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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arc de Triomphe
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Ent­span­nung.
Haa­ke hat­te kei­ne Ah­nung, wer er war. Sei­ne Nar­be an der Stirn hat­te er für
ei­ne Men­sur­nar­be ge­hal­ten. Ra­vic lach­te.
    Er lach­te zu­sam­men mit Haa­ke. Er muß­te sich die Nä­gel in
die Hand­bal­len kral­len, um auf­hö­ren zu la­chen.
    »Stimmt?« frag­te Haa­ke mit ei­nem ge­müt­li­chen Stolz.
    »Ja, ge­nau.«
    Die Nar­be an sei­ner Stirn. Sie war ihm vor den Au­gen
Haa­kes im Ge­sta­po­kel­ler ge­schla­gen wor­den. Das Blut war ihm in die Au­gen und in
den Mund ge­flos­sen. Und Haa­ke saß da und hielt sie für ei­ne Men­sur­nar­be und war
stolz auf sich des­halb.
    Der Kell­ner brach­te Haa­kes Fi­ne. Haa­ke schnup­per­te
ge­nie­ße­risch dar­an her­um. »Das ha­ben sie hier«, er­klär­te er. »Gu­ten Ko­gnak!
Sonst …« Er blin­zel­te zu Ra­vic hin­über. »Al­les faul. Ein Volk von Rent­nern.
Wol­len nichts als Si­cher­heit und gu­tes Le­ben. Ver­lo­ren ge­gen uns.«
    Ra­vic dach­te, er kön­ne nicht spre­chen. Er glaub­te, wenn
er spre­chen wür­de, wür­de er sein Glas hoch­rei­ßen, es ge­gen den Tisch kip­pen,
daß es am Ran­de brach, und die spit­zen Scher­ben Haa­ke in die Au­gen schla­gen. Er
nahm vor­sich­tig und mit Mü­he das Glas, trank es aus und stell­te es ru­hig wie­der
nie­der.
    »Was ist das?« frag­te Haa­ke.
    »Per­nod. Er­satz für Ab­sinth.«
    »Ah, Ab­sinth. Das Zeug, das die Fran­zo­sen im­po­tent macht,
was?« Haa­ke schmun­zel­te. »Ent­schul­di­gen Sie! War nicht per­sön­lich ge­meint.«
    »Ab­sinth ist ver­bo­ten«, sag­te Ra­vic. »Dies hier ist
harm­lo­ser Er­satz. Ab­sinth soll ste­ril ma­chen, nicht im­po­tent. Des­halb ist er
ver­bo­ten. Das hier ist Anis. Schmeckt wie La­krit­zen­was­ser.«
    Es ging, dach­te er. Es ging, oh­ne viel Er­re­gung so­gar. Er
konn­te ant­wor­ten, leicht und glatt. Da war ein Wir­bel, tief in ihm, sau­send und
schwarz – aber die Ober­flä­che war ru­hig. »Le­ben Sie hier?« frag­te Haa­ke.
    »Ja.«
    »Lan­ge?«
    »Im­mer.«
    »Ver­ste­he«, sag­te Haa­ke. »Aus­lands­deut­scher. Hier
ge­bo­ren, wie?« Ra­vic nick­te.
    Haa­ke trank sei­nen Fi­ne. »Ei­ni­ge un­se­rer Bes­ten sind
Aus­lands­deut­sche. Der Ver­tre­ter des Füh­rers – in Ägyp­ten ge­bo­ren. Ro­sen­berg in
Ruß­land. Dar­re aus Ar­gen­ti­ni­en. Die Ge­sin­nung macht es, wie?«
    »Nur«, er­wi­der­te Ra­vic.
    »Dach­te ich mir.« Haa­kes Ge­sicht at­me­te Zu­frie­den­heit.
Dann mach­te er ei­ne leich­te Ver­beu­gung über den Tisch, und es schi­en, als
klapp­te er da­bei un­ter dem Tisch die Ha­cken zu­sam­men. »Üb­ri­gens – ge­stat­ten –
von Haa­ke.«
    Ra­vic wie­der­hol­te die Ze­re­mo­nie. »Horn.« Es war ei­nes
sei­ner frü­he­ren Pseud­ony­me.
    »Von Horn?« frag­te Haa­ke.
    »Ja.«
    Haa­ke nick­te. Er wur­de ver­trau­li­cher. Er hat­te einen Mann
sei­ner ei­ge­nen Klas­se ge­trof­fen. »Sie ken­nen Pa­ris si­cher gut, wie?«
    »Ziem­lich.«
    »Ich mei­ne: nicht die Mu­se­en.« Haa­ke grins­te
welt­män­nisch.
    »Ich weiß, was Sie mei­nen.«
    Der ari­sche Her­ren­mensch möch­te wahr­schein­lich sump­fen
ge­hen und kennt sich nicht aus, dach­te Ra­vic. Wenn er ihn ir­gend­wo hin­krie­gen
könn­te, in ei­ne ab­ge­le­ge­ne Ecke, ei­ne ein­sa­me Knei­pe, ei­ne ver­lo­re­ne Hu­ren­bu­de
– er über­leg­te rasch. Ir­gend­wo­hin, wo er nicht ge­stört und ge­hin­dert wer­den
könn­te.
    »Hier gibt es al­ler­lei, wie?« frag­te Haa­ke.
    »Sind Sie noch nicht lan­ge in Pa­ris?«
    »Ich kom­me al­le zwei Wo­chen für zwei oder drei Ta­ge
her­über. Art von Kon­trol­le. Ziem­lich wich­tig. Wir ha­ben im letz­ten Jahr hier
al­ler­lei auf­ge­baut. Klappt fa­bel­haft. Kann nicht dar­über re­den, aber …« Haa­ke
lach­te, »… hier kann man fast al­les kau­fen. Ei­ne kor­rup­te Ban­de. Wir wis­sen
bei­na­he al­les, was wir wol­len. Brau­chen nicht ein­mal da­nach su­chen. Sie brin­gen
es selbst. Va­ter­lands­ver­rat als ei­ne Art von Pa­trio­tis­mus. Fol­ge des
Par­tei­sys­tems. Je­de Par­tei ver­rät die an­de­re und das Land, um für sich zu
pro­fi­tie­ren. Un­ser Vor­teil. Wir ha­ben hier ei­ne Men­ge Ge­sin­nungs­ge­nos­sen. In
den ein­fluß­rei­chen

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