Emma im Glück
Klara zog ihren Bruder davon. »Bis später!« Sie winkte uns noch einmal zu, dann verschwand sie mit Jonas im Gewühl der Schüler, die in die Schule strömten.
»Ich wusste gar nicht, dass du so gut aussehende Jungs kennst!« Mona grinste mir verschmitzt zu.
Ich runzelte die Stirn. »Wen meinst du?« Ganz ehrlich, ich hatte keine Ahnung, wovon Mona redete.
»Na, diesen Jonas natürlich!« Mona sah mich an, als würde sie an meinem Verstand zweifeln. Und genau das tat sie in diesem Moment vermutlich auch. »Sag bloß, dir ist noch nicht aufgefallen, dass er total süß ist!«
»Findest du?«, fragte ich.
Mona nickte heftig. »Allerdings! Und der weibliche Teil der Schülerschaft scheint das genauso zu sehen wie ich. Alle Mädchen, die an uns vorbeigekommen sind, haben ihn total angestarrt.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Von mir aus. Er ist sowieso nicht mein Typ.«
»Und nett ist er auch noch«, sagte Mona, während wir langsam über den Schulhof gingen. »Genau wie seine Schwester, diese Klara. Vielleicht können wir sie ja mal zu uns einladen.«
»Hm«, machte ich.
»Was ist?« Mona warf mir einen aufmerksamen Seitenblick zu. »Magst du sie nicht?«
»Geht so«, murmelte ich.
»Bloß weil sie Fußball spielt, muss sie ja nicht gleich blöd sein«, sagte Mona.
Da war ich anderer Meinung, aber ich hatte keine Lust, eine Diskussion mit Mona anzufangen.
Bevor wir die Schule betraten, sah ich mich noch einmal nach Bastian um. Fehlanzeige. Vielleicht hatte er ja verschlafen und war spät dran. Oder er ging mir absichtlich aus dem Weg.
In der ersten Stunde hatten wir Mathe, wie jeden Montag. Da bekommt man doch gleich richtig Lust auf die neue Woche, oder? Zum Glück hatte ich wenigstens meine Hausaufgaben gemacht, sodass ich der Stunde relativ entspannt entgegensehen konnte. Frau Meisner, unsere Klassenlehrerin, kann nämlich ziemlich ungemütlich werden, wenn jemand seine Hausaufgaben vergessen hat.
Ich setzte mich auf meinen Platz und kramte meine Mathesachen heraus. Simone und Lea gluckten schon wieder zusammen und kicherten herum. Sie trugen ihre Partnerlook-Klamotten und hatten sich heute auch noch die gleiche Frisur gemacht: lauter kleine Zöpfchen, die von bunten Bändern zusammengehalten wurden. Total albern. Allmählich sahen sie aus wie siamesische Zwillinge.
Frau Meisner betrat etwas später als sonst die Klasse. Hinter ihr kam ein Mädchen herein. Klara! Ich rutschte tiefer in meinen Stuhl, aber sie entdeckte mich trotzdem und winkte begeistert. Ich wäre am liebsten unter den Tisch gekrochen. Auch das noch! Musste Klara ausgerechnet in meine Klasse kommen? Das hatte mir gerade noch gefehlt!
»Guten Morgen!«, rief Frau Meisner. Sofort wurde es still. »Wir haben eine neue Schülerin. Das ist Klara Neubert. Möchtest du dich vielleicht selbst kurz vorstellen, Klara?«
Alle starrten Klara neugierig an. Sie ließ sich davon jedoch nicht im Geringsten einschüchtern, sondern legte sofort los.
»Mein Name ist Klara Neubert. Ich bin zwölf Jahre alt. Bisher war ich auf dem Schulzentrum in Heckenstedt, aber weil wir letzte Woche nach Tupfingen gezogen sind, gehe ich ab sofort hier zur Schule. Meine Hobbys sind Fußballspielen, Joggen und Krafttraining. Außerdem mag ich Hunde und Erdbeereis. So, ich glaube, das war’s erst mal.«
Simone und Lea tuschelten eifrig, während die Jungs Klara abschätzig musterten. In unserer Klasse sind ein paar echte Machos. Wahrscheinlich konnten sie sich nicht vorstellen, dass es Mädchen gibt, die Ahnung von Fußball haben.
»Vielen Dank, Klara«, sagte Frau Meisner. »Den Rest kannst du deinen neuen Mitschülern ja in der Pause erzählen.« Sie warf einen Blick in die Runde. »Ich hoffe, dass ihr Klara nett aufnehmt und ihr helft, sich schnell bei uns einzugewöhnen. Jetzt schauen wir mal, wo wir noch ein freies Plätzchen für dich haben …«
»Kann ich neben Emma sitzen?«, fragte Klara wie aus der Pistole geschossen. »Wir kennen uns schon vom Fußball.«
Frau Meisner lächelte. »Das ist ja schön! Ist es dir recht, Emma, wenn Klara den Platz neben dir bekommt?«
Ich war so baff, dass ich nur stumm nicken konnte.
»Prima, dann hätten wir das ja geregelt«, sagte Frau Meisner zufrieden. »Und jetzt geht’s mit Mathe weiter.«
Klara kam freudestrahlend zu meinem Tisch und ließ sich auf den freien Stuhl neben mir fallen. Seit Lea sich weggesetzt hatte, hatte der Tisch mir allein gehört. Die Zeiten waren jetzt vorbei.
»Ist es nicht super,
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