Emilia - Herzbeben
zurück und rief: »Bleibt weg von mir!«
Jona und Lara blieben erschrocken stehen und sahen sie entsetzt an. Nadja kam jetzt langsam auf Mia zu und sagte mit ruhiger Stimme: »Mia, glaub mir, wir sind nicht nur wegen Walt mit dir befreundet!«
In diesem Moment schaltete Jona und kam ebenfalls auf Mia zu. Sein entschuldigender und gequälter Gesichtsausdruck machte sie jedoch wütend. Warum sparten sie sich ihre Reden und Entschuldigungen nicht? Sie wollte nichts davon hören.
»Es stimmt, er hat uns gesagt, wir sollen uns um dich kümmern und dich beschützen«, fuhr Nadja fort, »aber nicht, damit du Freunde hast, sondern weil du tatsächlich in Gefahr bist!«
Jetzt sah Mia sie entgeistert an. Was sagte sie da?
»Er hat von uns verlangt«, sagte Jona jetzt und versuchte dabei so vorsichtig und gefühlvoll wie möglich zu klingen, während er näher an sie heran trat, »dir nichts davon zu sagen. Er wollte dich nicht beunruhigen und dir ein normales Leben ermöglichen. Deshalb hält es deine Familie schon dein ganzes Leben lang vor dir geheim.«
Mia sah verzweifelt von einem zum anderen, wobei ihr ununterbrochen Tränen über das Gesicht liefen. » Was ? Was hält meine Familie vor mir geheim? Und wieso wisst ihr mehr darüber, als ich?«
Sie sahen sich alle an und sagten nichts. Die Antwort kam dann nach einer Weile von Mike: »Dass sie dich jagen.« Er stand am Fenster und sah immer noch hinaus. »Sie jagen dich schon seit deiner Geburt, hat er gesagt. Deswegen ziehen deine Eltern immer mit dir von Stadt zu Stadt, damit sie dich nicht finden.« Erst jetzt wandte er sich zu ihr um und sah sie direkt an. »Er wollte, dass wir dich beschützen, weil wir die Einzigen sind, die über sie Bescheid wissen.«
»Und weil wir Kräfte haben, die andere nicht haben«, ergänzte Emma, die immer noch auf dem Holztisch saß. »Er dachte, bei uns bist du am besten aufgehoben.«
Mia wich ungläubig vor ihnen zurück und schüttelte immer wieder fassungslos mit dem Kopf. Was wollten sie ihr da aufbinden? Dass sie schon ihr Leben lang von Vampiren gejagt wurde? Das war verrückt! Total verrückt! Was sollten die von ihr wollen? »Nein«, hauchte sie, »Nein« und ging so lange rückwärts, bis sie gegen die Wand stieß.
Nadja folgte ihr. »Ich kann mir vorstellen, dass das jetzt schwer für dich ist, Mia, aber diese Vampire vorhin, diese Frau und der Mann«, sie ballte die Hand zur Faust, die von dem Vampir gebissen worden war, »die hatten es auf dich abgesehen. Wir wissen nicht, wieso. Walt hat es uns nicht gesagt. Er hat uns ja auch nichts von deinen Kräften gesagt.«
»Kräfte?«, sagte Lara auf einmal und sah Nadja mit großen, neugierigen Augen an.
»Sie hat im PK-Unterricht das gesamte Klassenzimmer auseinander genommen«, lachte Mike, sah dann noch einmal hinaus und teilte ihnen mit, dass die anderen gerade ankamen.
»Irgendetwas scheint da in dir zu sein«, fuhr Nadja fort, »dass die wollen.«
»Aber sie werden es nicht bekommen«, entgegnete Jona. Sein Gesicht wirkte auf einmal nicht mehr entschuldigend, sondern entschlossen. Er sah Mia lang und innig an und streckte dann die Hand nach ihr aus. »Du kannst uns vertrauen, Mia«, sagte er und blickte ihr dabei fest in die Augen. »Wir lassen nicht zu, dass die dich kriegen. Und wir tun das nicht für Walt. Sondern für dich.«
Mia erwiderte seinen Blick skeptisch und überlegte lange. Wenner und die anderen nur auf den Wunsch ihres Großvaters hin hier waren und sie beschützten, warum verheimlichten sie ihm dann, was passiert war? Niemand hatte ihn bisher angerufen. Und auch Mias Unfall in dem Klassenzimmer hatten sie ihm verheimlicht. Jona war mit Emma auf eigene Faust in die Redaktion gefahren, um etwas über ihre Mutter herauszufinden. Auch das hatten sie ihm nicht erzählt. Taten sie das alles also tatsächlich für sie? Oder versuchte sie sich nur einzureden, dass ihnen etwas an ihr lag? Dass ihm etwas an ihr lag. Er sah sie immer noch an. Und selbst, als all die anderen laut den Raum betraten, löste er seinen Blick nicht von ihren Augen. Mia hob zögerlich die Hand und legte sie in seine. Daraufhin drückte er sie sanft, lächelte und zog sie zu dem Esszimmertisch, wo sie sich auf einen Stuhl setzte und erst einmal tief durch atmete.
»Wer ist der Kerl da draußen?«, rief jemand in den Raum. Mia sah auf und erblickte das rothaarige Mädchen, das sie auf dem Foto in Walts Büro gesehen hatte. Sie musste schon fast erwachsen sein. Sie war groß und
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