Emily und der Playboy-Prinz
schärferen Ton, um seine Aufmerksamkeit zu wecken.
„Wie bitte?“
„Prinzessin Luciana. Bisher hat man sie bewusst der Öffentlichkeit ferngehalten, aber anlässlich des silbernen Thron-Jubiläums …“
„Nein!“, unterbrach Luis sie angewidert und verspürte den gleichen instinktiven Drang wie gestern Abend, seine kleine Nichte vor all dem zu schützen. „Luciana ist zu jung und immer noch sehr verletzlich. Sie kann nicht mit der Presse umgehen und soll es auch nicht müssen.“
„Bei allem Respekt, Sir, sie wird irgendwann lernen müssen, damit umzugehen. Sie können Luciana nicht wie eine Prinzessin aus dem Märchen in einen Elfenbeinturm einschließen.“
„Das habe ich auch nicht vor“, entgegnete er schroff. Oder versuche ich das möglicherweise doch? fragte er sich eine Sekunde später. Was würden Rico und Christiana tun, wenn sie noch lebten?
„Ihre Eltern waren stets bestrebt, sie rechtzeitig mit den Pflichten, die mit ihrer Position einhergehen, vertraut zu machen“, sagte Josefina, als hätte sie seine Gedanken gelesen. „Ich weiß, das ist nicht einfach, aber in diesem Fall kann die Prinzessin nur gewinnen.“
„Wie meinen Sie das?“, fragte Luis und warf ihr einen scharfen Blick zu.
„Luciana scheint große Sympathie für ihre neue Lehrerin zu hegen, und da Miss Balfour eine professionelle Balletttänzerin ist …“
„Moment!“, unterbrach Luis sie alarmiert. „Was genau haben Sie im Kopf?“
„Das Brazilian National Ballet “, eröffnete sie ihm triumphierend. „Wir haben die Truppe bereits als Highlightfür die Jubiläumsfeier engagiert. Und ich dachte … vielleicht könnten Luciana und Miss Balfour Teil der Vorstellung werden.“
Nein!
Fast hätte Luis es laut herausgeschrien, im letzten Moment beherrschte er sich aber. Welches Recht hatte er, Emily Vorschriften zu machen? Sie war eine ausgebildete und offenbar sehr begabte Tänzerin, wie er seit einer Kurzrecherche im Internet wusste. Und er hatte sie manipuliert und hierher gelockt, weil …
„Und wenn Miss Balfour damit nicht einverstanden ist?“
„Das steht nicht zu befürchten, Sir. Ich habe mir die Freiheit genommen, Kontakt zum Leiter der Königlichen Ballettschule London aufzunehmen, der mir versicherte, sie sei eine begnadete Tänzerin und habe bereits erste Preise gewonnen. Eine Traumkarriere schien so gut wie verbrieft, bis sie im letzten Jahr das Institut verließ, weil ihre Mutter schwer erkrankt war.“
Luis schloss die Augen und sah Emily in ihren Pink Flamingo T-Shirt auf der schäbigen Bühne im Jugendzentrum vor sich. Er erinnerte sich noch gut daran, wie ihn ihre graziösen Bewegungen gefangen genommen hatten.
„Momentan tritt das Brazilian National Ballet auf dem Festland mit Giselle auf. Es ist mir gerade noch gelungen, Ihnen zwei Karten für die Aufführung zu organisieren. Warum laden Sie Miss Balfour nicht dazu ein und fragen sie hinterher?“
„Wow, das war fantastisch!“, lobte Emily, nachdem sie mit ihrer kleinen Schülerin die ersten Grundpositionen vor dem großen Spiegel im königlichen Gymnastikraum geübt hatte. „Ich glaube wirklich, du bist ein Naturtalent.“ Luciana senkte scheu den Kopf, aber im Spiegel konnte Emily ihr stolzes Lächeln sehen. „Lass uns ein Weilchen ausruhen, dann zeige ich dir noch eine neue Position, es sei denn, du bist zu müde.“
„Oh, nein, ich bin gar nicht müde!“, behauptete die Kleine mit ungewohnter Lebhaftigkeit.
Emily führte sie zu einer langen Bank am Ende des riesigen Saals und reichte ihr eine Plastikflasche mit Wasser. „Alle Ballerinen trinken sehr viel Wasser, wenn sie trainieren.“
Da schnitt Luciana eine kleine Grimasse. „Was wir im Restaurant getrunken haben, schmeckte viel besser. Wie hieß das noch?“
Emily lachte. „Du meinst die Cola-Bombe? Ich befürchte, die gibt es nur zu ganz besonderen Gelegenheiten.“
„Und gestern Abend war so eine“, sagte Luciana schüchtern. „Ich weiß, es war nicht Weihnachten oder Großvaters Geburtstagsfeier, aber es fühlte sich so an.“
„Ja, das stimmt“, bestätigte Emily leicht heiser, weil es ihr nicht anders erging als ihrem kleinen Schützling. Luis’ Gegenwart hatte den Abend für sie beide zu etwas ganz Besonderem gemacht. Abrupt sprang sie von der Bank auf, stellte den CD-Player wieder an und klatschte in die Hände. „Los, weiter geht’s …“
Als sie sah, wie sich Lucianas Gesichtchen wieder verschloss, hätte sie sich für ihre Unbeherrschtheit
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