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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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litten, leuchteten ihre Augen beim Anblick
der Früchte auf, und sie nahmen sie dankend an.
    Während
Smiley durstig das kühle Bachwasser trank, hörte Emma in der Ferne einen Schuß
und lächelte. Anscheinend hatte Sallie Lees und Tessies Pa ein Kaninchen
erlegt.
    Sie ging
zur Hütte zurück, um auf ihn zu warten.
    Nicht lange
danach erschien ein mittelgroßer Mann auf der kleinen Lichtung, ein Gewehr in
einer Hand, ein Kaninchen in der anderen. Er trug eine Hose aus grobgewebtem
Stoff, ein Hemd, das vermutlich irgendwann einmal weiß gewesen war, abgetragene
Stiefel und einen schäbigen Lederhut.
    Tessie lief
ihm entgegen. »Pa, das ist Emma!«
    »Sie hat
uns Äpfel geschenkt«, rief Sallie Lee.
    Die blauen
Augen des Mannes musterten Emma freundlich. »Jeb Meyers«, sagte er lächelnd.
»Ich würde Ihnen ja die Hand geben, aber ...«
    Emma
schaute auf das Gewehr und das Kaninchen und erwiderte sein Lächeln, obwohl
der Anblick eines toten Tieres ihr stets Übelkeit verursachte. »Emma Chalmers«,
stellte sie sich vor. »Ich wollte Sie fragen, ob ich in Ihrer Scheune
übernachten darf ...«
    »Sie
verbringen die Nacht im Haus«, sagte er entschieden und schon auf dem Weg zur
Hütte. »Ich schlafe in der Scheune.«
    Jeb Meyers
war Emma genauso sympathisch wie seine Töchter. Sie schaute zu, wie er sein
Gewehr fortbrachte und zum Bach hinunterging, um das Kaninchen zu häuten.
    Als er
zurückkam, saß Emma mit Tessie und Sallie Lee im Gras und flocht aus
Butterblumen einen Blütenkranz für die Mädchen.
    »Ist Ihre
Frau nicht da?« fragte Emma, als Jeb sich neben sie ins Gras hockte. Sie hatte
die Mädchen nicht weiter nach Mrs. Meyers ausfragen wollen, weil sie das für
unfair hielt.
    »Bethie ist
im letzten Januar gestorben«, antwortete Jeb leise und ohne Emma anzusehen.
    Für einen
Moment schwieg sie betroffen. »Das tut mir leid«, sagte sie dann.
    Auch Jeb
schwieg, und schließlich stand er auf und sagte: »Vielleicht sollte ich jetzt
lieber das Kaninchen braten, damit wir heute abend etwas zu essen haben.«
    »Ich kann
Ihnen helfen«, schlug Emma vor.
    »Können Sie
kochen?«
    Emma
schüttelte den Kopf. »Nein«, gab sie seufzend zu. Jeb Meyers lachte. »Nun, dann
machen Sie besser mit Ihren Blumen weiter«, meinte er und ging auf die Hütte
zu.
    Sallie Lee
befestigte den Blütenkranz in ihrem Haar und straffte stolz die Schultern. »Ich
bin die Königin von Montana«, verkündete sie strahlend.
    »Du bist
keine Königin, und das hier ist nicht Montana«, erklärte Tessie nüchtern.
    Emma zog
die beiden Mädchen an sich und lachte, aber das Herz tat ihr weh für diese
reizenden Kinder, die die Mutter verloren hatten, und für diesen netten Mann,
der ohne seine Frau weiterleben mußte. Unwillkürlich fragte sie sich, wie
Bethie Meyers gewesen sein mochte. Später am Abend, als die Mädchen gegessen
hatten und zu Bett gegangen waren, half Emma Jeb beim Spülen. »Es muß sehr
einsam hier draußen sein«, bemerkte sie.
    Er maß sie
mit einem besorgten Blick. »Das ist es. Und auch gefährlich. Was machen Sie
eigentlich hier draußen – so ganz allein in dieser Wildnis?«
    Emma
seufzte. »Ich versuche, einen Rindertreck einzuholen«, antwortete sie. Mehr
wollte sie nicht sagen, und Jeb beharrte auch nicht darauf.
    »Sie können
dort schlafen«, sagte er und zeigte auf ein Doppelbett an der Wand.
    »Sie
brauchen keine Angst zu haben – ich bleibe in der Scheune –, aber trotzdem
sollten Sie die Tür verriegeln. Dann werden Sie sicher ruhiger schlafen.
    Ein
eigenartig bittersüßes Gefühl, daß sie unter anderen Umständen vielleicht ihr
Leben mit diesem Mann hätte verbringen können, erfaßte Emma. »Danke«, sagte
sie leise.
    Seine Augen
schienen sie für einen Moment zu streicheln, als hegte er ganz ähnliche
Gedanken. »Gute Nacht«, meinte er, dann war er fort, und Emma verriegelte die
Tür, wie er ihr geraten hatte. Doch außer herumstreifenden Indianern und Bandi
ten fürchtete sie nichts; sie wußte, daß Jeb Meyers keine Bedrohung für sie
darstellte.
    Emma stand
am nächsten Morgen schon früh auf, noch vor den Kindern, und unterhielt sich
eine Weile mit Jeb, während er in der Scheune ihre Stute für sie sattelte.
Nachdem sie sich sehr herzlich bei ihm für das Essen und die Unterkunft bedankt
hatte, verließ sie den freundlichen Mann und machte sich wieder auf die Reise.
    Gegen
Mittag erreichte sie müde, verschwitzt und hungrig eine baumbestandene Anhöhe
und sah im Tal die Herde. Ihr Herz schlug

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