Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Titel: Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Brontë
Vom Netzwerk:
verabscheute.
    »Gut, dass du ausser Reichweite sitzt«, rief er aus. »Von welchem Dämon bist du besessen, dass du mich dauernd mit diesen teuflischen Augen anstarrst? Schlag sie nieder! Und erinnere mich nicht wieder an deine Anwesenheit. Ich dachte, ich hätte dir das Lachen ausgetrieben!«
    »Ich bin es gewesen«, murmelte Hareton.
    »Was sagst du da?« fragte der Herr.
    Hareton sah auf seinen Teller nieder und wiederholte sein Geständnis nicht. Mr. Heathcliff sah ihn einen Augenblick an, dann beendete er schweigend sein Frühstück und vertiefte sich bald wieder in seine eigenen Gedanken. Wir waren fast fertig, die beiden jungen Leute waren weiter auseinandergerückt, so dass ich keine weitere Störung dieser Mahlzeit befürchtete, als Joseph in der Tür erschien; seine zitternden Lippen und wütenden Blicke verrieten, dass er den Schaden entdeckt hatte, der seinen kostbaren Sträuchern zugefügt worden war. Er musste Hareton und Cathy schon, ehe er das Unheil entdeckte, im Garten gesehen haben; denn seine Kinnbacken mahlten aufeinander wie die einer wiederkäuenden Kuh, und seine Rede war kaum zu verstehen, als er loslegte:
    »Nu will ich mein’ Lohn ham un gehn. Ich hatt geglaubt, ich könnt da sterben, wo ich sechzig Jahr gedient hab; un ich wollt meine Bücher un all mein bisschen Kram ’nauf in de Bodenkammer nehm, un se sollten de Küche alleine ham, damit Ruhe wär. ’s wär hart gewesen, meine Herdstelle aufzugeben, aber ich hätt’s getan! Aber nee, nun reisst se mir ’n Garten weg, un wahrhaftig, Herr, das kann ich nich aushalten! Mögen de andern sich beugen unterm Joch, wenn se wollen, ich bin nich dran gewöhnt; un so ’n alter Mann kann sich nich an neue Moden gewöhnen. Ich will lieber mei bisschen Suppe mit Steineklopfen auf der Straße verdienen!«
    »Na, na, du Dummkopf, mach’s kurz!« unterbrach Mr. Heathcliff, »worüber regst du dich so auf? Ich mische mich nicht in Streitigkeiten zwischen dir und Nelly. Meinetwegen kann sie dich ins Aschenloch werfen!«
    »’s is nich Nelly«, antwortete Joseph. »Ich würde wegen Nelly nich ziehn, so ruppig wie se auch is. Dem Herrn sei Dank! Die kann niemand de Seele aus ’m Leibe nich stehlen. Die war niemals hübsch genug, dass jeder ihr nachlaufen müsste. ’s is das scheussliche, schamlose Weibsbild dort, das unsern Jungen behext hat mit ihren frechen Augen un ihr naseweises Benehmen, bis… Nee, nee, das bricht mir balde ’s Herze! Er hat alles vergessen, was ich for ihn getan un gemacht hab, un is hingegangen un hat ’ne ganze Reihe von die scheensten Johannisbeerbüsche aus ’n Garten rausgerissen!« Und hier begann er laut herauszujammern, übermannt von dem Gefühl bitterer Kränkung, von Earnshaws Undankbarkeit und der Gefahr, in der er schwebte.
    »Ist der Narr betrunken?« fragte Mr. Heathcliff. »Hareton, beklagt er sich über dich?«
    »Ich habe ein paar Büsche herausgerissen«, antwortete der junge Mann, »aber ich werde sie wieder einpflanzen.«
    »Und warum hast du sie herausgerissen?« fragte der Herr.
    Catherine mischte sich ein: »Wir wollten dort ein paar Blumen pflanzen«, rief sie. »Ich allein bin schuld, denn ich wollte es gern haben.«
    »Und wer, zum Teufel, gab dir das Recht, hier einen einzigen Stock anzurühren?« fragte sichtlich überrascht ihr Schwiegervater. »Und wer befahl dir, ihr zu gehorchen?« fügte er, zu Hareton gewendet, hinzu.
    Dieser blieb stumm, seine Kusine erwiderte: »Sie sollten mir wirklich ein paar Meter Land zum Bepflanzen gönnen, nachdem Sie all mein Land genommen haben.«
    »Dein Land, freches Frauenzimmer? Du hast nie welches besessen!« sagte Heathcliff.
    »Und mein Geld«, fuhr sie fort, indem sie seinen ärgerlichen Blick erwiderte, während sie an einer Brotkruste, dem Rest ihres Frühstücks, kaute.
    »Ruhe!« rief er. »Mach, dass du fertig wirst und hinauskommst!«
    »Und Haretons Land und sein Geld«, fuhr das leichtsinnige Ding fort. »Hareton und ich sind jetzt Freunde; und ich werde ihm alles über Sie erzählen.«
    Einen Augenblick schien der Herr betroffen zu sein, er wurde blass, und während er sie keinen Augenblick aus den Augen ließ, erhob er sich mit dem Ausdruck tödlichen Hasses.
    »Wenn Sie mich schlagen, wird Hareton Sie schlagen«, sagte sie. »Deshalb setzen Sie sich lieber wieder hin.«
    »Wenn Hareton dich nicht aus dem Zimmer wirft, dann werde ich ihn zur Hölle schicken!« donnerte Heathcliff. »Verdammte Hexe! Wagst du es, ihn gegen mich aufzuhetzen?

Weitere Kostenlose Bücher