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Emilia - Herzbeben

Emilia - Herzbeben

Titel: Emilia - Herzbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Nell
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direkt an. »Ich sollte dich vielleicht warnen«, sagte sie auf einmal.
    Mia sah erschrocken auf.
    »Kann schon sein, dass dich gleich jemand anspringt.«
    »Wie bitte?«, fragte Mia entsetzt, doch Nadja lachte.
    »Lara«, sagte sie nur. »Sie freut sich maßlos auf dich.«
    Mia seufzte und ließ die Schultern wieder sinken. Sie wusste nicht, ob sie das ein ganzes Jahr lang aushalten würde. Offenbar glaubten sie bei ihrem Großvater Punkte sammeln zu können, wenn sie nett zu ihr waren. Und anscheinend versuchten sie sich dabei gegenseitig zu übertreffen.
    Als sich der Fahrstuhl öffnete und sie eintraten, sagte Mia mit gesenktem Kopf: »Ihr müsst das nicht tun.«
    Nadja sah sie groß an. Das erkannte sie in den Fahrstuhltüren, in denen sie sich spiegelten. »Was meinst du?«
    »Ihr müsst nicht nett zu mir sein, weil ich Walts Enkelin bin.«
    Jetzt machte Nadja ein entsetztes Gesicht und verstummte einen Augenblick. Offenbar hatte Mia direkt ins Schwarze getroffen. »Wa … Du denkst wirklich, wir …« Doch bevor Nadja zu Ende sprechen konnte, öffnete sich schon die Tür. Direkt vor Mia stand jetzt ein Mädchen. Sie war jünger als Mia. Vielleicht 14 oder 13. Ihr braunes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, doch es lugten über ihren Ohren kurze Haarsträhnen heraus, die weit abstanden und sie ein wenig zerzaust aussehen ließen. Als sie Mia erblickte, leuchteten ihre großen, blauen Augen auf und in ihrem Gesicht zeichnete sich das fröhlichste Lächeln ab, das Mia je gesehen hatte. Es war geradezu ansteckend. »Mia!«, rief sie glücklich, sprang in den Fahrstuhl und nahm sie fest in die Arme.
    Mia taumelte rückwärts und stieß gegen die Wand. Sie hörte Nadja lachen und sah, wie sie sich mit verschränkten Armen in die Tür stellte, damit sie sich nicht wieder schloss. » Das habe ich gemeint«, lachte Nadja. Dann deutete sie auf Laras Kopf und flüsterte: »Und das ist echt .«

5
    Er spürte eine gefährliche, vibrierende Energie, als er den Hof betrat. Sie war zerstörerisch. Und erhaben. Und sie schien sich nur langsam zu verflüchtigen. Die Arbeiter, die versuchten den Schaden zu beheben und die Schule wieder in Ordnung zu bringen, waren schnell erschöpft und brauchten lange Pausen. Die Energie zerrte an ihrer Kraft und raubte ihnen immer noch den Atem.
    Kell schritt langsam über den verwüsteten Hof und sah sich um. Die zertrümmerten Steine formten an einer Stelle mitten auf dem Hof einen Kreis. So, als hätte sich die Windhose hier in den Boden gefräst. An dieser Stelle musste der Junge gestanden haben, dachte er sich. Es roch immer noch nach Angst.
    »Er hatte Recht«, sagte die vertraute Stimme seiner Schwester hinter ihm. Sie stellte sich mitten in den Kreis, holte tief Luft und schloss kurz die Augen. Kell sah sie dabei an. Sie wirkte erhaben und stolz. Wie immer und bei allem, was sie tat. Die Bauarbeiter, die auf den Bänken rasteten, stierten sie an und konnten ihre Blicke nicht von ihrer gefährlichen Schönheit lösen. Kell lachte in sich hinein. »Hier hat jemand sein Unwesen getrieben«, fuhr sie fort und schlug die pechschwarzen Augen wieder auf. »Und es war kein Schatten.«
    »Nein«, bestätigte Kell, »dazu ist die Energie zu stark. Sie hängt immer noch in der Luft.« Er legte den Kopf in den Nacken und atmete die energiegeladene Luft tief ein. Dabei spürte er die Kraft, die sich über seine Lungen in seinem ganzen Körper ausbreitete. Sie bebte in seinen Muskeln und wirkte fast berauschend.
    »Kommt seiner Energie sehr nahe, findest du nicht?«, sagte Malina, als sie ihren Bruder dabei beobachtete, wie er die Energiein sich aufsaugte.
    Kell ging jetzt auf das Schulgebäude zu und hörte, wie sich einige Bauarbeiter aufrappelten, um ihn aufzuhalten. »Das ist ketzerisch«, sagte Kell leise, jedoch warnend zu ihr. »Nichts kommt seiner Energie nahe.«
    Malina folgte ihm. »Ich frage mich nur, warum ich nicht sehen kann, was vorgefallen ist. Es ist alles verschwommen«, sagte sie und betrachtete noch einmal nachdenklich den zertrümmerten Boden.
    »Entschuldigen Sie!«, rief einer der Bauarbeiter. »Sie können da nicht reingehen!«
    Kell seufzte. »Übernimm du das, Malina.«
    Seine Schwester lachte leise. »Gern.«
    Während Kell hinein ging, trat Malina auf den Mann zu und fixierte seine Augen, woraufhin er erstarrt stehen blieb und sie erschrocken ansah. Malina hauchte ein leises, unheilvolles Lachen aus. Es amüsierte sie nach all der Zeit immer noch, wie leicht sie in

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