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Emma im Glück

Emma im Glück

Titel: Emma im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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war nicht einmal gelogen.
    »Wo ist denn mein kleiner Schatz?«, rief Papa. Er ließ mich stehen und stürzte auf den Flur. Kurze Zeit später kam er mit Lili auf dem Arm zurück. Auf seinem Gesicht lag wieder dieser verzückte Ausdruck, wie immer, wenn er Lili ansah. Ich überlegte, ob er mich früher auch so angeschaut hatte. Jetzt war der Blick, den er mir zuwarf, jedenfalls eher vorwurfsvoll. Er schnupperte an Lilis Hintern. »Sie hat die Windel voll. Hast du sie denn gar nicht gewickelt?«
    »Nein, noch nicht … na ja … also … ich bin irgendwie nicht dazu gekommen«, druckste ich herum.
    »Dann werden wir dich jetzt mal schnell wickeln, was, meine Süße?« Rudi ging aus der Küche.
    Ich ließ mich am Küchentisch nieder. Gedankenverloren nahm ich einen Keks und steckte ihn mir in den Mund. Früher hatte Papa viel mehr Zeit für mich gehabt. Ich hatte ihn regelmäßig in der WG besucht und wir hatten Kräutertee getrunken und gequatscht. Aber seit Lili da war, war ich abgemeldet. Papa war jetzt zwar öfter hier, aber er kümmerte sich immer nur um Lili. Ob er sie lieber mochte als mich? Der Gedanke versetzte mir einen Stich.
    Schritte und Stimmen auf dem Flur lenkten mich ab. Mama kam in die Küche, dicht gefolgt von Thomas, der mal wieder nur einen Bademantel trug. Sie lachten.
    »So was hab ich wirklich noch nicht erlebt«, kicherte Mama. »Die arme Frau konnte ja kaum noch ihren Pinsel halten, so ergriffen war sie von deinem Anblick.«
    »Ich würde eher sagen, sie war geschockt.« Thomas grinste. »Ich bin gespannt, ob sie noch mal wiederkommt.«
    »Von wem redet ihr?«, fragte ich.
    »Von einer neuen Kursteilnehmerin«, erklärte Mama. »Ihr war offensichtlich nicht klar, dass wir mit einem lebenden Aktmodell arbeiten. Sie ist fast in Ohnmacht gefallen, als Thomas sich plötzlich ausgezogen hat.«
    Thomas setzte sich so selbstverständlich an den Küchentisch, als würde er schon seit Jahren hier wohnen.
    »Möchtest du einen Kaffee zum Aufwärmen?«, fragte Mama.
    Thomas nickte. »Gerne.«
    Mama holte zwei Becher aus dem Schrank und goss sich und Thomas Kaffee ein.
    »Schläft Lili noch?«, fragte sie. »Habt ihr einen schönen Spaziergang gemacht?«
    »Ja, alles paletti.« Ich nahm mir noch einen Keks. »Papa wickelt sie gerade.«
    »Rudi ist hier?« Mama runzelte die Stirn. »Typisch – wenn man ihn nicht braucht, taucht er plötzlich auf.«
    »Soll ich lieber gehen?« Thomas wollte aufstehen, aber Mama schüttelte den Kopf.
    »Quatsch. Du kannst bleiben, so lange du willst.« Sie trank einen Schluck Kaffee.
    Erst jetzt fiel mir auf, dass sie heute irgendwie anders aussah als sonst. Es dauerte eine Weile, bis ich auf den Grund kam. Mama hatte sich geschminkt! Das hatte sie seit Ewigkeiten nicht mehr getan. Die dunklen Ringe unter ihren Augen waren verschwunden und ihre Lippen schimmerten rosa. Außerdem waren ihre Haare frisch gewaschen und zu einem lockeren Knoten aufgesteckt.
    »Warum hast du dich denn so schick gemacht?«, fragte ich.
    Mama zupfte an einer Haarsträhne herum, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte. »Hab ich doch gar nicht«, behauptete sie.
    »Emma hat recht«, mischte sich Thomas ein. »Du siehst heute wirklich besonders hübsch aus.«
    Ich verdrehte die Augen. Was für ein Schleimer!
    Mama wurde rot. »Red nicht so einen Unsinn.«
    »Das ist kein Unsinn«, beteuerte Thomas. Dann fügte er etwas leiser hinzu: »Du bist eine wunderschöne Frau, Lia. Und ich glaube, du weißt es nicht einmal.«
    Ich fiel fast vom Stuhl. Wie kam dieser Thomas dazu, meiner Mutter so peinliche Komplimente zu machen? Noch dazu, wenn ich dabei war? Das gehört sich doch nicht, oder?
    Aber Mama schien es irgendwie zu gefallen. Statt ihm ordentlich die Meinung zu sagen, lächelte sie nur verlegen.
    »Hast du Lust, morgen Abend zu mir zu kommen?«, fragte Thomas. »Meine WG ist ausgeflogen. Ich könnte etwas für dich kochen. Forelle im Zitronenmantel, mein Spezialgericht.«
    »Klingt verlockend.« Mama lächelte noch immer.
    »Papa wohnt auch in einer WG «, sagte ich. »Aber vielleicht nicht mehr lange.«
    »Was ist mit mir?« Rudi kam herein. Lili auf seinem Arm gluckste zufrieden. Als sie Mama sah, streckte sie sofort die Ärmchen nach ihr aus.
    »Nichts«, sagte Mama schnell. Sie stand auf und nahm Papa Lili ab. »Was machst du überhaupt hier?«
    »Ich dachte, du kannst vielleicht ein bisschen Hilfe gebrauchen.« Papa musterte Thomas mit gerunzelter Stirn. Bestimmt fragte er sich, warum er nur

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