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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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schweigend ihre Waffen.
    Gabriel unterhielt sich leise mit zweien von ihnen und Emma spazierte unter den Bäumen umher. Nach zehn Metern fiel der Felsen in einer steilen Klippe in die Tiefe. Emma entdeckte einen Vorsprung und kletterte hinauf.
    Auf dem Bauch liegend, konnte sie über das Tal blicken. Die blaue Fläche des Sees leuchtete in der Mittagssonne wie ein Edelstein, und auf der anderen Seite sah Emma eine dunkle Ansammlung von Häusern, die sie als Cambridge Falls erkannte.
    Den Ort wiederzusehen, an dem alles begonnen hatte, ließ ihre Gedanken zu ihrem Bruder und ihrer Schwester wandern. Granny Peet hatte gesagt, dass Dr. Pym bei ihnen wäre. Das verlieh ihr Hoffnung. Vielleicht warteten Kate und Michael schon im Dorf, wenn sie und Gabriel zurückkehrten. Wäre das nicht toll? Mit den besiegten Kreischern der Gräfin im Triumphzug ins Dorf zu marschieren, an der Spitze der befreiten, dankbaren Väter … Michael würde jede Einzelheit des Kampfes wissen wollen, sie aber würde nur abwinken und sagen: »Ach, du weißt doch, wie Schlachten sind. Hat man eine gesehen, hat man alle gesehen.« Und wenn Kate sie tadelte, weil sie im Tunnel zu Gabriel zurückgegangen war, würde Emma sich entschuldigen und ihr in allem recht geben. »Allerdings«, würde sie nach einer Weile hinzufügen, »hätte ich Gabriels Leben nicht retten können,
wenn ich nicht zurückgekehrt wäre. Aber du hast trotzdem recht, liebe Kate.« Emma lächelte, und einen Moment lang entspannte sie sich, genoss die Wärme des Steins unter sich, den kühlen Wind auf ihrem Gesicht und das Gefühl eines herrlichen, milden Sommertags.
    »Komm bloß da runter.«
    Emma erhob sich und schaute sich um. Dena stand zwischen den Bäumen.
    »Es könnte dich jemand sehen.«
    Emma lachte. »Wer soll mich denn hier oben sehen?«
    »Das weiß man nie. Die Hexe hat viele Tricks auf Lager. Du solltest das Risiko nicht eingehen.«
    Emma ahnte, dass das Mädchen recht hatte. Unglücklicherweise lag es in Emmas Natur, bei den Worten »Tu das« oder »Tu das nicht« automatisch das Gegenteil zu tun.
    »Na wenn schon. Ich habe keine Angst vor ihr.«
    Genau in dem Moment hallte ein lautes Kraaaaaaaaah über das Tal. Emma schaute auf und sah einen großen schwarzen Raben hoch über ihren Köpfen kreisen. Mit einem Mal verspürte sie ein komisches Gefühl in der Magengrube, weil sie daran denken musste, was Abraham gesagt hatte: dass die Gräfin Vögel als Spione benutzte. Emma überlegte gerade, was sie tun sollte, als sie hastige Schritte durch den Wald kommen hörte. Dann war Gabriel da und zischte ihr wütend zu: »Runter da! Sofort!«
    Sie kletterte von dem Vorsprung, wobei sie sich die Handkanten aufschrammte.
    Gabriel streifte sich das Gewehr von der Schulter und legte an. Der Vogel entfernte sich von ihnen, und obwohl er mit jedem Flügelschlag kleiner und kleiner wurde, schoss Gabriel nicht. Er verfolgte ihn nur durch den Sucher, als ob zwischen
dem Raben und dem Mündungsrohr seines Gewehrs eine unsichtbare Schnur verliefe. Mit jeder Sekunde wuchs Emmas Angst; stumm flehte sie, er möge feuern, als ob der Tod des Vogels ihren Fehler auslöschen könnte. Als er schließlich den Abzug durchdrückte, war der Vogel nur noch ein winziger schwarzer Fleck vor dem Himmelsblau. Einen Moment lang geschah gar nichts, und Emma glaubte schon, er habe sein Ziel verfehlt. Doch dann rutschte der Vogel seitwärts und fiel in einer schier endlosen Spirale zu Boden.
    Die anderen Männer hatten sich am Rand der Klippe versammelt.
    »Einer ihrer Boten. Sie weiß Bescheid.«
    »Vielleicht.« Gabriel schob sich den Riemen seines Gewehrs wieder über die Schulter. »Unsere beste Hoffnung ist Schnelligkeit. Wir brechen sofort auf.«
    Wie ein Mann verschwand der Trupp zwischen den Bäumen.
    Emma griff nach Gabriels Hand. Sie war den Tränen nah. »Gabriel. Es … es ist meine Schuld. Dena sagte mir, ich solle herunterkommen, aber ich war so dumm. Ich …«
    Gabriel kniete sich vor sie hin. Sie glaubte, er würde zornig sein. Ihr Vorhaben war von Anfang an gefährlich genug gewesen und sie hatte die Gefahr noch vergrößert. Aber als er sie anschaute, lag nur Enttäuschung in seinem Blick. Aus irgendeinem Grund empfand sie dies als noch beschämender.
    »Wenn der Rabe uns verfolgt hat, dann ist er uns schon seit unserem Aufbruch aus dem Dorf auf den Fersen. Dein Verhalten spielt keine Rolle. Komm.«
    Er drehte sich um und ließ sie auf seinen Rücken klettern. Sie schlang die Arme um

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