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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Jetzt gleich. Sie haben das
Buch. Sie sagten, Sie würden es tun, wenn Sie das Buch hätten. Finden Sie unsere Eltern. Bitte!«
    Die Gräfin streckte die Hand aus und strich Michael übers Haar. »Mein lieber Junge, ich wünschte, ich könnte es. Aber weißt du, ich habe das Buch nicht.«
    Sie nickte zu der Stelle, wo das Buch auf dem Tisch lag.
    »Was … was passiert damit?«, fragte Kate.
    Die Ränder wurden unscharf und verschwommen. Es sah so aus, als würde es im Nebel verschwinden.
    »Das Universum ist eine seltsame Sache, meine liebe Kate. Es respektiert Individualität. Eine Person oder ein Gegenstand existiert nur ein einziges Mal in einem bestimmten Moment. Vervielfältigungen sind verboten. An dem Tag, an dem ihr Michael am Damm zurückgelassen habt und in eure Zeit zurückgekehrt seid, habt ihr vermutlich eine Sekunde lang euch selbst gesehen. Wisst ihr noch, wie sich das anfühlte?«
    Kate erinnerte sich. Als sie in dem unterirdischen Arbeitsraum sich selbst, Emma und Michael gesehen hatte, hatte sie das Gefühl gehabt, als ob eine ungeheure Macht sie niederdrücken würde. Und dann, in dem Moment, in dem ihre Doppelgänger verschwanden, verschwand auch der Druck.
    »Mit Magie kann man die Regeln ein wenig beugen«, fuhr die Gräfin fort, »besonders wenn es sich um Magie handelt, wie sie in diesem Buch eingeschlossen ist. Für einen kurzen Zeitraum können zwei Exemplare gleichzeitig existieren. Aber früher oder später korrigiert sich das Universum. Seit ihr in dieser Zeit angekommen seid, hat die andere Version des Buches – diejenige, die bereits vorher in dieser Zeit existierte – all ihre Macht genutzt, um sich gegen die Existenz der zweiten Version zu stemmen.«

    Das Buch wurde immer unschärfer. Kate fühlte, wie Panik in ihr aufstieg.
    »Tun Sie etwas!«
    »Ich wünschte, ich könnte es. Bedauerlicherweise kann nicht einmal ich die Gesetze der Natur ändern. Obwohl ich dankbar bin. Ich wollte schon aufgeben. Zwei Jahre lang sitze ich schon in diesem Kaff fest und schien meinem Ziel keinen Schritt näher gekommen zu sein. Aber die Tatsache, dass ihr das Buch in diesem Haus gefunden habt, beweist mir, dass ich kurz davor stehe, es ebenfalls zu finden. Schaut jetzt gut hin.«
    Und dann verblasste das Buch vor ihren Augen und verschwand.
    Über den Himmel zuckte krachend ein Blitz und ein kalter Wind blies über die Terrasse. Ein Sturm zog auf.
    »Aber …« Kate war fassungslos. »Wie sollen wir wieder nach Hause kommen?«
    »Meine Lieben«, sagte die Gräfin und ihre Augen glänzten im Kerzenschein. »Ihr seid zu Hause.«

KAPITEL 8
Wölfe
    Zwei Kreischer traten hinzu und zerrten Kate, Emma und Michael von ihren Sitzen, gerade als eine Regenwand auf das Haus zufegte. Kate hörte, wie Michael protestierte und die Gräfin anflehte.
    Sie wurden kerzenbeschienene Gänge entlanggeschleppt, während der Sekretär sich beeilen musste, um mit ihnen Schritt zu halten. Emma krallte sich in die Hand, die ihren Arm gepackt hielt, und schrie die Kreatur an, sie solle sie gefälligst loslassen. Der Kreischer warf sie sich daraufhin über die Schulter, aber Emma fuhr unbeirrt fort, ihm ihre Fäuste auf den Rücken zu hämmern, obwohl er keinerlei Reaktion zeigte. Kate wusste, wohin man sie brachte.
    Sie blieben vor einer doppelflügeligen Tür stehen und der Sekretär zog einen Schlüsselring aus der Hosentasche.
    »Warten Sie …«, sagte Kate, aber schon öffnete sich die Tür, und ohne weitere Umschweife wurden sie hineingestoßen.
Hinter ihnen schnappte das Schloss ein, und Kate hörte, wie sich das schrille Kichern des Sekretärs allmählich entfernte.
    Der Raum war still und ganz und gar nachtdunkel. Draußen hämmerte der Regen aufs Dach. Plötzlich waren ein Scharren und Schaben zu hören; jemand grunzte vor Schmerz: Emma hatte Michael in der Dunkelheit gefunden und sich auf ihn gestürzt.
    »Emma, hör auf!« Nur mit Mühe gelang es Kate, ihre Schwester wegzuziehen, wobei sie einen Stoß mit dem Ellbogen gegen ihre Wange bekam.
    »Ich hasse dich!«, brüllte Emma. »Ich wünschte, du wärst tot! Du bist nicht mein Bruder!«
    »Nein!« Kate legte ihre Wange an die ihrer Schwester. Emmas Gesicht war tränennass. »Das darfst du nicht sagen! Hast du gehört? Sag so was nie wieder!«
    Emma wurde schlaff in Kates Armen, und Kate hielt sie fest, während sie schluchzte. Michael lag schniefend auf dem Boden. Kate wusste, dass sie zu ihm gehen und ihn trösten müsste, dass sie ihm sagen müsste, dass sie

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