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Emma im Glück

Emma im Glück

Titel: Emma im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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wollten. Dicke Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben und ein kühler Wind kam auf. Fröstelnd zog ich den Reißverschluss meiner Jacke zu.
    Noch eine Minute. Erste Regentropfen klatschten aufs Pflaster. Na toll! Hätte der Regen nicht noch ein bisschen warten können? Wenigstens so lange, bis Lili und ich trocken im Bus saßen?
    Ich starrte auf die Straßenecke, hinter der Linda genau in diesem Moment hätte auftauchen müssen. Tat sie aber nicht. Es tauchte überhaupt niemand auf. Der Marktplatz war wie leer gefegt. Auch vor dem
Venezia
saß niemand mehr. Kein Wunder, schließlich regnete es Bindfäden. Ich stellte mich unter die Markise der Eisdiele und steckte die Hände in die Jackentaschen. Unter meiner Haut kribbelte es. Ich hatte ein ganz blödes Gefühl. Wo blieb Linda?
    Fünf Minuten später war sie immer noch nicht da. Der Bus war inzwischen ohne uns abgefahren. Super! Das hieß, wir würden zu spät nach Hause kommen. Wie sollte ich das Mama erklären? Egal, mir würde schon was einfallen. Das Wichtigste war jetzt erst mal, dass diese dämliche Linda hier aufkreuzte. Was trieb sie bloß? Ich trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Allmählich begann ich mir Sorgen zu machen. Keine Panik!, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Vielleicht hat sich Linda ja nur irgendwo vor dem Regen untergestellt.
    Nach weiteren fünf Minuten hielt ich es nicht mehr aus. Ich musste Linda suchen! Ich zog mir meine Kapuze über den Kopf und marschierte los. Der Regen war noch stärker geworden und nach ein paar Metern war ich klitschnass. Ich fluchte und wünschte mir meine Regenjacke herbei. Ob diese Linda daran dachte, die Regenhaube über den Kinderwagen zu ziehen? Bestimmt nicht, dazu war sie garantiert zu dämlich. Hoffentlich wurde Lili nicht nass. Außerdem müsste sie langsam Hunger bekommen. Das letzte Stillen war schon eine ganze Weile her. Vermutlich war sie stinksauer, weil sie im Regen herumkutschiert wurde, statt gemütlich an Mamas Brust zu liegen, und brüllte wie am Spieß. Ich spitzte die Ohren, aber außer dem Prasseln des Regens und einem Auto, das gerade an mir vorbeifuhr, war nichts zu hören.
    Im Dauerlauf lief ich einmal die ganze Strecke ab, vom
Venezia
bis zur Schule und zurück, aber von Linda und Lili war weit und breit nichts zu sehen. Nach sieben Minuten stand ich keuchend wieder auf dem Marktplatz. Hoffnungsvoll sah ich mich um. Vielleicht hatten sie ja einen anderen Weg genommen und warteten schon auf mich. Fehlanzeige. Keine Linda, keine Lili.
    Das war der Moment, in dem ich richtig Panik bekam. Mein Herz begann heftig zu klopfen und mein Mund war ganz trocken. Mir wurde schwindelig. Was, wenn Linda einfach mit Lili abgehauen war? Vielleicht war sie ja so eine verrückte Kindesentführerin. Oder sie arbeitete mit Menschenhändlern zusammen, die Babys für viel Geld ins Ausland verkauften. Davon hatte ich mal in der Zeitung gelesen. Und ich wusste weder ihre Handynummer noch ihren Nachnamen. Genau genommen kannte ich diese Linda überhaupt nicht! Ärgerlich stampfte ich mit dem Fuß auf. Wie hatte ich nur so blöd sein können? Meine kleine Schwester einer wildfremden Person anzuvertrauen – und das für lächerliche zwei Euro!
    Schluchzend stand ich mitten auf dem Marktplatz. Mein Gesicht war ganz nass. Regentropfen und Tränen vermischten sich auf meinen Wangen, aber das war mir egal. Ich wollte Lili zurück! Jetzt sofort! Und dieser Linda würde ich den Kopf abreißen, wenn ich sie in die Finger bekam.
    Ich begann zu rufen. »Lili! Lili!
LILI

    Keine Antwort. Nur das gleichmäßige Tropfen des Regens drang an mein Ohr. Niemand hörte mich. Niemand half mir. Ich war ganz allein.
    Da ertönte eine Stimme hinter mir. »Hallo, Emma!«
    Ich fuhr herum. »Lili!«
    »Nein, ich bin’s!« Klara strahlte mich an.
    Ich stöhnte und sackte in mich zusammen. Die Hoffnung verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
    Klara runzelte die Stirn. »Was ist denn los? Weinst du?«
    Ich zog geräuschvoll die Nase hoch und fuhr mir mit der Hand über das Gesicht. »Meine kleine Schwester ist verschwunden«, erklärte ich mit wackeliger Stimme.
    »Meinst du das Baby, mit dem du letztens in Tupfingen unterwegs warst?«, fragte Klara. »Das ist deine Schwester? Aber ein Baby kann doch nicht einfach so verschwinden!«
    Stockend erzählte ich ihr die ganze Geschichte. Von meinem tollen Plan und wie ich Lili dazu benutzt hatte, Geld zu verdienen. Von den vielen Mädchen, die heute da gewesen waren, und

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