Emma und der Rebell
hatte.
Steven
fand keine Ruhe,
als er an diesem Abend im Stardust saß. Viel lieber wäre er zu Chloes Haus
zurückgegangen, um sich mit Emma ins Schlafzimmer zurückzuziehen. Aber sie und
Chloe waren schon seit einiger Zeit in eine Unterhaltung > von Frau zu
Frau < vertieft, und er wollte sie dabei nicht stören.
Daher war
er sehr erleichtert, als er Big John hereinkommen sah. Der Rancher blickte sich
suchend um und kam dann lächelnd auf Stevens Tisch zu.
»Darf ich
mich zu Ihnen setzen?«
»Gern«,
sagte Steven und machte dem Kellner ein Zeichen, ein zweites
Glas zu bringen. Als er kam und Big John ihm gegenübersaß, schenkte er ihm aus
seiner Flasche Bourbon ein. »Sind Sie auch aus dem Haus vertrieben worden?«
erkundigte Big John sich gutmütig, nachdem er den ersten Drink hinuntergestürzt
und sich einen zweiten eingeschenkt hatte. »Na, wenn das nicht eine
Verbesserung ist nach der Erdbeerbowle!« sagte er und leckte sich die Lippen.
Steven
grinste. »In beiden Fragen muß ich Ihnen zustimmen«, antwortete er.
»Sie werden
uns hier fehlen, Fairfax«, fuhr Big John fort, ernster werdend »Sie waren ein
guter Vorarbeiter, und Sie wären auch ein feiner Marshal gewesen.«
Die
Vorstellung rang Steven ein Lächeln ab. In Louisiana wurde er wegen Mordes
gesucht, und hier wollten sie ihn zum Marshal
ernennen. Wenn das keine Ironie des Schicksals war! Doch dann sagte er nur:
»Ich habe zu Hause einiges zu erledigen.«
Big John
nickte, nippte an seinem zweiten Drink, und erwiderte freundlich: »Auf meiner
Ranch werden Sie immer Arbeit finden, falls es Sie je wieder hierher
zurückziehen sollte.«
Steven
nickte. »Danke. Ich bin froh, daß Sie mir die Sache mit Joellen nicht übelnehmen.«
Lenahan
lachte. »Sie ist ein Wildfang, die Kleine«, meinte er liebevoll, »aber ich
hoffe, daß es mit den Jahren besser wird.
Ich bin
Ihnen sehr dankbar, daß Sie sich um sie gekümmert und die Situation nicht
ausgenutzt haben. Viele Männer hätten das nämlich getan.«
»Joellen
wollte Ihnen sagen, ich hätte sie kompromittiert. Offen gestanden war ich sehr
überrascht, als Sie mich nicht einmal danach fragten.«
Wieder
lachte John. »Oh, erzählt hat sie es mir schon, aber natürlich habe ich ihr nicht
geglaubt. Es war übrigens gut, daß Sie sie übers Knie gelegt haben, denn auf
diese Weise blieb es mir erspart, ihr selbst den Hintern zu versohlen. Auch
dafür vielen Dank, Fairfax.« Die beiden Männer tranken in kameradschaftlichem
Schweigen, während sie den Tanzmädchen zuschauten und dem kehligen Song einer
Frau lauschten, die den Pianospieler begleitete.
Als Chloe
hereinkam, wie üblich sehr elegant, und sich dem Tisch näherte, standen Big
John und Steven auf.
Chloe
lächelte erfreut über diesen kleinen Höflichkeitsbeweis. »Sie können jetzt zu
Ihrer Frau nach Hause gehen, Mr. Fairfax«, sagte sie zu Steven. »Emma und ich
haben unser Gespräch beendet. Was dich betrifft, Big John«, fuhr sie fort,
wobei sie ihre Stimme änderte, leiser und heiserer wurde, »so hätte ich gern
ein Wort mit dir geredet. Unter vier Augen.«
Zu Stevens
Belustigung errötete Big John, aber er nickte, und als Chloe auf die Treppe
zuging, folgte er ihr eifrig.
Steven
grinste, als er Geld auf den Tisch legte und den verrauchten Saloon verließ.
Im gleichen
Augenblick, als er die Schwelle überschritt, löste sich Macon aus der
Dunkelheit, als sei er ein Teil von ihr gewesen.
»Ich wollte
mich nur überzeugen, daß du nicht wieder die Flucht ergreifst«, bemerkte
Stevens Halbbruder, während sie nebeneinander über die Straße gingen.
»Das habe
ich nicht vor, und das weißt du«, erwiderte Steven kalt, ohne Macon eines
Blickes zu würdigen. »Du willst mich nur so unglücklich machen, wie es geht.«
»Du weißt
noch gar nicht, was es heißt, unglücklich zu sein«, erwiderte Macon heiter.
»Aber du wirst es lernen, sobald du hinter Gittern sitzt und ich deine süße
kleine Frau in meinem Bett habe. Zuerst wird sie es natürlich nicht wollen,
aber ich kenne diesen Typ Frau. Sie behaupten, sie wären nicht interessiert,
aber wenn man sie auf der Matratze hat, fangen sie an zu stöhnen und zu keuchen
und machen bereitwillig die Beine breit. Und
das Theater, das sie erst veranstalten, wenn sie kommen ...«
Am Ende
seiner Geduld angelangt, packte Steven Macon an den Rockaufschlägen, stieß ihn
hart gegen die Mauer der Zeitungsredaktion und versetzte ihm einen Hieb in die
Magengrube.
Macon gab
ein Geräusch von sich, das
Weitere Kostenlose Bücher