Emma - endlich vom Glück umarmt
Pfefferminzpastillen, um seinen übel riechenden Atem zu verbergen, der von seinen verfaulenden Zähnen kam. Leider waren seine derartigen Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt. „Mr. Simon? O nein, nein!“
Lily drehte sich um und floh aus dem Zimmer. Sie rannte so schnell, dass sie beinahe mit dem Butler zusammengestoßen wäre.
„Entschuldigen Sie, Miss.“ Der Butler verbeugte sich tief vor ihr. „Mr. Simon wartet im Salon auf Sie, wie von Mr. Avonwood gewünscht.“
„Nein!“ Lilys Entsetzen steigerte sich zur Panik. „Nein, nein, nein!“
Ihr war, als säße sie in einer Falle, der sie nicht entrinnen konnte. Es schien keinen Ausweg zu geben. Gefährlich nahe vor ihr lag eine Zukunft, in der sie ihr Leben mit einem Mann verbringen musste, der nur ihr Vermögen lieben würde – und nicht sie. Sicher hätte ihr Vater sich einen besseren Mann für sie gewünscht als Mr. Simon mit seinen Pfefferminzpastillen!
Sie konnte es einfach nicht geschehen lassen! Sie schluckte und ging entschlossen am Butler vorbei, öffnete den Messingriegel der Vordertür und eilte die Treppen des Hauses hinunter auf die stille Straße hinaus. Mit einer Hand raffte sie den Saum ihres hauchdünnen Musselinkleides hoch, damit sie nicht darüber stolperte, und fing an zu laufen. Dabei lösten sich ihre Haarnadeln, und ihr langes Haar fiel offen auf ihren Rücken. Berauscht atmete sie in tiefen Zügen die warme Nachtluft ein.
Lily hörte, wie der Butler ihren Namen rief und ihr nacheilte. Verzweifelt versuchte sie ihre müden Beine dazu zu bewegen, noch schneller zu laufen. Als sie vor sich eine Kutsche am Bordsteinrand stehen sah, kam ihr der Gedanke, sich darin zu verstecken … nur so lange, bis der Butler an ihr vorübergegangen wäre, und noch bevor die Besitzer der Kutsche zurückkommen würden.
Flink öffnete sie den Riegel und kletterte ins Innere der Chaise. Sie ließ sich in die weichen Lederpolster fallen, schloss die Augen und seufzte erleichtert.
„Sagen Sie mir bitte, meine Liebe“, die volle, tiefe Stimme des Mannes hatte einen neckenden Ton, „hat ein Wolf Sie durch Mayfair gejagt oder gar ein Tiger mit gefletschten Zähnen?“
Lily riss vor Schreck die Augen weit auf. Wie konnte sie den Gentleman, der ihr gegenüber im Schatten saß, nur übersehen haben?
„Verzeihen Sie mir, Sir“, stammelte sie. Ihre Wangen glühten, als sie nach dem Türgriff suchte. „Ich … ich werde Sie nicht länger belästigen.“
„Gehen Sie nicht“, sagte der Fremde sanft. „Bitte. Sie benötigten eine Zuflucht und haben nun eine gefunden.“
Er beugte sich vor ins Mondlicht, und Lily stockte der Atem. Der Mann war jung, nicht viel älter als sie selbst. Er hatte leuchtende blaue Augen und dunkles gewelltes Haar. Sein spöttisches Lächeln strahlte so viel Charme aus, dass ihm die Frauen sicher scharenweise zu Füßen lagen. Wenigstens Lily erging es so.
„Danke.“ Zu spät bemerkte sie das Adelswappen auf der Innenseite der Kutschentür. „Bitte entschuldigen Sie, Mylord …“
„Sie haben nichts getan, was Ihnen leidtun müsste, meine Liebe. Jedenfalls noch nicht.“ Er schenkte ihr ein belustigtes Lächeln. „Und keine Titel zwischen uns. Sie dürfen Rob zu mir sagen, und ich nenne Sie … nun, wie auch immer Sie genannt werden möchten.“
„Ich heiße Lily.“ Sie lächelte zaghaft. Noch nie zuvor hatte sie sich einem Gentleman gegenüber so ungezwungen benommen. Doch sie war auch noch nie einem Gentleman begegnet, bei dem sie sich so hätte benehmen wollen. „Aber, Mylord …“
„Pst! Nicht dieses Wort.“ Er streckte eine Hand aus und legte ihr sanft einen Finger auf den Mund, um sie zum Schweigen zu bringen. „Ich sagte Ihnen bereits, der Duke of Strachen hat hier im Zauber des Mondlichts nichts verloren, besonders nicht in Gesellschaft einer feengleichen Schönheit namens Lily, deren Haar schimmert wie gesponnenes Gold.“
Sie presste die Lippen zusammen und wünschte, dass er ihren Mund noch einmal berühren würde. Wann hatte ihr blassblondes Haar die Farbe von gesponnenem Gold angenommen, und das für einen Duke?! Vielleicht lag es an der Magie des Mondlichts, und vielleicht war auch das Mondlicht schuld daran, dass sie einen solch … unbändigen Übermut verspürte.
Auch Rob blieb dies nicht ganz verborgen. Sie konnte es an dem bedächtigen Blick erkennen, mit dem er sie musterte. „Nennen Sie mir doch den Namen dieses Tigers oder Wolfes, schöne Lily, damit ich die gefährliche Bestie
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