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Emilia Galotti

Emilia Galotti

Titel: Emilia Galotti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Verzeihung, gnädige Frau. - Mein Herr Graf, ich war vor Ihrem Hause, und erfuhr, daß ich Sie hier treffen würde.
    Ich hab' ein dringendes Geschäft an Sie - Gnädi-ge Frau, ich bitte nochmals um Verzeihung; es ist in einigen Minuten geschehen.
    CLAUDIA. Die ich nicht verzögern will. (Macht ihm eine Verbeugung und geht ab)
    Zehnter Auftritt (Marinelli. Appiani)
    APPIANI. Nun, mein Herr?
    MARINELLI. Ich komme von des Prinzen
    Durchlaucht.
    APPIANI. Was ist zu seinem Befehl?
    MARINELLI. Ich bin stolz, der Überbringer einer so vorzüglichen Gnade zu sein. - Und wenn Graf Ap-piani nicht mit Gewalt einen seiner er-gebensten Freunde in mir verkennen will --
    APPIANI. Ohne weitere Vorrede; wenn ich bitten darf.
    MARINELLI. Auch das! - Der Prinz muß
    sogleich an den Herzog von Massa, in Angelegenheit seiner Vermählung mit dessen Prinzessin Tochter, einen Bevollmächtigten senden. Er war lange unschlüssig, wen er dazu ernennen 57
    solle. Endlich ist seine Wahl, Herr Graf, auf Sie gefallen.
    APPIANI. Auf mich?
    MARINELLI. Und das, - wenn die Freundschaft ruhmredig sein darf - nicht ohne mein Zutun -
    APPIANI. Wahrlich, Sie setzen mich wegen eines Dankes in Verlegenheit. - Ich habe schon längst nicht mehr erwartet, daß der Prinz mich zu brauchen geruhen werde. -
    MARINELLI. Ich bin versichert, daß es ihm bloß an einer würdigen Gelegenheit gemangelt hat. Und wenn auch diese so eines Mannes, wie Graf Ap-piani, noch nicht würdig genug sein sollte: so ist freilich meine Freundschaft zu vorei-lig gewesen.
    APPIANI. Freundschaft und Freundschaft,um das dritte Wort! - Mit wem red' ich denn? Des Mar-chese Marinelli Freundschaft hätt' ich mir nie träumen lassen. -
    MARINELLI, Ich erkenne mein Unrecht, Herr Graf, mein unverzeihliches Unrecht, daß ich, ohne Ihre Erlaubnis, Ihr Freund sein wollen. -
    Bei dem allen: was tut das? Die Gnade des Prinzen, die Ihnen angetragene Ehre, bleiben, was 58
    sie sind: und ich zweifle nicht, Sie werden sie mit Begierd' ergreifen.
    APPIANI (nach einiger Überlegung). Allerdings.
    MARINELLI.Nun so kommen Sie.
    APPIANI.Wohin?
    MARINELLI. Nach Dosalo, zu dem Prinzen. -
    Es liegt schon alles fertig; und Sie müssen noch heut' abreisen.
    APPIANI. Was sagen Sie? - Noch heute?
    MARINELLI. Lieber noch in dieser nämlichen Stunde, als in der folgenden. Die Sache ist von der äußersten Eil.
    APPIANI. In Wahrheit? - So tut es mir leid, daß ich die Ehre, welche mir der Prinz zugedacht, verbitten muß.
    MARINELLI.Wie?
    APPIANI. Ich kann heute nicht abreisen; - auch morgen nicht; - auch übermorgen noch nicht. -
    MARINELLI. Sie scherzen, Herr Graf.
    APPIANI. Mit Ihnen?
    MARINELLI. Unvergleichlich! Wenn der
    Scherz den Prinzen gilt, so ist er um so viel lustiger. - Sie können nicht?

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    APPIANI. Nein, mein Herr, nein. - Und ich hoffe, daß der Prinz selbst meine Entschuldigung wird gelten lassen.
    MARINELLI. Die bin ich begierig, zu hören.
    APPIANI. O, eine Kleinigkeit! - Sehen Sie; ich soll noch heut' eine Frau nehmen.
    MARINELLI.Nun? und dann?
    APPIANI. Und dann? - und dann? - Ihre Frage ist auch verzweifelt naiv.
    MARINELLI. Man hat Exempel, Herr Graf, daß sich Hochzeiten aufschieben lassen. - Ich glaube freilich nicht, daß der Braut oder dem Bräutigam immer damit gedient ist. Die Sache mag ihr Unangenehmes haben. Aber doch, dächt' ich, der Befehl des Herrn -
    APPIANI. Der Befehl des Herrn? - des Herrn?
    Ein Herr, den man sich selber wählt, ist unser Herr so eigentlich nicht - Ich gebe zu, daß Sie dem Prinzen unbedingtern Gehorsam schuldig wären. Aber nicht ich. - Ich kam an seinen Hof als ein Freiwilliger. Ich wollte die Ehre haben, ihm zu dienen; aber nicht sein Sklave werden.
    Ich bin der Vasall eines größern Herrn -

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    MARINELLI. Größer oder kleiner: Herr ist Herr.
    APPIANI. Daß ich mit Ihnen darüber stritte! -
    Genug, sagen Sie dem Prinzen, was Sie gehört haben; - daß es mir leid tut, seine Gnade nicht annehmen zu können; weil ich eben heut' eine Verbindung vollzöge, die mein ganzes Glück ausmache.
    MARINELLI. Wollen Sie ihn nicht zugleich wissen lassen, mit wem?
    APPIANI. Mit Emilia Galotti.
    MARINELLI. Der Tochter aus diesem Hause?
    APPIANI. Aus diesem Hause.
    MARINELLI.Hm! hm!
    APPIANI. Was beliebt?
    MARINELLI. Ich sollte meinen, daß es sonach um so weniger Schwierigkeit haben könne, die Zeremonie bis zu Ihrer Zurückkunft auszusetzen.
    APPIANI. Die Zeremonie? Nur die Zeremonie?
    MARINELLI. Die guten Eltern werden es so genau nicht nehmen.
    APPIANI. Die guten

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