Emma und der Rebell
beeindruckenden Anblick.
Aus Neugier
blieb Emma bei Steven. »Was ist sein Rang?«
Stevens
Kinn verhärtete sich, seine Augen wurden schmal. »Major«, erwiderte er. Eine
Spur von Verbitterung klang in seiner Stimme mit.
»Sind Sie
der Leiter des Trecks?« fragte der Major und nahm, als Steven nickte, seinen
Hut ab, um sich mit dem Uniformärmel über die Stirn zu streichen. Emma sah,
daß er blond war und sehr schöne bernsteinfarbene Augen hatte, eine makellose
Haut und daß seine Zähne so strahlend weiß waren wie Stevens. Aber er wirkte
angespannt und nervös, als quälte und beunruhigte ihn etwas.
Steven
glitt aus dem Sattel und ging auf den Major zu. »Hallo, Yankee«, sagte er mit
unverhohlener Feindseligkeit, und Emma schloß die Augen. Typisch Steven, den
Krieg wieder anzufangen, nachdem alle anderen begonnen hatten, ihn zu
vergessen!
Der Major
grinste gutmütig. »Hallo, Johnny Rebell.«
»Er heißt
Steven«, rief Emma impulsiv und richtete sich in ihren Steigbügeln auf. »Steven
Fairfax.«
Steven
belohnte ihren Einsatz mit einem stirnrunzelnden Blick, aber der Major lachte
amüsiert.
»Ich kenne
jemanden wie Sie«, bemerkte der gutaussehende Offizier.
Stevens
Haltung war jetzt ein wenig entspannter, aber dennoch drehte er sich zu Emma
um und sagte betont: »Du hattest doch etwas zu erledigen ...?«
Leicht
verärgert, aber noch immer voller Sehnsucht nach einem heißen Bad, sauberen
Kleidern und einer warmen Mahlzeit, stieg Emma von ihrem Pferd und gab Steven
die Zügel. Dann, nachdem sie den Major mit einem strahlenden Lächeln bedacht
hatte, das Steven ärgern sollte, betrat sie das Geschäft, in dessen
Schaufenster sie den Rock und die Bluse gesehen hatte, die sie haben wollte.
»Caleb
Halliday, Mr.
Fairfax«, sagte der Yankee und streckte seine behandschuhte Hand aus.
Steven
zögerte einen Moment, sie zu ergreifen, dann schüttelte er dem Major die Hand.
Die
Soldaten übernahmen bereits die Herde von Stevens Cowboys, und es machte Steven
sehr nervös, so viele > Blauröcke < auf einmal zu sehen. Außerdem hatte er
es eilig, den Papierkram zu erledigen und seine Männer auszuzahlen, damit er
sich dann Emma widmen konnte. Niemand wußte besser als er, wie kostbar die
kurze Zeit war, die ihnen noch verblieb.
Halliday
unterzog einige der Rinder einer kurzen, flüchtigen Inspektion, die jedoch
keine Zweifel über seine Sachkenntnis offenließ, und betrat dann mit Steven
einen Saloon.
Steven, der
sich immer noch unbehaglich fühlte in Gesellschaft dieses Yankees, stürzte den
ersten Drink hinunter und schenkte sich prompt einen zweiten ein.
»Wie geht
es Big John?« erkundigte sich der Major, und Steven sah echtes Interesse in
seinen bernsteinfarbenen Augen aufleuchten, selbst wenn sie ein wenig müde
blickten.
Steven
hätte schwören können, daß der Major Liebeskummer hatte. »Bestens«, erwiderte
er, während er die Papiere prüfte, die der Major ihm überreicht hatte. »Er
hätte den Treck selbst mitgemacht, aber jetzt ist gerade die Zeit, wo die
Kälber die Brandzeichen bekommen.« Der Major nickte und nippte an seinem Drink.
Er war ein sympathischer Mann; es war nicht leicht, ihn nicht zu mögen.
Als die
Formalitäten erledigt waren, fragte Steven: »Wo kann man hier ein heißes Bad
bekommen?«
Halliday
grinste, offensichtlich erinnerte er sich an Emma. »Weiter unten an der Straße
ist ein Badehaus – direkt hinter Finnegans Saloon. Fünfundzwanzig Cent für
frisches Wasser, fünf für das gebrauchte von jemand anderem.«
Steven
nickte, stand auf und reichte dem Major die Hand. »Danke«, sagte er aufrichtig.
Halliday
schüttelte seine Hand und steckte die Kopie des unterschriebenen Vertrags in
die Rocktasche. Stevens Dank akzeptierte er mit einem Nicken und fügte noch
hinzu: »Richten Sie Big John Grüße von mir aus.«
Steven ging
zur Bank und kehrte dann in den Saloon zurück, um seine Männer, die sich dort
an der Bar versammelt hatten, auszuzahlen. Dann holte er sich frische Kleider
aus Sing Chos Wagen und gab auch ihm sein Geld. Der Chinese bedankte sich mit
einer ganzen Serie von Verbeugungen.
Bevor
Steven zu Emma ins Hotel ging, suchte er das Badehaus auf und nach kurzer
Überlegung auch einen Barbier, um sich rasieren und das Haar schneiden zu
lassen.
Emma
hätte eine Ewigkeit
in der Wanne verbringen können, die ein Zimmermädchen mit sauberem, heißem
Wasser gefüllt hatte, aber sie wollte für Steven bereit sein, wenn er zurückkam.
Also stand sie widerstrebend
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