Emma und der Rebell
Wäscheleine und zog sie an, um an den Straßenposten
vorbeizukommen.
Als ich in Sicherheit war, warf ich die Sachen fort und meldete mich bei den
Konföderierten.
Nach
General Lees Niederlage kehrte ich nach New Orleans zurück, und eine Zeitlang
sah es so aus, als hätte ich endlich ein Heim gefunden. Dann geschah der
unglückliche Zwischenfall mit Dirk, und Mary wurde tot aufgefunden. Ich flüchtete
in jener Nacht, und seitdem war ich nicht mehr in Louisiana.«
Emma lehnte
ihre Stirn an Stevens Schulter und drückte seine Hand. Beide hatten Einsamkeit
erlebt, als Kinder und als Erwachsene, was ihrer Liebe eine bittersüße
Dimension verlieh. »Vielleicht sollten wir nach Chicago fahren, Steven, und New
Orleans vergessen ...«
»Dazu würde
ich nicht raten«, wandte eine dritte Stimme ein.
Steven
schloß für einen Moment die Augen, aber Emma drehte sich um und sah, daß Macon
mit einem dreisten Grinsen hinter ihren Sitzen stand.
Für den
Rest der Fahrt, die volle fünf Tage dauerte, war Macon immer in der Nähe,
setzte sich ihnen gegenüber oder hinter sie. Wenn sie den Speisewagen
aufsuchten, folgte er ihnen und setzte sich so, daß sie ihn sehen mußten, und
wenn sie sich in den Schlafwagen zurückzogen, klopfte er regelmäßig an die Tür
und rief ihnen ein kameradschaftliches »Gute Nacht« zu.
Steven und Emma schliefen sehr wenig im
Verlauf ihrer Reise; da sie wußten, daß sie bald vielleicht für immer getrennt
sein würden, liebten sie sich bis in die frühen Morgenstunden.
Die Luft
war heiß und schwül, als sie New Orleans erreichten, obwohl es noch früh am
Tage war. Emma hatte keinen Blick für die schöne, fremde Umgebung; sie konnte
nur daran denken, daß sie Steven hier vielleicht verlieren würde.
Pfeifend
und dampfend lief der Zug in den Bahnhof ein. Steven zog Emma an sich und gab
ihr einen langen, verzehrenden Kuß, bevor er aufstand und ihr die Hand reichte.
»Willkommen
zu Hause.« Macon war im Gang hinter ihnen erschienen. »Ich habe dir zu Ehren
ein kleines Begrüßungskomitee erscheinen lassen.«
Ein Muskel
an Stevens Wange zuckte, aber er erwiderte nichts, legte nur seinen Arm um Emma
und zog sie an sich, während er für einen Moment Mut sammelte.
Wie Emma
schon halb erwartet hatte, standen zwei U. S. Marshals auf dem Bahnsteig. Kaum
hatte Steven den Zug verlassen, traten sie ihm in den Weg. »Steven Fairfax?«
Emmas Herz
setzte einen Schlag aus, und als Steven nickte, klammerte sie sich verzweifelt
an seinen Arm.
»Sie stehen
unter Arrest wegen des Mordes an Mary Davis McCall«, sagte der ältere der
beiden Männer ernst und zog Handschellen aus seiner Rocktasche.
Emma
schaute sich hilfesuchend um, obwohl sie wußte, daß es sinnios war. Ihr Mann
würde ins Gefängnis gebracht werden, und sie war allein in einer fremden Stadt.
Stevens
Hände wurden hinter seinem Rücken gefesselt. Er sagte kein Wort zu den Marshals
und wehrte sich auch nicht, schaute nur Emma an und flehte schweigend um Verständnis.
Dann richtete er den Blick auf Macon.
»Rühr sie
an«, schwor er mit leiser Stimme, »und ich verfüttere dich an die Krokodile,
Stück für Stück.«
Macon
grinste noch, als ein weißhaariger Mann mit buschigen Augenbrauen auf sie
zukam. Wie die meisten Männer hier trug er einen hellen Anzug und eine schwarze
Samtschleife an seinem Kragen. Seine blauen Augen blickten gütig, als er zuerst
Steven ansah, dann Emma, und ihr die Hand reichte.
»Hallo,
Emma«, sagte er schlicht.
Ihr Blick
glitt zu Steven, der unsanft fortgezogen wurde. Tränen sammelten sich hinter
ihren Lidern und blendeten sie; sie wollte herausschreien, daß er unschuldig
war, doch sie wußte, daß das alles nur verschlimmert hätte.
Während ein
sehr zufriedener Macon Steven nachsah, lächelte der alte Mann Emma an und
reichte ihr ein Taschentuch. »Da mein Enkel sich keine Mühe gibt, uns
vorzustellen«, sagte er mit einem ärgerlichen Blick auf Macon, »werde ich es
selbst übernehmen. Ich bin Cyrus Fairfax und betrachte mich – jetzt, wo Sie zu
unserer Familie gehören – als Ihren Großvater.«
Emma
trocknete ihre Tränen und straffte die Schultern. Sie würde
Steven keine große Hilfe sein, wenn sie sich in Tränen und Selbstmitleid
erging. »Ich bin Emma«, sagte sie, obwohl er das schon wußte. »Und mein Mann
hat niemanden umgebracht.«
»Ich neige
dazu, Ihnen recht zu geben«, erwiderte Cyrus, legte Emma die Hand auf den
Rücken und führte sie auf die Bahnsteigtreppe zu. »Und während wir
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