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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sich zum zweitenmal den Teller füllte. »Sie scheinen viel Erfahrung mit
Rindern zu haben.«
    Steven
lächelte und ignorierte Joellen, die sich schon seit einiger Zeit bemühte,
seine Aufmerksamkeit zu erregen. »Seit der Zeit nach dem Krieg, ja«, antwortete
er höflich.
    Joellens
Glas kippte um, ein roter Fleck breitete sich auf dem blütenweißen Tischtuch
aus. »Oh, wie ungeschickt von mir!« rief sie, und Steven mußte sich auf die
Lippen beißen, um nicht laut zu lachen über den so offenkundigen Versuch des
Mädchens, ihn auf sich aufmerksam zu machen.
    Big John
schüttelte unmutig den Kopf, und die rundliche mexikanische Köchin Manuela
eilte herbei und überschüttete Joellen mit einem Schwall spanischer Worte,
während sie versuchte, den häßlichen Fleck zu entfernen.
    »Lassen Sie
das, Manuela«, befahl Big John, und Manuela ging mit einem letzten
vorwurfsvollen Blick auf Joellen hinaus.
    Joellen
schaute Steven aus großen Augen an und klimperte mit den langen Wimpern, als
sie sich wieder setzte. Sie war ein hübsches Kind, aber eben genau das – ein
Kind. »Haben Sie im Krieg gekämpft, Mr. Fairfax?« erkundigte sie sich
neugierig.
    Steven
lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Ja.«
    Joellen zog
eine perfekt gezupfte Augenbraue hoch. »Auf der Verliererseite?«
    »Nach
Ansicht der meisten Leute ja«, erwiderte Steven kühl. »Obwohl mein Großvater
natürlich der festen Überzeugung ist, der Süden werde sich irgendwann wieder
erheben. Für diesen Augenblick hat er einen ganzen Stapel alter Geldscheine aus
der Zeit der Konföderation gehortet.«
    Big John
lachte und bot Steven eine Zigarre an, die dieser dankend annahm. »Unter wem
haben Sie gedient, junger Mann?«
    »Jeb
Stuart«, antwortete Steven kurz, denn er sprach nicht gern über den Krieg. Für
ihn war es das Beste, ihn zu vergessen. »Mit Abstand der beste Reiter beider
Armeen«, bemerkte Big John nachdenklich.
    Steven
nickte.
    »Ich war
vor ein paar Tagen bei Emma Chalmers in der Bibliothek«, sagte Joellen
plötzlich, was ihr endlich die Aufmerksamkeit der beiden Männer zu sichern
schien. »Ich wollte mir ein Buch ausleihen, doch sie war sehr unfreundlich zu
mir«, fuhr das Mädchen fort. »Aber ich habe sie an ihren Platz verwiesen und
sie daran erinnert, daß sie nichts als eine arme Waise ist.«
    Big John
wurde ungehalten. »Das war nicht nett von dir, mein Kind«, sagte er
vorwurfsvoll.
    Joellens
Blick glitt zu Steven. Mit halbgeschlossenen Augen fragte sie ihn: »Was meinen
Sie dazu?«
    »Daß Emma
Chalmers die schönste Frau ist, die ich je gesehen habe«, versetzte Steven
lächelnd.
    Joellens
Puppengesicht verzerrte sich vor Ärger. »Sie haben doch wohl nicht vor, sie zu heiraten oder so – sie ist praktisch schon verlobt – mit Fulton Whitney!«
    »Die Zeit
wird kommen, wo sie sich nicht einmal an seinen Namen erinnern wird«, erwiderte
Steven und stand auf. Auch Big John erhob sich und reichte ihm eine starke, von
der Arbeit rauhe Hand. Steven schüttelte sie herzlich, verabschiedete sich und
ging in die Nacht hinaus.
    Er hatte
noch nicht das Häuschen erreicht, das Big John ihm zugewiesen hatte, als
Joellen ihn einholte. Sie trug einen Reitrock, hohe schwarze Stiefel und eine
weiße Bluse, die im Mondlicht schimmerte wie ihr blondes Haar.
    »Sind Sie
böse auf mich?« fragte sie, bemüht, mit Steven Schritt zu halten. »Weil ich
etwas über Emma Chalmers gesagt habe.«
    »Nein.«
    »Sie wird
Sie nicht heiraten«, sagte Joellen rasch. »Sie möchte in einer prächtigen Villa
leben, wie die Whitneys.«
    »So?«
entgegnete Steven und schaute gelangweilt zum sternenübersäten Himmel auf.
    »Ja, und
sie wünscht sich auch Geld und Ansehen. Den Vorarbeiter einer Ranch würde sie
nie heiraten.«
    Steven
hatte seine Hütte erreicht, und obwohl Joellen es zu erwarten schien, forderte
er sie nicht auf einzutreten. »Gute Nacht«, sagte er betont kühl zu ihr.
    Joellen
schob schmollend die Unterlippe vor, drehte sich um und stürmte ärgerlich
davon. Steven schaute ihr kopfschüttelnd nach, ging ins Haus und zog sich aus,
um schlafen zu gehen. Doch als er in dem breiten Doppelbett lag, mußte er an
Emma danken, an ihre zarte Haut, ihre schönen vollen Brüste, und ein
schmerzhaftes Ziehen erwachte in seinen Lenden. In diesem Augenblick hätte er
alles dafür gegeben, Emma an seiner Seite zu haben – einschließlich seines
geliebtes Colts und des Vermögens, das in Louisiana auf ihn wartete.
    Doch trotz
der quälenden Erregung, die ihn

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