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Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Titel: Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Brontë
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fertig. Haben Sie Ihre Sachen zusammengeräumt?«
    »Es ist noch nicht einmal acht Uhr!« rief sie und stand unwillig auf. »Hareton, ich lasse dieses Buch auf dem Kaminsims liegen, und morgen bringe ich ein paar andere mit.«
    »Alle Bücher, die Sie rumliegen lassen, trag ich ins ›Haus«‹, erklärte Joseph, »un ich fress ’n Besen, wenn Sie die wiedersehn. So, nu könn Se machen, was Se wollen!«
    Cathy drohte ihm, dass sie sich an seinen Büchern schadlos halten werde, dann lächelte sie Hareton zu und ging singend hinauf, wahrscheinlich mit leichterem und froherem Herzen, als sie es je unter diesem Dache gehabt hatte, die ersten Besuche bei Linton vielleicht ausgenommen.
    Das so begonnene Einvernehmen wuchs rasch, obwohl es zeitweilig Unterbrechungen erlitt. Earnshaw konnte nicht durch einen bloßen Wunsch gesittet gemacht werden, und meine junge Herrin war kein Philosoph und kein Muster an Geduld; aber da sie beide demselben Ziel zustrebten — die eine lebend und willig zu achten, der andere liebend und mit dem brennenden Wunsche, geachtet zu werden —, erreichten sie es schließlich.
    Sehen Sie, Mr. Lockwood, es war leicht genug, Mrs. Heathcliffs Herz zu gewinnen. Aber jetzt bin ich von Herzen froh darüber, dass Sie keinen Versuch dazu gemacht haben. Die Krönung aller meiner Wünsche wird die Vereinigung der beiden sein. An ihrem Hochzeitstag werde ich niemand in der ganzen Welt beneiden; dann wird es keine glücklichere Frau in England geben als mich!
     
     

Dreiunddreissigstes Kapitel
    AM MORGEN, der diesem Montag folgte, konnte Earnshaw seine gewöhnliche Arbeit noch nicht aufnehmen und blieb daher in der Nähe des Hauses. Ich sah mich ausserstande, meine Schutzbefohlene wie bisher bei mir zu behalten. Sie ging vor mir hinunter und in den Garten, wo sie ihren Vetter bei einigen leichten Arbeiten gesehen hatte, und als ich hinauskam, um sie zum Frühstück zu rufen, sah ich, dass sie ihn dazu überredet hatte, ein großes Stück Land von Johannisbeer- und Stachelbeersträuchern zu säubern, und sie machten eifrig Pläne, wie man Gewächse von Thrushcross Grange hierherverpflanzen könnte.
    Ich war entsetzt über die Zerstörung, die hier binnen einer kurzen halben Stunde angerichtet worden war. Die schwarzen Johannisbeersträucher waren Josephs Augapfel, und die beiden hatten es sich in den Kopf gesetzt, mitten zwischen ihnen ein Blumenbeet anzulegen.
    »Das ist ja heiter!« rief ich aus. »Das wird alles dem Herrn gezeigt werden, sobald es entdeckt worden ist. Und welche Entschuldigung können Sie dafür vorbringen, dass Sie sich im Garten solche Freiheiten herausgenommen haben? Passen Sie auf, was für einen bösen Krach wir deswegen bekommen werden! Mr. Hareton, ich dachte doch, Sie hätten Verstand genug, um nicht solche Unordnung anzurichten, weil sie es so haben will!«
    »Ich hatte vergessen, dass sie Joseph gehören«, antwortete Earnshaw einigermaßen verwirrt. »Aber ich werde ihm sagen, dass ich daran schuld bin.«
    Wir nahmen alle Mahlzeiten mit Mr. Heathcliff zusammen ein. Ich vertrat die Hausfrau beim Teebereiten und Vorlegen, daher war ich unabkömmlich bei Tisch.
    Catherine saß gewöhnlich dicht neben mir, aber heute rückte sie näher zu Hareton hinüber, und ich merkte gleich, dass sie ihre Freundschaft ebensowenig verhehlen werde, wie sie es mit ihrer Feindschaft getan hatte.
    »Passen Sie auf, dass Sie nicht mit Ihrem Vetter sprechen, und beachten Sie ihn nicht zuviel«, flüsterte ich ihr noch rasch zu, als wir ins Zimmer traten. »Es wird Mr. Heathcliff bestimmt ärgern, und er wird wütend auf Sie beide werden.«
    »Ich werde mich vorsehen«, antwortete sie.
    Eine Minute später war sie zu Hareton hinübergerutscht und steckte ihm Primeln in seinen Teller mit Haferbrei.
    Er wagte dort überhaupt nicht, mit ihr zu sprechen; er wagte kaum aufzusehen, und doch neckte sie immer weiter, bis er zweimal das Lachen kaum noch verbeissen konnte. Ich runzelte die Stirn, und da sah sie nach dem Herrn hinüber, dessen Gedanken sich im Augenblick mit anderen Dingen als seiner Umgebung beschäftigten, wie sein Gesicht erkennen ließ; sie wurde eine Weile ruhig und sah ihn mit prüfendem Ernst an. Später aber fing sie wieder an, Unsinn zu machen, bis Hareton schließlich ein unterdrücktes Gelächter ausstiess. Mr. Heathcliff fuhr auf, seine Augen glitten rasch über unsere Gesichter. Catherine begegnete ihnen, wie gewöhnlich, mit ihrem aus Angst und Trotz gemischten Blick, den er

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