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Emily, allein

Emily, allein

Titel: Emily, allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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schlängelten sich um die gotische, raketenförmige Cathedral of Learning herum, an der Bücherei und Flagstaff Hill vorbei zum Rand von Schenley Park. Auch wenn auf dem Golfplatz noch Schnee lag und die Bäume noch kahl waren, im spitzen Glaspalast des Phipps Conservatory stand die Welt schon in voller Blüte.
    Auf dem Fußweg, der zum neuen Informationszentrum führte, mussten Emily und Arlene, noch bevor sie den Eingang erreichten, stehenbleiben und die Beete mit den gekräuselten buttergelben Narzissen bestaunen, die bereits vorzeitig blühten, als gehörten sie einer anderen Klimazone an.
    «Glaubst du, der Boden wird beheizt?», fragte Arlene und sah sich nach einem Kabel um.
    «Die wurden bestimmt umgepflanzt. Der Mulch ist ganz frisch.»
    In der Eingangshalle des Informationszentrums, die hell erleuchtet war und geschwungene weiße Wände hatte, vermischten sich ein Dutzend Gespräche, erfüllten den Innenhof. An der Kuppeldecke hing ein riesiger ringelblumenfarbener Kronleuchter aus Hunderten mundgeblasener Glasröhren, die aussahen wie die Ballons, aus denen Clowns für die Kinder Tiere formten. Er sollte modern und skurril wirken, war aber bloß plump und hässlich - und in dieser Größe äußerst aufdringlich.
    «Ach du meine Güte», sagte Emily.
    «Ich glaube, der gefällt mir», sagte Arlene.
    «Das ist nicht dein Ernst.»
    «Doch.»
    Sie gaben ihre Mäntel ab, behielten aber die Handtaschen. Statt Arlene zu fragen, ob sie sich an der ausladenden, rampenartigen Treppe versuchen sollten, fuhr sie mit ihr im Aufzug ein Stockwerk höher, zusammen mit mehreren hell gekleideten Gartenclubmitgliedern, von denen jemand einen graurädrigen Rollator benutzte.
    Als sich die Tür öffnete, lag ein üppiger Dschungel vor ihnen - hochgewachsene Palmen und Gummibäume, Bambusstauden, Orchideen in Hülle und Fülle, aber auch Körbe voller Hortensien und an den niedrigen roten Backsteinmauern ordentliche Rabatten mit weißen Tulpen. Es war feuchtwarm, die schweißtreibende Luftfeuchtigkeit zugleich fremd und vertraut, berauschend. Emily empfand den Duft nasser, umgegrabener Erde als Versprechen. In ein paar Wochen würde sie, glücklich beschäftigt, hinten im Garten auf allen vieren hocken, der lange Winter vergessen.
    So verstrich die Zeit - indem man alles andere durchstand, um das zu tun, was man wollte. Inzwischen fiel kaum noch etwas in diese Kategorie: Ostern, ihr Garten, Chautauqua. Sie dachte, es sollte mehr Dinge geben, für die man lebte.
    Sie entflohen den belebten Kreuzungen im Palm Court, den Bänken und der eingespielten Mozart-Musik, und gingen durch die Felsengrotten zurück. Der Beton unter ihren Füßen war stellenweise nass, als sei ein versteckter Bach über die Ufer getreten. Eine Gruppe von Pfadfinderinnen kam ihnen entgegen und schlängelte sich im Gänsemarsch an ihnen vorbei. «Es hat nach Karamell gerochen», sagte eins der Mädchen, und Emily musste lächeln.
    Wie das Vogelhaus oder das Buhl Planetarium war das Gewächshaus ein magisches Ausflugsziel für Jung und Alt. Im Lauf der Jahre war sie getreulich mit den Kindern und den Enkeln hergekommen, und es war unmöglich, die gewundenen Wege entlangzugehen, ohne vor sich zu sehen, wie Margaret oder Sam vorausliefen und sich dann umdrehten, um sie zum nächsten Wunder zu hetzen. Kenneth hatte sich gern unter der Steinbrücke im Fern Room versteckt und sie wie ein Troll mit seinen zu Krallen gebogenen Händen bedroht. Halb Wald, halb Labyrinth, schien die Szenerie direkt aus einem Märchen zu stammen, doch wie bei Märchen ging der Zauber für die Kinder verloren, als sie ins Teenageralter kamen. Jetzt, wie bei so vielem seit Louises Tod, war Arlene die Einzige, die Emily dabei begleitete.
    Der Himmel war bewölkt. In dem natürlichen Licht, das durch die Scheiben hereinsickerte, konnte Arlene die hilfreichen, an Pfosten befestigten Schilder nicht entziffern. Emily beugte sich vor und las: Fensterblatt (Monstera Deliciosa).
    «Wieso heißt das denn Fensterblatt?»
    Sie zuckten mit den Schultern. Es war ein Rätsel.
    Im Serpentine Room, bei den duftenden Hyazinthen und dem Rittersporn, stießen sie auf eine weitere alberne Glasskulptur, diesmal einen zuckerwattefarbenen Strahlenkranz, völlig fehl am Platz.
    «Sag bloß nicht, die gibt’s in jedem Raum.»
    Auf einem großen Plakat stand der Name des Künstlers. Sie musste noch mal nachlesen - Chihuly.
    «Der soll berühmt sein», sagte Arlene.
    «Kann er nicht irgendwo anders berühmt

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