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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Vorratswagen. Bilder von Steven am Galgen quälten sie, aber
sie brachte nicht mehr die Kraft auf, sie zu verdrängen. So drehte sie sich auf
den Bauch und begann bitterlich zu weinen.
    Als sich
eine Hand auf ihren Rücken legte, versteifte sie sich und drehte sich
erschrocken um, aber es war Sing Cho, der ihr einen Teller mit Bratkartoffeln
und Fleisch brachte.
    »Essen,
Missy«, sagte er freundlich.
    Zwischen
den hohen Wagenrädern war Platz genug, sich aufzurichten. Emma tat es und fuhr
sich mit dem Ärmel über ihre Augen. Ihre
Hände zitterten, als sie den Teller nahm. »Danke«, schniefte sie.
    Der Chinese
lächelte und machte Anstalten, sich zu erheben, doch Emma ergriff seinen dünnen
Arm. »Wo ist Mr. Fairfax?« fragte sie. Seit sie lagerten, hatte sie Steven
nicht mehr gesehen.
    Sing Cho
schien zu zögern. »Zurückgeritten, um mit den Männern zu sprechen, die ihm
folgen.«
    Emma
erstickte fast an einer Gabel voll Kartoffeln. Macon! »Dieser Idiot!« rief sie
entsetzt, setzte den Teller ab und wollte aufstehen. »Ist er allein
fortgeritten?«
    »Missy
bleibt sitzen und ißt«, sagte Sing Cho streng. »Mr. Fairfax ist nicht allein.
Er hat Mr. Deva mitgenommen.«
    Emma wußte,
daß sie ihre ganze Kraft benötigte, deshalb setzte sie sich wieder hin und aß
gehorsam. Aber sie machte sich große Sorgen, und das Essen lag ihr wie ein
Stein im Magen.
    Steven und
Frank Deva kehrten eine halbe Stunde später zurück. Der Scout führte die kleine
Pintostute am Zügel, die Emma in Whitneyville gemietet hatte. Als Emma die
Männer erblickte, sprang sie auf und stürmte auf Steven zu. Ihre Besorgnis
hatte sich inzwischen in Zorn verwandelt.
    »Du bist
ein Idiot, Steven!« schrie sie ihn an.
    Er grinste
nur, nahm ihren Arm und führte sie hinter den Vorratswagen, wo sie von den
anderen nicht gesehen werden konnten.
    »Wenn du
noch weitere Beschwerden über meine Intelligenz vorzubringen hast, Emma«, sagte
er scharf, »dann tu das bitte nicht vor meinen Männern. Es untergräbt meine Autorität.«
    »Macon
hätte dich töten können!« sagte Emma aufgebracht.
    »Nein«,
entgegnete Steven, schon etwas sanfter, und legte ihr die Hände auf die Arme.
»Das wäre ihm zu schnell und zu leicht. Er will sehen, wie ich leide, Emma; er
will mich vor der ganzen Stadt von New Orleans gedemütigt sehen.«
    Emma wurde
ganz übel vor Kummer, sie preßte die Hände an die Augen, aber die quälenden
Bilder, die vor ihr erstanden, ließen sich nicht verdrängen.
    Steven
legte seinen Arm um sie. »Ich habe starke Bedenken, dich nach New Orleans
mitzunehmen, Emma, und nicht nur des
Prozesses wegen. Im Süden ist eine Gelbfieberepidemie ausgebrochen.« Er
schwieg einen Moment und fuhr dann fort: »Wir können trotzdem heiraten, wenn du
es willst, aber ich glaube, du solltest besser in Whitneyville bleiben, bei
Chloe, bis der Prozeß vorüber ist.«
    Emma hob
entsetzt den Kopf. »Nein!«
    Steven
seufzte. »Ich hole dich, sobald ich kann.«
    »Nein, ich
komme mit!« beharrte Emma. »Ich werde schon nicht krank, aber es wäre mir
unerträglich, in Whitneyville zu sitzen und mich Tag für Tag zu fragen, wie das
Urteil ausfallen wird. Ich ...«
    Er legte
ihr einen Finger auf den Mund. »Ich glaube, du verstehst nicht, wie es in New
Orleans sein wird«, wandte er ein. »Ich rechne damit, daß sie mich verhaften,
sobald ich den Zug verlasse. Begreifst du nicht, daß wir dann ohnehin nicht
zusammensein würden?«
    »Ich
begleite dich«, wiederholte Emma stur und klammerte sich an Steven, als wären
schon jetzt Gefängniswärter hier, die versuchten, sie von ihm zu trennen. »Wenn
du mich zurückläßt, werde ich dir folgen.«
    Wieder
seufzte Steven. »Es wäre besser für dich, wenn du mir nie begegnet wärst«,
sagte er bedrückt, löste sich aus ihren Armen und entfernte sich von ihr.
    Zu stolz,
um ihm zu folgen, kehrte Emma an ihren Platz unter dem Wagen zurück und legte
sich angezogen unter die Decken.
    Eine Stunde
später kam Steven zu ihr, zog sie in die Arme und küßte sie schweigend auf die
Stirn. Dann streckte er sich neben ihr aus.
    Sie sehnte
sich nach seiner Berührung, nach dem Trost, den nur er ihr zu geben vermochte.
»Liebe mich, Steven«, wisperte sie.
    Er lachte
leise. »Wir sind nicht allein.«
    »Ich kann
ganz leise sein, wirklich.«
    »Nun, ich
glaube nicht, daß ich es kann. Schlaf jetzt, Emma.«
    »Ich kann
nicht schlafen, Steven ... ich sehne mich so nach dir ... Ich möchte dich in
mir spüren.« Sie ließ ihre Hand an

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