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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arc de Triomphe
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wur­de ge­spannt. »Es ist kei­ne Frau«, sag­te er. »Und zum Teu­fel, wenn es
ei­ne wä­re, was gin­ge es dich an? Mach dich nicht lä­cher­lich mit dei­ner
Ei­fer­sucht, wäh­rend du dich mit dei­nem Schau­spie­ler her­um­treibst.«
    Jo­an ant­wor­te­te nicht. Sie dreh­te sich nach der Rich­tung
sei­ner Au­gen um und ver­such­te zu er­ken­nen, nach wem er sah. »Laß das«, sag­te
er.
    »Ist sie mit ei­nem an­dern Mann?«
    Ra­vic setz­te sich plötz­lich. Haa­ke hat­te vor­her ge­hört,
daß er auf der Ter­ras­se sit­zen wol­le. Wenn er ihn er­kannt hät­te, wür­de er
miß­trau­isch sein und nach­se­hen, wo er ge­blie­ben war. Es war dann na­tür­li­cher
und harm­lo­ser, mit ei­ner Frau drau­ßen zu sit­zen.
    »Gut«, sag­te er. »Bleib hier. Was du denkst, ist Un­sinn.
Ich wer­de ir­gend­wann auf­ste­hen und weg­ge­hen. Du wirst mit mir ge­hen bis zu
ei­nem Ta­xi und nicht mit­kom­men. Willst du das tun?«
    »Wes­halb bist du so ge­heim­nis­voll?«
    »Ich bin nicht ge­heim­nis­voll. Da ist ein Mann, den ich
lan­ge nicht ge­se­hen ha­be. Ich will wis­sen, wo er wohnt. Das ist al­les.«
    »Es ist kei­ne Frau?«
    »Nein. Es ist ein Mann, und ich kann dir nichts wei­ter
dar­über sa­gen.«
    Der Kell­ner stand ne­ben dem Tisch. »Was willst du
trin­ken?« frag­te Ra­vic.
    »Cal­va­dos.«
    »Einen Cal­va­dos.« Der Kell­ner schlurf­te da­von.
    »Trinkst du kei­nen?«
    »Nein, ich trin­ke das hier.«
    Jo­an be­trach­te­te ihn. »Du weißt nicht, wie ich dich
manch­mal has­se.«
    »Das kommt vor.« Ra­vic streif­te Haa­kes Tisch. Glas,
dach­te er. Zit­tern­des, flie­ßen­des, schim­mern­des Glas. Die Stra­ße, die Ti­sche,
die Leu­te – ge­taucht al­les in ein Ge­lee von schwan­ken­dem Glas.
    »Du bist kalt, egois­tisch ...«
    »Jo­an, wir wer­den das ein an­de­res Mal be­spre­chen.«
    Sie schwieg, wäh­rend der Kell­ner das Glas vor sie setz­te.
Ra­vic zahl­te so­fort.
    »Du hast mich in all das hin­ein­ge­bracht…«, sag­te sie dann
her­aus­for­dernd.
    »Ich weiß …« Er sah einen Au­gen­blick Haa­kes Hand über dem
Tisch, weiß, flei­schig, nach Zu­cker grei­fend.
    »Du! Nie­mand als du! Du hast mich nie ge­liebt und mit mir
her­um­ge­spielt, und du hast ge­se­hen, daß ich dich ge­liebt ha­be, und du hast dir
nichts dar­aus ge­macht.«
    »Das ist wahr.«
    »Was?«
    »Es ist wahr«, sag­te Ra­vic, oh­ne sie an­zu­se­hen. »Spä­ter
war es an­ders.«
    »Ja spä­ter! Spä­ter! Da war al­les durch­ein­an­der. Da war es
zu spät. Du bist schuld.«
    »Ich weiß.«
    »Sprich nicht so mit mir!« Ihr Ge­sicht war weiß und
zor­nig. »Du hörst nicht ein­mal zu.«
    »Doch!« Er sah sie an. Re­den, ir­gend et­was re­den, ganz
gleich, was.
    »Hast du Krach ge­habt mit dei­nem Schau­spie­ler?«
    »Ja.«
    »Das wird vor­bei­ge­hen.«
    Blau­er Rauch aus der Ecke. Der Kell­ner schenk­te wie­der
Kaf­fee ein. Haa­ke schi­en sich Zeit zu las­sen. »Ich hät­te nein sa­gen kön­nen«,
sag­te Jo­an. »Ich könn­te sa­gen, ich wä­re zu­fäl­lig vor­bei­ge­kom­men. Ich bin es
nicht. Ich ha­be dich ge­sucht. Ich will weg von ihm.«
    »Das will man im­mer. Das ge­hört da­zu.«
    »Ich ha­be Angst vor ihm. Er droht mir. Er will mich
er­schie­ßen.«
    »Was?« Ra­vic sah plötz­lich auf. »Was war das?«
    »Er sagt, er will mich er­schie­ßen.«
    »Wer?« Er hat­te nur halb zu­ge­hört. Dann ver­stand er. »Ach
so! Du glaubst das doch nicht?«
    »Er ist furcht­bar jäh­zor­nig.«
    »Un­sinn! Wer so et­was sagt, tut es nicht. Ein
Schau­spie­ler schon gar nicht.«
    Was re­de ich da? dach­te er. Was ist das al­les? Was will
ich hier? Ir­gend­ei­ne Stim­me, ir­gend­ein Ge­sicht über dem Rau­schen in den Oh­ren.
Was geht das mich an? »Wo­zu er­zählst du mir das al­les?« frag­te er.
    »Ich will weg von ihm. Ich will zu­rück zu dir.«
    Wenn er ein Ta­xi nimmt, wird es min­des­tens ein paar
Se­kun­den dau­ern, bis ich ei­nes an­hal­te, dach­te Ra­vic. Bis es an­fährt, kann es
dann zu spät sein. Er stand auf. »War­te hier. Ich bin so­fort zu­rück.«
    »Was willst du ...«
    Er ant­wor­te­te nicht. Rasch kreuz­te er den Bür­ger­steig und
hielt ein Ta­xi an. »Hier sind zehn Frank. Kön­nen Sie ein paar Mi­nu­ten auf mich
war­ten? Ich ha­be drin­nen noch zu

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