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Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Titel: Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Brontë
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Zeug‹ nannte, der Jüngere nach besten Kräften so tuend, als ob er ihr keine Beachtung schenkte.
    An schönen Abenden, wenn er auf seinen Jagdstreifen war, gähnte Catherine, seufzte und plagte mich, ich solle ihr etwas erzählen; im Augenblick jedoch, wenn ich damit begann, lief sie davon in den Hof oder Garten, und zu guter Letzt fing sie an zu weinen und sagte, sie sei des Lebens müde, ihr Leben sei ganz nutzlos.
    Mr. Heathcliff, der immer menschenscheuer wurde, hatte Hareton fast aus seinen Zimmern verbannt. Anfang März war dieser durch einen Unfall auf einige Tage an die Küche gefesselt. Sein Gewehr war losgegangen, als er allein in den Bergen war, ein Splitter riss ihm den Arm auf, und er verlor viel Blut, bevor er nach Hause kam. Infolgedessen war er wider Willen zum Stillsitzen am Feuer gezwungen, bis er wieder bei Kräften war. Catherine war es recht, ihn da zu haben; jedenfalls missfiel ihr in jener Zeit der Aufenthalt oben in ihrem Zimmer mehr denn je, und sie zwang mich geradezu, mir unten zu schaffen zu machen, damit sie dort bei mir sein konnte.
    Am Ostermontag ging Joseph mit einigen Stück Vieh zum Markt nach Gimmerton, und am Nachmittag machte ich in der Küche meine Wäsche fertig. Earnshaw saß so mürrisch wie immer in der Herdecke, und meine kleine Herrin vertrieb sich die müssige Stunde damit, Bilder auf die Fensterscheiben zu malen; sie brachte ein wenig Abwechslung in diesen Zeitvertreib, indem sie gedämpft vor sich hin sang, halblaute Seufzer ausstiess und schnelle, ärgerliche, ungeduldige Seitenblicke auf ihren Vetter warf, der unentwegt rauchte und in den Kamin schaute. Auf meine Bemerkung hin, dass ich nicht weiterarbeiten könne, wenn sie mir im Licht stehe, ging sie zum Herdplatz hinüber. Ich achtete wenig auf das, was sie dort trieb, aber schließlich hörte ich, wie sie eine Unterhaltung begann.
    »Ich habe darüber nachgedacht, Hareton, dass ich gern dass ich sehr froh wäre, wenn — dass ich dich jetzt sehr gern zum Vetter haben möchte, wenn du nicht so schrecklich böse auf mich wärest und so grob.« Hareton gab keine Antwort.
    »Hareton, Hareton, Hareton! Hörst du überhaupt?« fuhr sie fort.
    »Scher dich weg!« knurrte er mit unerbittlicher Schroffheit.
    »Gib mir mal die Pfeife!« sagte sie, streckte behutsam die Hand aus und nahm sie ihm aus dem Mund.
    Ehe er ihrer wieder habhaft werden konnte, lag sie zerbrochen im Feuer. Er fluchte und griff nach einer anderen.
    »Halt!« rief sie, »erst musst du mir zuhören, und wenn du mir solche dicke Wolken ins Gesicht bläst, kann ich nicht sprechen.«
    »Geh zum Teufel und lass mich in Ruhe!« rief er wütend aus.
    »Nein«, beharrte sie, »das tue ich nicht. Ich weiss nicht, was ich tun soll, damit du mit mir sprichst. Und du willst einfach nicht verstehen. Wenn ich dich mal dumm nenne, dann meine ich nichts Schlimmes damit; das heisst nicht, dass ich dich verachte. Komm, sieh mich an, Hareton! Du bist mein Vetter, und du musst mich auch als Verwandte anerkennen.«
    »Ich will gar nix mit dir zu schaffen ham un mit deinem dreckigen Hochmut un mit deinem verdammten Spott«, gab er zur Antwort. »Ich will mit Haut un Haar der Hölle verfall’n sein, wenn ich je wieder ein’n Blick auf dich werfe! Geh mir aus dem Weg, augenblicklich!«
    Catherine verzog das Gesicht, zog sich wieder zum Fenster zurück, biss sich auf die Lippe und versuchte durch das Summen einer kecken Melodie zu verbergen, dass ihr die Tränen näher waren als das Lachen.
    »Sie sollten sich mit Ihrer Kusine vertragen, Mr. Hareton«, mischte ich mich ein, »weil sie ihre Ungezogenheit wirklich bereut. Ihnen würde das nur guttun; Sie würden ein ganz anderer Mensch werden, wenn Sie sie als Kameradin hätten.«
    »Sie als Kameradin! Wo sie mich hasst un nich mal für gut genug hält, ihr die Schuh zu putzen! Nee, un wenn ich dadurch König werden könnte, würd mich keiner dazu bringen, ihre Freundschaft noch mal zu suchen.«
    »Das ist nicht wahr, dass ich dich hasse, du hasst mich!« weinte Catherine los, die ihren Kummer nicht länger verbergen konnte. »Du hasst mich so sehr wie Mr. Heathcliff, und noch mehr!«
    »Du bist ’ne verdammte Lügnerin!« schrie Earnshaw. »Warum hab ich ihn wütend gemacht? Weil ich hundertmal deine Partei ergriffen habe, und das, obwohl du über mich gespottet hast und mich verachtest und… Wenn du mich weiter quälst, geh ich zu ihm ’nüber und sage, dass du mich aus der Küche hinausgetrieben hast.«
    »Ich habe

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