Emily und der Playboy-Prinz
ernsthafter Sorge …
Die Schlagzeile sagte eigentlich schon alles. Aber falls noch Zweifel an der lebensbedrohlichen Krankheit des Monarchen bestehen sollten, schwanden diese spätestens beim Betrachten des großen Fotos unter der Headline. König Marcos Fernando saß auf dem Weg in die Privatklinik zusammengesunken auf dem Rücksitz einer schweren Limousine und bot dem Betrachter seine wächsernen Züge schmerzhaft eindringlich zur Schau.
Luis sah das Bild lange an und begann erst dann, den Artikel zu lesen. Er kam gerade zu der Stelle, wo behauptet wurde, der König müsse sich nur einer Reihe von Tests unterziehen, da konnte Josefina nicht länger an sich halten.
„Eine höchst unglückliche Situation, Sir!“
„Danke für Ihr Mitgefühl, ich werde Ihre freundlichen Genesungswünsche an meinen Vater weiterleiten“, erwiderte Luis trocken.
Wenigstens besaß die PR-Agentin noch den Anstand zu erröten. „Danke … Euer Hoheit, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Gesundheitszustand des Königs in all unseren Überlegungen und Bemühungen im Vordergrund steht. Mein Hauptaugenmerk muss auf das zukünftige Schicksal unserer Monarchie gerichtet sein. Und von Ihrer Dinnerverabredung mit Miss Balfour gestern Abend, hatten wir uns erhofft …“
„Sie reden von dem Ausflug mit Miss Balfour und Prinzessin Luciana, nehme ich an? Kaum ein romantisches Date, oder?“
„Nein, sondern sogar viel besser, Sir. Wir hatten die Fotografen extra angewiesen, auf das zarte Alter und die prekäre Situation der Prinzessin Rücksicht zu nehmen und sich im Hintergrund zu halten. Doch leider haben Sie ihnen kaum die Chance gegeben, einen brauchbaren Schnappschuss …“
Luis’ Blick brachte sie zum Schweigen, allerdings nur kurz.
„Was quasi zur Folge haben musste, dass Sie mit nur einem Foto, und das auch erst am Ende des Artikels über Ihren kranken Vater erscheinen.“
„Tatsächlich?“ Luis nahm die Zeitung erneut zur Hand. „Oh, ja, hier ist es.“
Eine Person scheint allerdings nicht übermäßig beunruhigt über den fragilen Gesundheitszustand unseres Königs zu sein, und das ist Kronprinz Luis. Anstatt den Abend am Bett seines Vaters zu verbringen, zog er es vor, seine Nichte Prinzessin Luciana zu einem „Spaß-Dinner“ auszuführen. Es war das erste Mal, dass man den Playboy-Prinzen zusammen mit der Tochter seines verstorbenen Bruders sah. Möglicherweise hängt sein plötzliches Interesse auch eher mit der neuen Ballettlehrerin der Prinzessin zusammen – Miss Balfour, die man bereits von einem Foto kennt, auf dem sie in inniger Umarmung mit dem Kronprinzen abgelichtet wurde.
Luis legte sie Zeitung zur Seite. „Wie zynisch die Presse doch sein kann.“
„Die Reporter sind ihrem Job verpflichtet, ebenso wie ich es bin. Und wie Sie, Sir.“
„Mit dem Unterschied, dass Sie es sich freiwillig ausgesucht haben, als skrupellose Parasiten und Aasgeier zu leben und die Wahrheit zu manipulieren, wie es Ihnen gefällt. Ich hingegen …“
Gerade hatte er sagen wollen, dass ihm diese Rolle aufgezwungen worden war. Doch das entsprach auch nicht der Wahrheit, dafür hatte er das Spiel viel zu lange freiwillig mitgemacht. „Wie auch immer. Tut mir leid, dass ich Ihren Masterplan ruiniert habe. Wie sieht die Schadensbegrenzung aus?“
„Zunächst sollten Sie unbedingt Ihren Vater besuchen und …“
„Ich habe bereits am frühen Morgen eine Stunde mit ihm verbracht.“ Was derart ausgesehen hatte, dass er unentwegt das bleiche, eingefallene Gesicht des Schlafenden betrachtet und dabei versucht hatte, es mit dem Mythos des starken, unzerstörbaren Monarchen übereinzubringen, der immer noch in der Wunschvorstellung der Bevölkerung von Santosa existierte.
„Ein privater Besuch bringt uns wenig“, klärte Josefine ihn auf. „Sie müssen vorher das Pressebüro verständigen, damit Fotografen und Journalisten vor Ort sind. Und Sie müssen bereit sein, ihnen zu versichern, dass mit dem König alles in Ordnung ist. Ich denke, wir sollten die Vorbereitungen fürs Jubiläum, das in wenigen Wochen ansteht, energischer vorantreiben. Das richtet das Augenmerk der Bevölkerung auf die Zukunft und verbreitet etwas mehr Optimismus in dieser … unsicheren Zeit.“
Luis, der in Gedanken beim vergangenen Abend und Emilys aufrichtiger Freude an dem kuriosen Restaurant und dem zusammengewürfelten Essen war, zeigte keine Reaktion.
„Ich denke, das ist der Schlüssel“, endete Josefina in einem etwas
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