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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der schwarze Obelisk
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Sie Kaf­fer!» Ich star­re Wat­zek an, als woll­te ich ihn hyp­no­ti­sie­ren.
«Ich – ha­be – mit – Ih­rer Frau – nichts», skan­die­re ich scharf und lang­sam.
«Sie in­ter­es­siert mich nicht! Halt!» zi­sche ich, als Wat­zek ei­ne Be­we­gung
macht. «Ich ha­be selbst ei­ne Frau ...»
    «Um
so schlim­mer, du Bock!»
    Wat­zek
stürmt los, stößt sich aber am So­ckel des Obe­lis­ken, da er die Kur­ve zu eng
nimmt, tau­melt, und ich ge­be ihm wie­der einen Fuß­tritt, dies­mal ge­gen das
Schien­bein. Er trägt zwar Stie­fel, aber auch die­ser Tritt wirkt. Wat­zek steht
wie­der still, die Bei­ne breit aus­ein­an­der, lei­der im­mer noch mit dem Mes­ser in
der Hand. «Hö­ren Sie zu, Sie Esel!» sa­ge ich mit ein­dring­li­cher
Hyp­no­ti­seur­stim­me. «Ich bin ver­liebt in ei­ne ganz an­de­re Frau! War­ten Sie! Ich
zei­ge sie Ih­nen! Ich ha­be ein Fo­to hier!»
    Wat­zek
macht einen schwei­gen­den Aus­fall. Wir um­krei­sen den Obe­lis­ken in ei­ner hal­b­en
Run­de. Ich kann mei­ne Brief­ta­sche her­aus­ho­len. Ger­da hat mir zum Ab­schied ein
Bild von sich ge­ge­ben. Rasch füh­le ich da­nach. Ein paar Mil­li­ar­den Mark
flat­tern bunt zu Bo­den; dann ha­be ich das Fo­to. «Hier!» sa­ge ich und stre­cke es
ihm an dem Obe­lis­ken vor­bei vor­sich­tig so weit ent­ge­gen, daß er mir nicht in
die Hand ha­cken kann. «Ist das Ih­re Frau? Se­hen Sie sich das an! Le­sen Sie die
Un­ter­schrift!»
    Wat­zek
schielt mich mit dem ge­sun­den Au­ge an. Ich le­ge das Bild Ger­das auf den So­ckel
des Obe­lis­ken. « So, da ha­ben Sie es! Ist das Ih­re Frau?»
    Wat­zek
macht einen trüb­se­li­gen Ver­such, mich zu er­wi­schen. «Sie Ka­mel!» sa­ge ich.
«Se­hen Sie sich doch das Fo­to an! Wer so je­mand hat, soll hin­ter Ih­rer Frau
her­lau­fen?»
    Ich
bin fast zu weit ge­gan­gen. Wat­zek macht einen leb­haf­ten Be­lei­di­gungs­aus­fall.
Dann steht er still. «Ei­ner schläft mit ihr!» er­klärt er un­ent­schlos­sen.
    «Un­sinn!»
sa­ge ich. «Ih­re Frau ist Ih­nen treu!»
    «Was
tut sie dann dau­ernd hier?»
    «Wo?»
    «Hier!»
    «Ich
ha­be kei­ne Ah­nung, was Sie mei­nen», sa­ge ich. «Sie mag ein paar­mal te­le­fo­niert
ha­ben, das kann sein. Frau­en te­le­fo­nie­ren gern, be­son­ders, wenn sie viel al­lein
sind. Kau­fen Sie ihr doch ein Te­le­fon!»
    «Sie
ist auch nachts hier!» sagt Wat­zek.
    Wir
ste­hen uns im­mer noch ge­gen­über, den Obe­lis­ken zwi­schen uns. «Sie war neu­lich
nachts ein paar Mi­nu­ten hier, als man den Feld­we­bel Knopf schwer­krank nach
Hau­se brach­te», er­wi­de­re ich. «Sonst ar­bei­tet sie doch nachts in der Ro­ten
Müh­le.»
    «Das
sag­te sie, aber ...»
    Das
Mes­ser hängt her­ab. Ich neh­me das Fo­to Ger­das auf und tre­te um den Obe­lis­ken zu
Wat­zek her­an. «So», sa­ge ich. «Jetzt kön­nen Sie auf mich los­ste­chen, so­viel Sie
wol­len. Wir kön­nen aber auch mit­ein­an­der re­den. Was wol­len Sie? Einen
Un­be­tei­lig­ten er­ste­chen?»
    «Das
nicht», er­wi­dert Wat­zek nach ei­ner Pau­se. «Aber ...»
    Es
stellt sich her­aus, daß die Wit­we Ko­ners­mann ihn auf­ge­klärt hat. Es schmei­chelt
mir leicht, daß sie ge­glaubt hat, nur ich kön­ne im gan­zen Hau­se der Ver­bre­cher
sein. «Mann», sa­ge ich zu Wat­zek. «Wenn Sie wüß­ten, wo­nach mir der Kopf steht!
Sie wür­den mich nicht ver­däch­ti­gen. Und üb­ri­gens, ver­glei­chen Sie ein­mal die
Fi­gur. Fällt Ih­nen was auf?»
    Wat­zek
glotzt auf das Fo­to von Ger­da, auf dem steht:
    «Für
Lud­wig in Lie­be von Ger­da.» Was soll ihm mit sei­nem einen Au­ge schon auf­fal­len?
«Ähn­lich der Ih­rer Frau», sa­ge ich. «Glei­che Grö­ße. Üb­ri­gens, hat Ih­re Frau
viel­leicht einen rostro­ten wei­ten Man­tel, un­ge­fähr wie ein Ca­pe?»
    «Klar»,
er­wi­dert Wat­zek, wie­der ge­fähr­lich. «Hat sie. Wie­so?»
    «Die­se
Da­me hat auch einen. Man kann sie in al­len Grö­ßen bei Max Klein an der Großen
Stra­ße kau­fen. Sind ge­ra­de jetzt Mo­de. Na, und die al­te Ko­ners­mann ist ja halb
blind, da ha­ben wir die Lö­sung.»
    Die
al­te Ko­ners­mann hat Sin­ne wie ein Ha­bicht; aber was glaubt ein Hahn­rei nicht
al­les, wenn er es glau­ben will. «Sie hat sie ver­wech­selt», sa­ge ich. «Die­se
Da­me

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