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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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anzusehen, daß er mich am liebsten umgebracht
hätte. Ich ließ ihn sogar den ersten Schuß abfeuern, und er ging weit daneben,
genau wie ich es vermutet hatte. Dirk benahm sich wie ein Wahnsinniger –
verfluchte mich wild und forderte mich schreiend auf, ihn endlich zu
erschießen.«
    Steven
machte eine kurze Pause. »Es ging mir nicht um meine Ehre, aber ich wußte, daß
Dirk mich nur noch mehr hassen würde, wenn ich ihn als Versager fortgehen ließ,
und so gab ich dann doch einen Schuß auf ihn ab.« Als Steven sah, wie sich
Emmas Züge anspannten, legte er seine Hand unter ihr Kinn und schüttelte den
Kopf. »Ich habe ihn nicht getötet, Emma, nicht an jenem Morgen. Ich schoß ihn
nur in den rechten Arm, weil ich annahm, daß ich dort mit einer Kugel den
geringsten Schaden anrichten würde.«
    Nervös
befeuchtete Emma ihre Lippen. »Und dann?«
    »Dann kam
ein Arzt und kümmerte sich um Dirks Verletzung. Ich ging, begleitet von meinem
Sekundanten, und Dirk schrie mir wüste Verwünschungen nach, bis ich außer
Hörweite war.«
    »Starb er?«
    Steven
seufzte und schüttelte den Kopf. »Nicht in jenem Augenblick. Aber die Wunde
infizierte sich, und sein Arm mußte schließlich dicht unter der Schulter
amputiert werden. Und obwohl Dirk mich schon vorher gehaßt hatte wie die Pest,
hätte er mir danach am liebsten bei lebendigem Leib die Gedärme herausgerissen.
Er sagte mir einmal, es wäre gnädiger gewesen, wenn ich ihn auf dem > Ehrenfeld < , wie er es nannte, getötet hätte.«
    Steven
verzog angewidert das Gesicht. »Danach trank er noch viel mehr als sonst und
entdeckte das Opium. Zu jener Zeit weigerte Mary sich schon, ihm auch nur die
Tageszeit zu sagen. Eines Abends, nach einem heftigen Streit mit Cyrus, ging er
in die Oper, stand mitten in einer Arie auf und jagte sich mit einer 38er eine
Kugel in den Kopf.«
    Emma sprang
auf und schlang ihre Arme um Steven. »Mein Gott«, flüsterte sie.
    Er ließ
seine Stirn einen Moment an ihrer ruhen und schloß die Augen. »Als Sohn der
Geliebten seines Vaters war ich für Macon schon immer ein Außenseiter gewesen,
ein Eindringling. Dirks Tod gab ihm noch ein besseres Motiv, mich zu hassen.«
    Emma küßte
ihn auf die Lippen und hielt ihn fest in ihren Armen. »Und Mary?«
    Steven
seufzte und begann in der kalten Brise zu frösteln, die vom Fluß hinaufkam.
»Als Dirk aus dem Weg war, beschloß sie, mir einen Antrag zu machen. Ein paar
Monate später kam sie bei einem Ball zu mir und bat mich, sie zu heiraten.
    Ich wollte
sie nicht in Verlegenheit bringen und sagte ihr so freundlich, wie ich konnte,
sie müsse sich woanders nach einem Ehemann umschauen.
    Sie wurde
wütend und veranstaltete eine Szene, schrie, daß ich sie heiraten müßte, weil
ich sie kompromittiert hätte. Aber wie gesagt, ich hatte sie nie angerührt,
höchstens einmal bei einem Ball
mit ihr getanzt. Aber wahrscheinlich trug sie damals Dirks Kind unter dem
Herzen, und sie tat mir leid.« Er fuhr sich unruhig durch das Haar. »Ich wußte,
nichts von all dem wäre passiert, wenn ich nach dem Krieg nicht nach Fairhaven
zurückgekommen wäre. Sie und Dirk hätten sicher geheiratet und wären bis an das
Ende ihrer Tage glücklich miteinander gewesen.«
    Wieder
schwieg Steven eine Weile. Dann fuhr er leise fort: »Um sie vor weiteren
Skandalen zu bewahren, entschuldigte ich mich bei der Gastgeberin und bot Mary
an, sie nach Hause zu bringen. Sie strahlte und glaubte vermutlich, das Ziel
ihrer Wünsche erreicht zu haben. Aber während der Heimfahrt, in der Kutsche,
sagte ich ihr, daß ich sie nicht heiraten könnte, weil ich sie nicht liebte.
Ich bot ihr an, dafür zu sorgen, daß es ihr und dem Kind an nichts fehlen
würde, falls sie von meinem Neffen schwanger war, aber Mary begann zu weinen
und warf mir vor, ihr Leben sei ruiniert und kein anständiger Mann werde jetzt
noch etwas von ihr wissen wollen.
    Da ich
nicht wußte, wie ich sie trösten sollte, weil ich ihr das einzige, was sie
wirklich wollte, nicht geben konnte, brachte ich sie zum Haus ihres Vaters und
fuhr weiter in den Club, um Karten zu spielen und etwas zu trinken. Am
nächsten Tag wurde Mary erdrosselt in ihrem Zimmer aufgefunden, und alle glaubten,
damit es sich nicht herumsprach, daß sie von mir schwanger war. Fünf Minuten,
bevor ich verhaftet werden sollte, verließ ich New Orleans.«
    Emma
schlang ihm die Arme um den Nacken. »Jemand muß dir doch geglaubt haben – dein
Großvater zum Beispiel. Oder deine

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