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Emilia - Herzbeben

Emilia - Herzbeben

Titel: Emilia - Herzbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Nell
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geflüchtet. Naja«, machte Mia jetzt und senkte den Blick, »jetzt weiß ich ja, dass es vermutlich Schatten waren, die sie davon gejagt haben und dass es wahrscheinlich auch Schatten waren, die am Tag meiner Geburt hier gewesen sind.«
    Sie nickte alle und sahen sich in der Pizzeria um, um sicherzugehen, dass ihnen niemand zuhörte. Und jetzt kam auch die Bedienung mit den Pizzen. Doch niemand rührte seine Pizza an. All ihre Blicke waren noch auf Mia gerichtet.
    »Heute habe ich ein bisschen recherchiert und im Internet eine Liste von Menschen gefunden, die damals hier gestorben sind. Darunter war eine Frau namens Aina Emgau und ein Mannnamens Walter Emgau.«
    Wieder nickten alle gebannt.
    »Ich glaube«, sagte Mia und holte tief Luft, bevor sie weitersprach, »der Name meiner Mutter war früher Aina Emgau.«
    Jetzt entgleisten ihnen die Gesichtszüge. Keiner sagte etwas. Sie starrten sie nur entsetzt an. Nadja war die erste, die wieder das Wort ergriff. »Du meist, deine Mutter ist damals hier gestorben?« Dann runzelte sie die Stirn. »Aber … sie ist doch quicklebendig! Was …«
    »Soll das heißen, dass deine Mutter nicht deine richtige Mutter ist?«, fragte Mike jetzt verwirrt.
    Mia zog ihre dünnen Schultern hoch. »Ich weiß nicht, was es heißt.«
    »Vielleicht hat sie ihre Identität geändert«, vermutete Jona.
    Diese Idee gefiel Mia am besten. »Aber warum sollte sie das tun?«
    »Wie hieß der andere? Walter Emgau?«, fragte Mike noch einmal.
    Mia nickte.
    »Wie wär`s, wenn wir nach der Pizza noch einen kleinen Abstecher zum Friedhof machen? Vielleicht finden wir da etwas raus.«
    Damit waren alle mehr als einverstanden und sie konnten es gar nicht erwarten die Pizza zu verdrücken, um endlich loszufahren. Diese kleine Geschichte hatte sie sehr neugierig gemacht. Mia jedoch hatte Angst. Was würde sie erfahren, wenn sie dort war?
    Es wurde schon langsam dunkel, als die den Stadtfriedhof erreichten und obendrein war er auch geschlossen, weshalb sie über den Zaun klettern mussten. Jona half Mia dabei und nahm ihre Hand, was sie so sehr in Verzückung versetzte, dass sie fast vergaß, warum sie hier war.
    Nadja holte ihre Erinnerungen jedoch schnell zurück. »Und wie finden wir sie jetzt?«, fragte sie flüsternd und sah sich ein wenig ängstlich um. »Wir haben nicht viel Zeit. Mia muss gleich zu Hause sein.«
    »Wir teilen uns am besten auf«, schlug Mike vor. »Wir gehen hier lang und ihr beide dort entlang.« Damit meinte er Mia undJona und zeigte auf einen Weg, der genau in die andere Richtung verlief.
    Mia schlug das Herz bis zum Hals. Nicht nur, weil sie so etwas noch nie gemacht hatte, sondern hauptsächlich, weil sie jetzt mit Jona allein war. Ganz allein. Sie gingen den Weg entlang und suchten die Gräber ab. Es war still auf dem Friedhof. Unheimlich still. Man hörte nur ihre Schritte auf dem sandigen Gehweg. Jona sah Mia immer wieder an. Sein Gesichtsausdruck war liebevoll und interessiert. Ihr schien, als wollte er ihr am liebsten tausend Fragen stellen, um mehr über sie zu erfahren, doch er traute sich wohl nicht. Oder er wollte sie nicht überrumpeln. Mia überlegte, ob sie irgendetwas Sinnvolles sagen konnte, um das Schweigen zu brechen, aber ihr fiel nichts Besseres ein, als ihm noch einmal von ihrer Vision zu berichten.
    »Dein Vater«, begann sie, »ist er wirklich so gemein zu dir?«
    Auf einmal machte er ein erschrockenes Gesicht. »Woher weißt du von meinem Vater?«, fragte er mit großen Augen.
    »Ich hab in der Vision nicht nur diesen Schatten gesehen, sondern auch eine Szene, in der du … mit deinem Vater …«, sie sah ihn entschuldigend an. Vielleicht hätte sie dieses Thema doch lieber nicht ansprechen sollen.
    Er überlegte einen Moment und sah sie dabei an. Das spärliche Licht der Abenddämmerung zeichnete seine Gesichtszüge weicher und ließ seine Augen noch wärmer erscheinen, als sonst. Er war der hübscheste Junge, dem sie je begegnet war. Irgendwann sagte er leise und mild lächelnd: »Ja, aber ich komme damit schon klar. Er kann nichts dafür.«
    Skepsis zeichnete sich in Mias Gesicht ab. »Er kann nichts dafür?«
    Jona lachte leise, doch sie sah ihm an, dass ihm dieses Thema zu schaffen machte. Er sah traurig aus, obwohl er lächelte. »Nein, er ist ziemlich konservativ erzogen worden. Etwas, das nicht seiner Norm entspricht, kann er nicht akzeptieren. Das ist eben so und das wird sich wohl auch nie ändern.« Er seufzte und zuckte dabei resignierend mit den

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