Emily und der Playboy-Prinz
wundervolles Essen und ein fantastischer Abend, aber ich weiß ganz genau, was du gerade denkst“, behauptete sie. Luis konnte nur hoffen, dass sie sich täuschte. „Nämlich, dass ihr beiden recht habt mit dem Pferd! Gegessen habe ich jedenfalls wie eines!“
„Das Essen war tatsächlich überraschend gut“, räumte Luis freiwillig ein. Und die Tischgesellschaft ebenfalls fügte er für sich hinzu.
Inzwischen kam ihm seine Nichte längst nicht mehr wie ein Objekt, Problemodereine Last vor, sondern er sah sie als das einsame kleine Mädchen, das sie unbestritten war und das er sehr gern hatte. In ihrer Ernsthaftigkeit und vorsichtigen Art erkannte er seinen Bruder Rico wieder.
Allerdings war die kleine Prinzessin nach dem reichhaltigen Essen so müde, dass sie es kaum schaffte, die Hand vor den Mund zu halten, als sie herzhaft gähnen musste.
„Ich denke, wir sollten unsere kleine Löwin bald ins Bett schaffen“, schlug Emily fast widerstrebend vor, legte einen Arm um Lucianas Schulter und schaute dabei Luis an. Ihre Blicke versanken ineinander, und beide spürten dieses zarte Band, das sich in den letzten Stunden zwischen ihnen entsponnen hatte.
Als Emily das Kind auf ihren Schoß zog, die Arme um den zarten Körper schlang und sich leise summend hin- und her wiegte, war es kein Schuldgefühl, das Luis empfand, sondern schlicht und einfach Neid. Und das überraschte ihn mehr als alles andere.
„Möchtest du nicht noch einen Kaffee trinken, bevor wir aufbrechen?“, fragte er wie unter Zwang und fühlte sich geradezu lächerlich erleichtert, als Emily zögernd nickte.
„Es war so ein wundervoller Abend, warum ihn nicht noch ein wenig länger ausdehnen?“, sagte sie wie zu sich selbst.
Zweifelnd betrachtete Luis seine Nichte, der inzwischen die Augen zugefallen waren. „Ist alles in Ordnung mit ihr?“
„Da bin ich mir ganz sicher“, murmelte Emily leise und strich liebevoll über Lucianas dunkle Locken. „Sie hat den Ausflug mit allen Sinnen genossen. Ob ihre Nanny meine Einschätzung teilt, kann ich allerdings nicht mit Bestimmtheit sagen.“
„Was Senhora Costa denkt, ist mir egal“, knurrte Luis. „Ich …“ Plötzlich spürte er, dass er kaum noch Luft bekam. „Eigentlich wollte ich wissen, ob ganz allgemein alles in Ordnung ist mit Luciana?“
„Du meinst, ob sie den Verlust ihrer Eltern verkraftet?“
„Ja.“ Das eine kleine Wort schmerzte in seinem Hals, als hätte er eine Rasierklinge verschluckt.
„Ich weiß nicht“, erwiderte Emily sanft und nachdenklich. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, dass sie damit die Klinge in seinem Hals auch noch umdrehte. „Aber ich befürchte, ihre Verschlossenheit ist nicht einfach nur mit mädchenhafter Schüchternheit zu erklären.“
„Wie meinst du das?“, wollte Luis wissen und schenkte zwei Tassen Kaffee aus der Wärmekanne ein, die die Kellnerin zwischen ihnen auf den Tisch gestellt hatte.
„Nun, erstens habe ich sie ja gerade erst kennengelernt, und zweitens bin ich keine Expertin, was kleine Kinderseelen angeht … obwohl du das aus irgendeinem Grund anzunehmen scheinst.“
Darauf ging er nicht ein. „Und trotzdem bist du der Ansicht, dass sie … beunruhigt oder verstört ist?“
„Nicht mehr als jedes normale Kind, das viel zu früh Vater und Mutter verloren hat, würde ich sagen. Wie alt warst du eigentlich, als deine Mutter starb?“
Verwundert stellte Emily fest, dass Luis förmlich vor ihr zurückzuckte und sich sichtlich versteifte. Plötzlich sah er sich wieder im Bad des englischen Hotelzimmers stehen und auf den leblosen Körper seiner Mutter in der Wanne starren.
Mit einer heftigen Kopfbewegung verbannte er das grauenhafte Bild zurück ins Unterbewusstsein, wo es sein halbes Leben geschlummert hatte. „Viel älter“, sagte er rau. „Fast fünfzehn.“
„Und wie bist du damit umgegangen und fertig geworden?“
„Ich habe mich mit Extremsport abgelenkt und die Mädchen für mich entdeckt.“ Und damit die magische Welt sexueller Anziehung, mit deren Hilfe man unerwünschte Emotionen wie Traurigkeit und Einsamkeit temporär ausschalten konnte, ebenso wie den normalen Menschenverstand, hätte er fast hinzugefügt. „Keines von beidem ist eine echte Option für Luciana, befürchte ich, darum ist es kaum relevant“, sagte er stattdessen.
„Du hast mit niemandem darüber geredet?“
„Deus, nein!“ , fuhr Luis so unerwartet heftig auf, als hätte Emily ihm ein obszönes Ansinnen unterbreitet.
„Das
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