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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten im Paradies
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Ewig­keit be­zeich­net
wer­den kann.
    »Ver­ste­hen Sie was da­von?« frag­te Cooper.
    »Et­was.«
    »Was sind sie wert?« frag­te er fast so­fort,
und ich hät­te ihn um­ar­men kön­nen, er war so echt und vor­aus­seh­bar.
    »Sie sind un­be­zahl­bar.«
    »Was? Wie­so? Sind sie ei­ne bes­se­re Ka­pi­tal­an­la­ge
als Bil­der?«
    »Das nicht«, er­wi­der­te ich, so­fort
vor­sich­tig, um Sil­vers nicht in die Flan­ke zu fal­len, »aber sie sind sehr
schön. Bes­se­re gibt es im Me­tro­po­li­tan-Mu­se­um auch nicht.«
    »Wirk­lich? Schau, schau! Ir­gend­ein Gau­ner
hat sie mir mal an­ge­dreht.«
    »Sie ha­ben eben Glück.«
    »Mei­nen Sie?« Er lach­te wie sechs Trut­häh­ne
und sah mich ab­schät­zend an. Ich glaub­te, er über­leg­te, ob er mir ein Trink­geld
ge­ben könn­te, ließ es dann aber sein. »Möch­ten Sie noch et­was Kaf­fee?«
    »Dan­ke.«
    ***
    Ich ging zu­rück zu Sil­vers
und be­rich­te­te ihm. »Die­ser al­te Hals­ab­schnei­der«, er­klär­te Sil­vers. »Er
ver­sucht das je­des Mal, wenn ich je­mand zu ihm schi­cke. Er ist der ge­bo­re­ne
Ge­le­gen­heits­käu­fer. Hat auch mit ei­ner Kar­re voll al­tem Ei­sen an­ge­fan­gen, dann
hat er Zü­ge voll von Schrott­ei­sen ver­kauft. Spä­ter ist er in das Waf­fen­ge­schäft
ein­ge­stie­gen. Zur rech­ten Zeit, vor dem Krie­ge. Hat flei­ßig Waf­fen und
Schrott­ei­sen nach Ja­pan ge­lie­fert. Als er das nicht mehr konn­te, ver­sorg­te er
die Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Für je­den De­gas, den er kauft, müs­sen ein paar hun­dert
oder tau­send Men­schen das Le­ben las­sen.«
    Ich hat­te Sil­vers noch nie so är­ger­lich
ge­se­hen. Der Ver­gleich mit dem De­gas war na­tür­lich falsch, aber trotz­dem blieb
er mir im Kopf. Falsch­hei­ten ha­ben nun ein­mal mehr Be­har­rungs­ver­mö­gen als
Wahr­hei­ten. »Warum ver­kau­fen Sie ihm dann et­was?« frag­te ich. »Wer­den Sie dann
nicht mit­schul­dig?«
    Sil­vers lach­te, im­mer noch wü­tend. »Warum?
Weil ich ver­kau­fe? Ich kann mein Ge­schäft nicht wie ein Quä­ker aus­üben! Und
mit­schul­dig? An was? Am Krieg? Lä­cher­lich!«
    Es kos­te­te mich Mü­he, ihn zu be­ru­hi­gen, das
hat­te ich da­von, lo­gisch den­ken zu wol­len! So et­was führt je­des Mal zu
Miß­ver­ständ­nis­sen.
    »Ich kann die­se Händ­ler mit dem To­de nicht
aus­ste­hen«, sag­te Sil­vers schließ­lich fried­li­cher. »Im­mer­hin! Ich ha­be ihm
fünf­tau­send Dol­lar mehr ab­ge­nom­men, als ich das Bild ta­xiert hat­te, ich hät­te
noch fünf­tau­send mehr rech­nen sol­len!«
    Er hol­te sich einen Whis­ky und So­da.
»Wol­len Sie auch einen?«
    »Dan­ke. Ich ha­be schon zu­viel Kaf­fee
ge­habt.«
    So muß man Ra­che neh­men, dach­te ich. In
Zah­len! Wenn man das könn­te, wä­re man aus dem gan­zen trü­ben Mo­rast sei­ner
Ver­gan­gen­heit her­aus. »Sie kön­nen das si­cher nach­ho­len«, sag­te ich. »Er kommt
viel­leicht bald wie­der. Ich ha­be ihm ge­sagt, daß der an­de­re De­gas mit dem, den
er ge­kauft hat, ein wun­der­ba­res Paar er­gä­be, und daß ich, aber das sei nur mein
per­sön­li­cher Ge­schmack, den, der noch hier sei, künst­le­risch bei­na­he noch
in­ter­essan­ter fän­de.«
    Sil­vers sah mich nach­denk­lich an. »Sie
ent­wi­ckeln sich! Ma­chen wir ei­ne Wet­te. Wenn Cooper in­ner­halb ei­nes Mo­nats
we­gen des zwei­ten De­gas zu­rück­kommt, er­hal­ten Sie hun­dert Dol­lar.«
    ***
    Vor dem Ho­tel Pla­za
sah ich plötz­lich Na­ta­scha. Sie über­quer­te den Platz mit den wei­t­aus­la­den­den
Bäu­men, in der Rich­tung zur 59. Stra­ße. Es war das ers­te Mal, daß ich sie am
Ta­ge er­blick­te. Sie ging rasch, ein we­nig vor­ge­beugt, mit großen Schrit­ten, und
sah mich nicht.
    »Na­ta­scha«, sag­te ich, als ich dicht ne­ben
ihr war. »Denkst du nach, wel­ches Dia­dem du dir für heu­te abend von van Cleef
und Ar­pels aus­lei­hen soll­test?«
    Sie war ei­ne Se­kun­de über­rascht. »Und du?«
er­wi­der­te sie. »Hast du einen Re­noir von Herrn Sil­vers ge­stoh­len, um dei­ne
Rech­nung im Mo­roc­co zu be­zah­len?«
    »Das ist der Un­ter­schied«, seufz­te ich.
»Ich den­ke an Lei­hen, du gleich an Raub. Du wirst wei­ter­kom­men im Le­ben.«
    »Aber da­für wird es

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