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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sehen konnten, setzte Emma
sich auf einen Felsen. Steven blieb stehen, an einen Baumstamm gelehnt, die
Arme verschränkt, und schaute nachdenklich auf Emma herab.
    »Ich liebe
dich«, sagte er zärtlich.
    »Ich weiß«,
erwiderte sie leise und dachte, daß nun die Gelegenheit gekommen war, ihm die
Frage zu stellen, für die sie schon seit Stunden ihren ganzen Mut sammelte.
    »Hast du
wirklich deinen Neffen und dieses Mädchen ermordet, Steven?«
    Lange
schwieg er. Dann antwortete er: »In gewisser Weise ja.«

16

    Emma
schaute ruhig zu
Steven auf, aber in ihrem Innersten wühlte ein schrecklicher Sturm.
    Steven
erwiderte ihren Blick mit tröstlicher Gelassenheit, aber er sagte nichts,
schien sich nur Emmas Züge einzuprägen, als befürchtete er, daß er sie nach
diesem Abend nie wiedersehen würde.
    Emma ertrug
es nicht mehr. »Sag mir, warum, Steven«, bat sie. »Sag mir, wie du ... wie du
deinen eigenen Neffen umbringen konntest.«
    »Ich gab
den Schuß ab, der Dirks Leben auslöschte«, unterbrach Steven sie rauh und
legte den Kopf zurück, um den sternenübersäten Himmel zu betrachten.
»Zumindest indirekt.«
    Emmas Augen
flehten ihn an, ihr mehr zu sagen.
    Steven
legte ihr seufzend eine Hand auf die Schulter. »Uneheliche Söhne sind nichts
Ungewöhnliches in der Familie Fairfax«, begann er ruhig. »Macon war erst
sechzehn, als er Dirk zeugte – mit einer feinen jungen Dame seiner
Gesellschaftsschicht. Doch das Mädchen starb im Kindbett, und ihre Familie
brachte das Baby nach Fairhaven und drohte, es in ein Waisenhaus zu stecken,
falls Macons Eltern es ablehnen sollten.
    Macon war
selbst noch ein halbes Kind und hätte Dirk auch lieber in einem Waisenhaus
gesehen. Mein Vater war damit einverstanden, aber mein Großvater – Cyrus –
wollte nichts davon hören, daß einem Fairfax sein rechtmäßiges Heim verweigert
wurde. Er bestand darauf, daß das Kind in Fairhaven aufwuchs, und sein Wort war
bei uns Gesetz. Das ist es heute noch.
    Jedenfalls
wuchs Dirk als vollwertiges Familienmitglied auf. Als ich nach dem Tod meines
Vaters nach Fairhaven kam, standen Dirk und Macon sich sehr nahe, und Dirk war
in eine junge Frau namens Mary McCall verliebt.«
    Steven
machte eine Pause und schaute erneut zum Himmel auf – als wollte er aus den
Sternen Mut beziehen. »Leider entwickelte Mary dann eine Vorliebe für mich,
aber ich war mit einer
anderen Frau zusammen und schenkte Mary nicht viel Beachtung. Ihr Interesse an mir hielt ich für bloße Koketterie, wie es bei
jungen Mädchen ja so oft vorkommt.«
    Emma dachte
an die > andere Frau < und hätte gern nach ihrem Namen gefragt und ob
Steven sie geliebt hatte, aber sie schwieg. Dafür war später Zeit.
    Er seufzte
und rieb sich die Augen, und dabei bemerkte Emma, daß sein Verband gewechselt
werden mußte. »Doch anscheinend war es Mary viel ernster, als wir alle
glaubten. Sie tischte Dirk einige sehr einfallsreiche Lügen auf – daß wir uns
heimlich getroffen hätten, miteinander intim gewesen wären und die Absicht
hätten, zusammen durchzubrennen. Da ich ohnehin nicht gerade das war, was man
als eine willkommene Bereicherung für Fairhaven empfand, machten Marys
Geschichten meine Situation ganz unmöglich«, fügte Steven seufzend hinzu.
    und auch
für Mary. Weil sie wußte, wie es war, ihn zu lieben, konnte sie sich vorstellen,
wie schwer es sein mußte, von ihm abgewiesen zu werden. Sie legte ihre Hand auf
seine und bat ihn fortzufahren.
    »Dirk war
sehr verbittert. Jedesmal, wenn wir uns begegneten, suchte er Streit mit mir.
Ich ignorierte ihn, so gut es ging, aber seine Feindseligkeit machte mir das
Leben in Fairhaven zur Hölle. Natürlich hätte ich New Orleans verlassen können,
aber ich liebte mein Heim und meinen Großvater.« Steven brach ab und rieb über
die Bartstoppeln an seinem Kinn. Selbst im Dunkeln sah Emma die Qual, die in
seinen Augen stand.
    »Eines
Nachts forderte Dirk mich zum Duell heraus. Ich hätte mich weigern können,
natürlich, aber das brachte ich nicht über mich. Also machten Dirk und ich
einen Ort und eine Zeit aus und erschienen dort schon früh am nächsten Morgen
mit unseren Sekundanten. Dirk hatte die Duellpistolen meines Großvaters
mitgebracht.
    Während ich
im Krieg war, hatte Dirk in England die Schule besucht, daher war mir klar, daß
er in einem echten Duell keine Chance gegen mich hatte, aber obwohl wir
wirklich nichts füreinander übrig hatten, wollte ich ihn nicht töten.« Steven
seufzte. »Dirk hingegen war

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