Emma und der Rebell
und breitete sie unter dem Wagen aus. Emma ließ
sich auf die Knie nieder und kroch zu ihm unter das schützende Dach.
»Was macht
dein Arm?« fragte sie, um die unerklärliche Scheu zu überspielen, die sie
erfaßte.
»Er tut
höllisch weh«, antwortete er, aber es klang eine leise Belustigung in seiner
Stimme mit. Mit seinem gesunden Arm zog er Emma
an sich und kniff sie zärtlich in den Po. »Ach, was gäbe ich für ein Bad und
ein richtiges Bett!« seufzte er. »Wenn ich das haben könnte, würde ich mich
jetzt unermüdlich von dir trösten lassen, bis die Sonne aufgeht.«
Emma legte
ihren Kopf an seine Brust, lauschte auf sein Herz, das ruhig und gleichmäßig
klopfte, und bemühte sich, nicht daran zu denken, daß ein Henker es eines Tages
zum Stillstand bringen könnte. »Für heute hast du genug Trost gehabt«, erwiderte
sie.
Steven
lachte leise. Der Klang war so beruhigend, so tröstlich, daß Emma sich fast
vorstellen konnte, mit ihm in einem Federbett in Fairhaven zu liegen, ihre
Kinder in einem Zimmer weiter unten auf dem Korridor, und all ihre Sorgen
hinter ihnen.
Lieber
Gott, flehte sie im stillen, wenn du ein Leben nehmen mußt, dann nimm meins und
nicht Stevens. Es ist egoistisch und schwach von mir, ich weiß, aber ohne ihn
könnte ich nicht mehr weiterleben. »Ich liebe dich, Steven«, flüsterte sie.
Er zog ihre
Hand an seine Lippen und küßte sie. »Und ich liebe dich, kleine Tigerin. Gute
Nacht.«
Emma schloß
die Augen, überzeugt, nicht schlafen zu können, aber es dauerte nicht lange,
bis sie in einen traumlosen Schlaf
versank, aus dem sie erst erwachte, als Steven sie Stunden später küßte. Als
sie die Augen aufschlug, drückte er ihr die Pistole in die Hand, die sie sich
von Henry in Whitneyville geliehen hatte.
»Ich muß
die zweite Wache reiten«, sagte er. »Wenn dich jemand belästigt, dann schieß.«
Plötzlich
war Emma hellwach. »Was?«
Steven
legte ihr den Finger auf die Lippen. »Du hast gehört, was ich sagte«,
antwortete er.
»Aber dein
Arm ...«
»Meinem Arm
geht es wieder gut«, beschwichtigte er sie und rollte sich halb auf sie, um sie
zu küssen. Dabei glitt seine Hand zwischen ihre Beine, und Emma stöhnte leise
auf und spreizte ganz unbewußt die Schenkel.
Als sie
schon im Begriff war, zu vergessen, daß überall in der Nähe Cowboys schliefen,
als sie sich danach sehnte, Steven in sich aufzunehmen und sich mit ihm zu
vereinigen, löste er sich von ihr und kroch unter dem Wagen hervor.
Emma
kuschelte sich in die Decken und versuchte, die süße Qual zu ignorieren, die er
in ihr ausgelöst hatte und nicht lindern wollte.
Als sie bei
Sonnenaufgang erwachte, war sie noch immer allein und stand auf, um Steven zu
suchen.
Sie
entdeckte ihn am Lagerfeuer, wo er in einem sauberen Hemd zwischen den Cowboys
saß und über irgend etwas lachte, was einer der Männer sagte. Es versetzte Emma
einen Stich, und sie fragte sich unwillkürlich, ob sie über sie gelacht haben
mochten.
Aber als
Steven in ihre Richtung schaute, sah sie Freude in seinen Augen aufleuchten,
und er nickte ihr beruhigend zu, als spürte er, was sie beschäftigte.
Emma füllte
sich einen Teller und aß schnell alles auf, weil der Moment des Aufbruchs nahe
war. Sie faltete gerade die Decken zusammen, in denen sie geschlafen hatte, als
Steven neben ihr auftauchte, schon auf dem Pferd und den Hut so tief in die
Stirn gezogen, daß sie seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte.
Er reichte
ihr wortlos die Hand, und sie schwang sich hinter ihm in den Sattel.
»Halt dich
fest«, war das einzige, was er sagte, bevor er einen schrillen Pfiff ausstieß
und sein Pferd anspornte. Emma umklammerte Stevens Taille und legte seufzend
ihre Wange an seine Schulter. Ein langer, harter Tag erwartete sie.
Gegen
Mittag meldete der Scout, daß er in östlicher Richtung Indianer gesichtet
hatte. Steven saß ab, aber nur, um sich hinter Emma in den Sattel zu schwingen.
Fragend
drehte sie sich nach ihm um, und er küßte sie flüchtig auf den Mund. »Wenn
jemand einen Pfeil in den Rücken bekommt«, sagte er, »dann sollst nicht du es
sein.«
Emma
fürchtete sich, aber sie fühlte sich auch von Steven beschützt und spürte, wie
wertvoll sie für ihn war, was ihr eine gewisse Beruhigung verschaffte. Solange
sie ihm nur nahe war, würde sie mit allem fertig werden.
17
Zusammengerollt und zu erschöpft nach dem langen
Tagesritt, um mit den anderen am Feuer zu sitzen und zu essen, lag Emma auf den
Decken unter dem
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