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Emilia Galotti

Emilia Galotti

Titel: Emilia Galotti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Eltern?
    MARINELLI. Und Emilia bleibt Ihnen ja wohl gewiß.

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    APPIANI. Ja wohl gewiß? - Sie sind mit Ihrem Ja wohl - ja wohl ein ganzer Affe!
    MARINELLI. Mir das, Graf?
    APPIANI. Warum nicht?
    MARINELLI. Himmel und Hölle! - Wir werden uns sprechen.
    APPIANI. Pah! Hämisch ist der Affe; aber -
    MARINELLI. Tod und Verdammnis! - Graf, ich fo-dere Genugtuung.
    APPIANI. Das versteht sich.
    MARINELLI. Und würde sie gleich itzt nehmen: -nur daß ich dem zärtlichen Bräutigam den heutigen Tag nicht verderben mag.
    APPIANI. Gutherziges Ding! Nicht doch! Nicht doch! (indem er ihn bei der Hand ergreift) Nach Massa freilich mag ich mich heute nicht schicken lassen; aber zu einem Spaziergange mit Ihnen hab' ich Zeit übrig. - Kommen Sie, kommen Sie!
    MARINELLI (der sich losreißt, und abgeht).
    Nur Geduld, Graf, nur Geduld!
    Eilfter Auftritt (Appiani. Claudia Galotti) 62
    APPIANI. Geh, Nichtswürdiger! - Ha! das hat gut getan. Mein Blut ist in Wallung gekommen.
    Ich fühle mich anders und besser.
    CLAUDIA (eiligst und besorgt). Gott! Herr Graf
    -Ich hab' einen heftigen Wortwechsel gehört. -
    Ihr Gesicht glühet. Was ist vorgefallen?
    APPIANI. Nichts, gnädige Frau, gar nichts. Der Kammerherr Marinelli hat mir einen großen Dienst erwiesen. Er hat mich des Ganges zum Prinzen überhoben.
    CLAUDIA.In der Tat?
    APPIANI. Wir können nun um so viel früher abfahren. Ich gehe, meine Leute zu treiben, und bin sogleich wieder hier. Emilia wird indes auch fertig.
    CLAUDIA. Kann ich ganz ruhig sein, Herr
    Graf?
    APPIANI. Ganz ruhig, gnädige Frau. (Sie geht herein und er fort)

    63

Dritter Aufzug
    (Die Szene, ein Vorsaal auf dem Lustschlosse des Prinzen)

Erster Auftritt
    (Der Prinz. Marinelli)

    MARINELLI. Umsonst; er schlug die angetragene Ehre mit der größten Verachtung aus.
    DER PRINZ. Und so bleibt es dabei? So geht es vor sich? so wird Emilia noch heute die Seinige?
    MARINELLI. Allem Ansehen nach.
    DER PRINZ. Ich versprach mir von Ihrem Ein-falle so viel! - Wer weiß, wie albern Sie sich dabei genommen. - Wenn der Rat eines Toren einmal gut ist, so muß ihn ein gescheuter Mann ausführen. Das hätt' ich bedenken sollen.
    MARINELLI.Da find' ich mich schön belohnt!
    DER PRINZ. Und wofür belohnt?
    MARINELLI. Daß ich noch mein Leben dar-
    über in die Schanze schlagen wollte. - Als ich sahe, daß weder Ernst noch Spott den Grafen bewegen konnte, seine Liebe der Ehre nachzu-setzen: versucht' ich

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    es, ihn in Harnisch zu jagen. Ich sagte ihm Dinge, über die er sich vergaß. Er stieß Beleidigun-gen gegen mich aus: und ich foderte Genugtuung, -und foderte sie gleich auf der Stelle. - Ich dachte so: entweder er mich; oder ich ihn. Ich ihn: so ist das Feld ganz unser. Oder er mich: nun, wenn auch; so muß er fliehen, und der Prinz gewinnt wenigstens Zeit.
    DER PRINZ. Das hätten Sie getan, Marinelli?
    MARINELLI. Ha! man sollt' es voraus wissen, wenn man so töricht bereit ist, sich für die Gro-
    ßen aufzuopfern - man sollt' es voraus wissen, wie erkenntlich sie sein würden -
    DER PRINZ. Und der Graf? - Er stehet in dem Rufe, sich so etwas nicht zweimal sagen zu lassen.
    MARINELLI. Nachdem es fällt, ohne Zweifel. -
    Wer kann es ihm auch verdenken? - Er versetzte, daß er auf heute doch noch etwas Wichtigeres zu tun habe, als sich mit mir den Hals zu brechen. Und so beschied er mich auf die ersten acht Tage nach der Hochzeit.
    DER PRINZ. Mit Emilia Galotti! Der Gedanke macht mich rasend! - Darauf ließen Sie es gut 65
    sein, und gingen; - und kommen und prahlen, daß Sie Ihr Leben für mich in die Schanze geschlagen; sich mir aufgeopfert -
    MARINELLI. Was wollen Sie aber, gnädiger Herr, das ich weiter hätte tun sollen?
    DER PRINZ. Weiter tun? - Als ob er etwas getan hätte!
    MARINELLI. Und lassen Sie doch hören, gnä-
    diger Herr, was Sie für sich selbst getan haben. -
    Sie waren so glücklich, sie noch in der Kirche zu sprechen. Was haben Sie mit ihr abgeredet?
    DER PRINZ (höhnisch). Neugierde zur Gnüge! -
    Die ich nur befriedigen muß. - O, es ging alles nach Wunsch. - Sie brauchen sich nicht weiter zu bemühen, mein allzudienstfertiger Freund! -
    Sie kam meinem Verlangen, mehr als halbes Weges, entgegen. Ich hätte sie nur gleich mit-nehmen dürfen. (Kalt und befehlend) Nun wissen Sie, was Sie wissen wollen; - und können gehn!
    MARINELLI. Und können gehn! - Ja, ja; das ist das Ende vom Liede! und würd' es sein, gesetzt auch, ich wollte noch das Unmögliche versu-chen. - Das Unmögliche, sag' ich? - So

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