Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
Vom Netzwerk:
Licht in dem Gewölbe verstärkte noch seinen natürlichen smaragdgrünen Schimmer. Und in diesem Moment, als das Buch vor ihr lag, als nichts mehr sie trennte, da hörte sie es.

    Das Buch sprach zu ihr. Es sagte ihr, dass es tausend Jahre auf sie gewartet habe. Es sagte ihr, dass sie es für sich beanspruchen solle.
    Sie streckte die Arme aus und hob es vom Sockel.
    Und jetzt?, dachte sie.
    Etwas zupfte an ihrem Magen und dann verschwand der Boden unter ihren Füßen.
     
     
    »Hallo.«
    Kate blinzelte. Sie befand sich wohl in einer Art Arbeitszimmer. Überall lagen Bücher und Manuskripte herum. Im Kamin prasselte ein Feuer. Durch das Fenster sah sie die Dächer der Autos, die draußen vorbeifuhren. Es schneite und der Schnee dämpfte die Geräusche der Stadt. Aber was ihren Blick auf sich zog, war der Mann, der vor ihr saß. Er hatte sich mit seinem Drehstuhl ihr zugewandt. Hinter ihm verschwand der Schreibtisch unter einem Wust aus Papieren und Büchern. Der Mann trug seinen üblichen Tweedanzug, der – ebenfalls wie üblich – zerknittert war. In der einen Hand hielt er seine Pfeife und in der anderen eine Tasse Tee, die er gerade zum Mund hatte führen wollen, als Kate auftauchte. Wie üblich lächelte er.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte Dr. Pym.
    Einen Moment lang stand Kate nur da und starrte ihn an. Sie versuchte vergeblich zu begreifen, was gerade geschehen war.
    »Dr. Pym …«, begann sie, erinnerte sich dann aber an die Szene im Verlies letzte Nacht, als sich herausgestellt hatte, dass er sie noch nie zuvor gesehen hatte. »Ähm … Wissen Sie … wissen Sie, wer ich bin?«
    »Aber natürlich«, erwiderte er liebenswürdig. »Du bist die
junge Dame, die gerade aus dem Nichts in meinem Arbeitszimmer aufgetaucht ist.«
    Ihr Herz wurde schwer. Sie war noch weiter in die Vergangenheit gereist, zurück in eine Zeit, die noch vor ihrer Begegnung im Verlies der Zwerge lag. Und nicht nur das: Sie befand sich auch an einem anderen Ort. Wenn sie aus dem Fenster schaute, sah sie Autos, Lampen, Häuser – alles wies darauf hin, dass es sich um eine ganz normale Stadt handelte. Es gab keinen Zweifel, dass sie weit, sehr weit, von Cambridge Falls entfernt war. Wie war das alles bloß möglich? Sie hatte doch gar kein Foto in das Buch gelegt. Sie hatte es nicht einmal geöffnet!
    »Meine Liebe«, unterbrach der alte Mann ihre Gedanken und deutete mit seiner Pfeife auf das Buch, »ist es das, wofür ich es halte?«
    »Ja – aber warum bringt es mich hierher? Ich habe es doch bloß berührt!«
    »Ach, tatsächlich? Faszinierend!«
    »Ich habe es an mich genommen, ehe Hamish es berühren konnte. Genau wie Sie mir gesagt haben.« Sie wusste, dass er nichts von dem begreifen würde, was sie sagte, aber sie konnte einfach nicht anders: Es sprudelte nur so aus ihr heraus.
    »Hamish? Was hat dieser Trottel denn damit zu tun?«
    »Moment mal! Sie müssen gewusst haben, was passieren würde. Darum haben Sie mir gesagt, ich solle das Buch zuerst berühren!«
    »Habe ich das? Ich kann mich gar nicht erinnern …«
    »Nein, nicht jetzt! In der Zukunft! Aber woher wussten Sie, dass das Buch mich hierherbringen würde? Es sei denn …« Kate spürte, wie die Antwort sich in ihrem Kopf bildete, dass sie
einfach nur weiterreden musste. »Sie haben irgendwas mit mir angestellt! Im Thronsaal! Als Sie mir sagten, ich müsse das Buch vor Hamish berühren, haben Sie mir die Hand auf den Kopf gelegt und ich habe dieses Kribbeln gespürt! Sie haben mich mit irgendeinem Zauber belegt, damit mich das Buch genau hierherbringt!«
    Dr. Pym lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, stellte die Teetasse auf einem Papierstapel ab, steckte sich die Pfeife in den Mund und tastete seine Jackentaschen nach Streichhölzern ab. »Ich glaube, du erzählst am besten von Anfang an. Aber zuerst«, sagte er, zog die Streichholzschachtel hervor und schüttelte ein Zündholz heraus, »solltest du mir das geben.« Er deutete auf das Buch. »Ich vermute, dass die Magie, die dich hierhergebracht hat, nicht besonders stabil ist, und ich will nicht, dass du einfach wieder verschwindest.«
    »Aber was ist, wenn das Buch verschwindet und ich nicht mehr zurückkehren kann? Es existiert doch bereits, nicht wahr? In dieser Zeit, meine ich.«
    »Aha. Also ist das Buch bereits vorher verschwunden.«
    »Ja.«
    »Und wie viel Zeit ist vergangen, ehe es verschwand?«
    Kate überlegte. Sie und Emma waren in die Zeit gereist, hatten Michael gefunden, waren von dem Sekretär

Weitere Kostenlose Bücher