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Emilia - Herzbeben

Emilia - Herzbeben

Titel: Emilia - Herzbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Nell
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schweres Entsetzen auslöste. »Er war groß. Größer als Angor. Das weißt du.«
    »Und jetzt ist er tot!«, schimpfte er wütend. »Deinetwegen werden wir noch gegrillt! Wenn die je herauskriegen, wie du denkst …«
    »Werden sie nicht«, tönte Malina jetzt, lächelte ihrem Bruder zu und klopfte ihm gut gelaunt auf die muskulöse Brust. »Weil mein Bruderherz mich nicht verrät«, flötete sie und ging zur Tür. »Mit wem sollte ich sonst über solche Dinge reden?!«
    Kell schnaufte missgelaunt und folgte ihr. »Du bist unmöglich!«
    Als Malina dann die Hotelzimmertür öffnete, erstarrte sie plötzlich und Kell erstarrte ebenfalls. Ihre Blicke gingen ins Leere. Ein Gefühl durchzog plötzlich ihr Bewusstsein. Stark und gefährlich. Dasselbe Gefühl, das sie schon vor Tagen gespürt hatten und weswegen Angor sie losgeschickt hatte, um die Ursache zu finden. Zum dritten Mal hatten sie es jetzt gespürt. Zwar nicht so stark, wie beim ersten Mal, aber stark genug, um ihnen Angst einzujagen. Malina sah ihren Bruder erschrocken an. »Hast du das gefühlt?«
    Seit einer Woche war die gesamte Unterwelt in Aufruhr. Eine Energie, so stark wie der Teufel selbst, erschütterte ihr Dasein. Sie spürten sie alle, doch niemand konnte sagen, woher sie kam. Es war, als stürze sie aus allen Richtungen auf sie ein. Und dabei wurde sie immer stärker. Sie tauchte zyklisch auf. Immer wieder. Wie Geburtswehen, die immer schlimmer wurden und sich solange steigerten, bis etwas hervorgebracht wurde. Und das, was dabei entstand, war so zerstörerisch, dass es selbst den Teufel ängstigte.
    Kell nickte und schob sie aus der Tür. »Wir müssen uns beeilen. Wenn das so weitergeht, schickt er bald die Sieben.«
    Malina drehte sich entsetzt zu ihm um. »Das tut er nicht! Die schlachten das ganze Land ab!«
    »Deshalb sollten wir ihn zuerst finden«, sagte Kell. »Ich hab keine Lust deren Dreck wegzuräumen. Außerdem lassen die sich nicht so gut vertuschen, wie ein Unwetter.«

11
    Alvas Gesicht sah, wie auch das Gesicht ihres Großvaters, viel zu jung aus, doch es strahlte Weisheit, Wissen und Liebe aus. Ihr langes Haar war an manchen Stellen grau, doch es hatte dennoch einen gesunden, schimmernden Glanz, den man selbst in ihrer Hochsteckfrisur sehen konnte. Als sie die Tür öffnete und Mia erblickte, war ihr Gesicht voller Freude. Sie nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich. »Es ist so schön, dass du hier bist, Mia!«, sagte sie glücklich.
    Mia mochte sie. Sie war für sie so etwas wie ihre Großmutter, oder ein Großmutterersatz. Sie war zwar ein wenig verrückt, was all ihre Bücher über Hexen, Kräuterkunde und Zauberei anging. Aber sie war nett und liebenswert. Auch, wenn sie behauptete von einer Familie abzustammen, in der ausnahmslos jeder hellsehen konnte. Als sich Mia aber bewusst machte, dass sie gerade auf eine Schule für übersinnlich Begabte ging, erschien ihr das gar nicht mehr so ungewöhnlich. Mia betrat ihr Haus mit Staunen. Auch hier war sie noch niemals zu Besuch gewesen. Überall an der Decke hingen Kristalle, die das Sonnenlicht reflektierten und bunte Lichtpunkte auf den Boden und die Möbel warfen. Kräuterbüschel waren an den Wänden befestigt und verbreiteten einen würzigen Duft. Jetzt wusste Mia, woher ihr Großvater seine Kräuter hatte, die überall im Haus an der Decke hingen. Im Wohnzimmer und im Esszimmer standen große Regale mit unzähligen Büchern. Eines davon lag auf dem Esszimmertisch. Es war schwarz. Und auf dem Einband war ein seltsames Symbol eingebrannt. In diesem Moment bemerkte Mia Jona. Er stand in der Ecke des Esszimmers gegen die Wand gelehnt. Seine Hände ruhten in seinen Hosentaschen, sein Kopf war gesenkt und sein Gesicht wirkteangespannt. Als er aber zu Mia aufsah, erhellte es sich und ein Lächeln kam zum Vorschein. Mia versuchte ebenfalls zu lächeln, doch es gelang ihr kaum. Die Worte ihres Großvaters lasteten wie tonnenschwere Gewichte auf ihrer Seele. Sie fühlte, wie sich der Schmerz in ihrem Herzen in ihrem Gesicht ausdrückte und sie konnte es nicht abstellen. Im nächsten Moment kam Nadja um die Ecke. Sie stellte ein Tablett mit Getränken auf den Esszimmertisch und grüßte Mia sanft.
    »Setzt euch«, bat Alva.
    Mia setzte sich neben Nadja, Jona nahm ihnen gegenüber Platz und Walt setzte sich neben ihn. Während Alva noch einmal in die Küche huschte, fragte Walt ihn, ob alles okay sei. Jona winkte nur nickend ab und sah dann kurz Mia an. In dem Moment kam

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