Emily und der Playboy-Prinz
während er mit der strahlenden Kellnerin in schnellem Portugiesisch sprach.
Für Emily hörte es sich eher wie die Beschreibung einer hocherotischen Liebesszene an als nach einer Essensbestellung. Entschlossen wandte sie wieder ihre ganze Aufmerksamkeit dem Kind an ihrer Seite zu.
Arme Prinzessin Luciana! Die Kleine war es offensichtlich nicht gewohnt, auszugehen und sich womöglich dabei auch noch zu vergnügen. Mit artig gefalteten Händen saß sie stocksteif da und starrte auf ihre Finger. Emilys Herz zog sich vor Mitleid zusammen.
„Schau jetzt bloß nicht hoch. Aber ich glaube, da sitzt jemand hinter deinem Onkel Luis in der Palme und beobachtet uns“, flüsterte sie Luciana zu, die natürlich sofort den Blick hob und ängstlich in die angegebene Richtung sah. Als sie den riesigen Plüschaffen entdeckte, entspannte sich das blasse Gesichtchen zu einem schüchternen Lächeln.
„Wenn ich ein Tier wäre, möchte ich ein Affe sein“, plapperte Emily munter drauflos. „Ich wette, es macht richtig Spaß, von Baum zu Baum zu schwingen. Welches Tier würdest du gern sein?“
Luciana dachte einen Moment angestrengt nach. „Leão …“ Sie formte eine Hand zur Klaue und bleckte die Zähne.
Emily lachte und klatschte in die Hände. „Ich weiß! Ein Löwe, nicht wahr?“ Wie ungewöhnlich für so ein schüchternes, zurückhaltendes Kind, dachte sie bei sich. Aber vielleicht hatte sie sich auch gerade deshalb den König der Tiere ausgesucht. „Das passt wunderbar, besonders, weil du so starke weiße Zähne hast. Was denkst du, könnte dein Onkel Luis sein?“
Ein Wolf! schoss es Emily selbst ungebeten durch den Kopf, und plötzlich sah sie wieder die Szene vom letztjährigen Ballabend im Garten von Balfour Manor vor sich. Schon damals hatte er sie mit seinem rücksichtslosen Eroberungstrieb und dem hypnotischen Blick aus diesen ungewöhnlichen goldgesprenkelten Augen an einen Wolf erinnert.
Als Luis seinen Namen hörte, nickte er der beflissenen Kellnerin noch einmal kurz zu und wandte sich dann lächelnd an seine Begleiterinnen. „Na, redet ihr zwei Hübschen gerade über mich?“
Emily räusperte sich, weil ihr Mund plötzlich völlig ausgetrocknet war. „Wir überlegen, was für Tiere wir sein möchten“, sagte sie heiser. „Luciana wäre gern ein Löwe.“
Luis Brauen schossen hoch, und an seinem Gesichtsausdruck sah sie, dass ihm die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen wie ihr eben. „Eine gute Wahl“, bemerkte er freundlich. „Da hast du dir definitiv das beste Tier ausgesucht. Und Emily?“
Luciana zeigte schüchtern mit dem Finger auf den Affen der grinsend auf der Palme hockte.
Als Luis sich neugierig umdrehte, musste er spontan auflachen. „Du lieber Himmel, Emily“, murmelte er mit einem Blick in ihre Richtung, der ihren Puls schlagartig in die Höhe trieb. „Das passt überhaupt nicht! Affen sind viel zu undiszipliniert und grob. Ich befürchte, wir müssen uns etwas anderes ausdenken.“
Angesichts Lucianas ängstlich forschenden Blicks flüchtete Emily sich in ein verlegenes Lachen. „Ach, ich weiß nicht … was meinst du dazu, Sweetheart ?“
Die Kleine krauste angestrengt die Stirn. Ihr schmales Gesicht zeigte keine Angst mehr, sondern nur pure Konzentration, wie Emily erfreut feststellte. Schließlich wandte sie sich an ihren Onkel und sagte etwas auf Portugiesisch. Der nickte langsam und antwortete ihr in der gleichen Sprache. Dann schauten beide Emily an und setzten dabei ihre Unterhaltung fort.
„Was?“ , fragte Emily und sah in gespielter Panik von einem zu anderen.
In Lucianas schokoladenbraunen Augen blitzte ein vergnügter Funke auf. „Wir haben entschieden, was du für ein Tier sein sollst.“
„Luciana war für eine Gazelle“, verriet Luis, „während ich eher an einen Flamingo dachte, wegen der Ballettpositionen, die du immer wieder unbewusst einnimmst. Aber am Ende haben wir erkannt, dass beides nicht richtig ist.“
„Und was bin ich stattdessen?“, fragte Emily von echter Neugier getrieben.
Luis wiegte bedenklich den Kopf. „Nun, nach einer ausgiebigen Debatte und der sorgfältigen Abwägung aller Argumente …“, er blinzelte seiner kleinen Nichte, die vor unterdrückter Aufregung zappelte, verschwörerisch zu. „Willst du es ihr sagen, Luciana?“
„Cavalo! Cavalo!“ , platzte die Kleine heraus und klatschte in die Hände.
„Cavalo?“, echote Emily unsicher. „Ich weiß zwar nicht, was das heißt, aber es hört sich irgendwie gut
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