Emma - endlich vom Glück umarmt
dem Pantoffel seiner Mutter.“
„Du bist also dagegen?“
Da Emma nicht den gesamten Haushalt mithören lassen wollte, senkte sie die Stimme. „Ja, Amy. Zwar ist der Mann so reich, dass er Papas und Bertrams Schulden tilgen könnte, aber du würdest dabei draufzahlen.“
„Aber … Emma …“, stammelte Amy entgeistert.
„Komm in den Salon, ich muss mit dir reden.“ Sie schob ihre Schwester ins Zimmer und schloss die Tür hinter ihnen.
„Es ist eiskalt hier drin, können wir nicht wenigstens das Feuer anmachen?“
Mit einem Blick auf den schon hergerichteten Kamin gab Emma nach. Alles in allem würde das die Kosten nicht sehr in die Höhe treiben. Als die Scheite aufloderten, reckte Amy ihre Hände den Flammen entgegen und murmelte: „Das tut gut. Ich wollte, ich könnte nach Italien fahren, wo es immer viel wärmer ist als hier.“
„Eines Tages vielleicht …“
„Du meinst, wenn ich einen reichen Mann heirate?“ Amy sah ihrer Schwester in die Augen.
„Ja.“
„Aber wahrscheinlich nicht Mr. Kennilworth, das Muttersöhnchen?“
„Ja.“ Emma legte die Hände im Schoß zusammen, eine Geste, die sie unbewusst von ihrer Mutter übernommen hatte, wenn unangenehme Gespräche bevorstanden. „Ich halte Mr. Kennilworth tatsächlich nicht für passend, trotzdem musst du bald jemanden finden. Sehr bald.“
In Amys feinen Zügen konnte man lesen, dass sie Bescheid wusste. Müde sagte sie: „Papa und Bertram, nicht wahr?“
Emma seufzte. Eigentlich sollte man diese Angelegenheit mit einem so jungen Mädchen wie Amy nicht diskutieren, dachte sie, nur ist sie diejenige, die sich opfern muss, also ist es nur anständig, ihr die Wahrheit zu sagen. „Ja, und besonders Bertram. Er hat, seit er hier in London ist, exzessiv gespielt, noch schlimmer als sonst.“
„Während er unseren Ruf hütete?“, fragte Amy sarkastisch.
Emma lächelte schmerzlich berührt. „Leider hat er so hoch verloren, dass Mrs. Kennilworth sich genötigt fühlte, mit mir darüber zu sprechen, und wenn sie es weiß, weiß es alle Welt.“ Es fiel Emma schwer weiterzusprechen. „Deshalb musst du so schnell wie möglich einen Ehemann finden, ehe jeder passende Junggeselle sich ausrechnen wird, dass unsere Familie eine zu große finanzielle Belastung für ihn ist.“
Vor Zorn verfärbte Amy sich. „Nicht genug, dass ich mich opfern muss, jetzt muss es auch noch so schnell gehen, dass ich nicht einmal meine erste Saison richtig genießen kann. Das ist so gemein.“
„Es tut mir sehr leid.“ Emma drängte es, Amy tröstend in den Arm zu nehmen, doch ihr war klar, dass die Schwester sich in ihrer berechtigten Wut dagegen sträuben würde. Sie brauchte Zeit, sich zu fassen.
Wenn doch Bertram nur nicht so maßlos spielen würde … wenn … wenn …
Plötzlich sprang Amy auf. „Also, auf wen soll ich Jagd machen?“, fragte sie entschlossen.
Emma unterließ es, die Schwester wegen des vulgären Ausdrucks zu tadeln, sondern entgegnete sanft: „Gibt es jemanden, den du als Ehemann ertragen könntest, Liebes?“
Amy funkelte sie wütend an. „Versuch nur nicht, Mama zu spielen, indem du ganz ruhig und milde bist. Nicht einmal sie brächte es fertig, mir das schmackhaft zu machen, und du erst recht nicht!“
Resigniert nahm Emma die harschen Worte hin. Ja, sie hatte versucht, ihrer Mama nachzueifern, hatte gegen alle Widrigkeiten gekämpft, damit sie zurechtkamen, aber sie hatte versagt. Mama hätte bestimmt einen Weg gefunden, um alles wieder zu richten.
„Ich wollte Mama nicht nachahmen, Amy. Ich versuche nur, uns das alles ein wenig zu erleichtern.“
„Da ist nichts zu erleichtern!“ Wütend stampfte Amy mit dem Fuß auf. „Es ist alles Bertrams Schuld! Anstatt mich zum Heiraten zu überreden, solltest du lieber ihm Vorwürfe machen. Schreib Papa, was Bertram hier treibt, und verlange, dass er ihn nach Hause beordert. Und ob selbst das unser Brüderchen zum Abreisen veranlassen könnte, weiß der Himmel.“
Natürlich hatte Amy recht. Allerdings war anzuzweifeln, ob ihr Vater überhaupt auf diese Bitte reagieren würde. Mutlos murmelte Emma: „Ich werde ihm schreiben.“
„Wenn es denn etwas nützte!“ Aufbrausend trat Amy mit dem Fuß gegen den Kamin. „Aua! Zum Teufel auch!“
„Amy!“, mahnte Emma.
Von allem Mut verlassen, sank Amy in ihren Sessel und brach in Tränen aus.
„Ach, Emma, es ist so grässlich“, schluchzte sie. „Meine erste Saison! Es sollte solch ein Spaß werden! Und nun das
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