte
Kaffee und Kognak. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte er. »Ich kaufe
Ihnen die beiden Zeichnungen mit zwanzig Prozent Nutzen wieder ab, wenn Sie
wollen. Sofort.« Er griff an seine Jackett-Tasche, als wolle er einen Scheck
hervorholen.
Ich wartete gespannt, wie Holt auf diesen
Bauernfängertrick reagieren würde. Er reagierte richtig. Er erklärte, die
Bilder gekauft zu haben, weil sie ihm gefielen. Er wolle sie behalten. Im
Gegenteil, er wolle die Option, die ich ihm nachts auf die beiden Picassos
gegeben hatte, ausführen und sie ebenfalls kaufen.
Ich blickte ihn erstaunt an; ich erinnerte
mich an keine Option und glaubte, das Glitzern der Geschäftsgier in Holts Augen
zu entdecken. Er hatte schnell geschaltet.
»Eine Option?« fragte Silvers mich. »Haben
Sie eine gegeben?«
Ich schaltete ebenfalls schnell. Ich wußte
nichts davon. Holt schwindelte wahrscheinlich. Hoffentlich wußte er die Preise
nicht mehr allzu genau. »Es stimmt«, sagte ich. »Eine Option. Bis heute abend.«
»Für wieviel?«
»Sechstausend Dollar.«
»Für eine?« fragte Silvers.
»Für beide«, antwortete Holt.
»Stimmt das?« fragte Silvers scharf.
Ich ließ den Kopf hängen. Es waren
zweitausend Dollar mehr, als Silvers für beide Zeichnungen angesetzt hatte. »Es
stimmt«, sagte ich.
»Sie ruinieren mich, Herr Ross«, sagte
Silvers überraschend milde.
»Wir haben sehr viel getrunken«, erklärte
ich. »Ich bin das nicht so gewohnt.«
Holt lachte. »Ich habe beim Trinken
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