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Emma

Emma

Titel: Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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noch
eine Spur rauchiger geworden, aber in ihrer Miene spiegelte sich mit einem Mal
echte Anteilnahme.
    „Ich
muss gar nichts“, versetzte er unwirsch und widmete sich wieder dem Tresen und
seinem leeren Glas.
    Nach
einer ziemlich langen Pause, während der sie ihn weiter aufmerksam angesehen
hatte, setzte auch sie sich wieder.
    „Bist
du etwa impotent?“
    Er
schnaubte. Merkwürdigerweise störte ihn ihre direkte Art auf einmal überhaupt
nicht mehr. Er empfand sie eher als sehr erfrischend. Sie amüsierte ihn.
    „Bis
gerade eben wusste ich selber nichts davon“, gab er mit einem schiefen Grinsen
zurück.
    Sie
lachte. Es war gänzlich ohne Häme.
    Davide
warf einen kurzen Blick in ihre Augen und plötzlich war ihm klar, was ihn an
diesem Mädchen so irritierte.
    Sie
hatte wissende Augen. Für eine Sekunde war es ihm, als sähe ihn eine
Hundertjährige an, weise, warmherzig und wissend.
    „Dann
hat sie dich vermutlich kastriert, was?“
    Er
zuckte unwillkürlich zusammen.
    „Wer?“,
fuhr er auf.
    „Ah!“,
machte sie, „ich habe also richtig geraten. Die, der du so verzweifelt
nachtrauerst natürlich, wer denn sonst? Ich war's bestimmt nicht, mit mir
hättest du andere Probleme! - Spendierst du mir noch einen?“
    „Wieder
so Teufelsgebräu?“
    Sie
nickte lachend. „Bin drauf geeicht, keine Bange. Ich kippe dir schon nicht vom
Stuhl.“
    „Trinkst
du schon lange so scharfes Zeug?“, erkundigte er sich beiläufig. Hatte er da
etwa eine Alkoholikerin aufgegabelt?
    „Seit
ich studiere“, gab sie zur Antwort. „Aber nur in diesem Laden hier.“
    Kopfschüttelnd
gab er die Bestellung auf und nahm selber auch einen.
    „Wie
heißt du eigentlich?“ Spät, aber doch kam es ihm in den Sinn, sie das zu
fragen.
    „Kannst
mir ja ihren Namen geben, wenn du willst“, schlug sie mit einer großzügigen
Handbewegung vor.
    „Auf
keinen Fall!“, seine Stimme klang härter, als er beabsichtigt hatte.
    „Oh!
So schlimm? Dann nenn mich doch einfach ...“
    „Wie
heißt du?“, unterbrach er sie nun ungehalten. „Lass die dämlichen Spielchen, so
doof bist du nicht!“
    Sie
fixierte ihn einen Moment aus dunklen Augen und gab dann nach.
    „Nicol.
Ohne 'e'“, antwortete sie.
    „Also
schön, Nicol ohne e, darauf trinken wir. Ich bin ...“, er stockte. Hatte
den falschen Namen vom letzten Abend auf der Zunge, doch dann besann er sich.
Sie hatte die gleiche Ehrlichkeit verdient!
    „Davide.
Ich bin Davide.“
    Sie
stießen an und tranken beide ihre Gläser aus auf ex.
    „Was
ist nun – poppen wir oder was? Wir können zu mir gehen, ich wohne alleine!“
    Er
schüttelte langsam den Kopf.
    „Nein.
Hat nichts mit dir zu tun, tut mir leid, Nicol.“
    Sie
fixierte ihn wieder mit diesen wissenden Augen. „Die Tussi hat dich ja ganz
schön platt gemacht, was?“
    „Du
nennst sie nie wieder Tussi, hast du das kapiert? Nenn sie nie wieder Tussi! “,
fauchte er giftig.
    „Du
hast was Besseres verdient als sie, glaub mir!“, entgegnete sie ungerührt. Sein
Ausbruch hatte sie vollkommen kaltgelassen.
    „Sie war das Beste“, knurrte er, „merk dir das.“
    Warum
er Emma so leidenschaftlich verteidigte, verstand er selbst nicht so richtig.
    „Na,
wie du meinst.“
    Er
stand auf. „Ich gehe.“
    „Wohin?“
    „Geht
dich nichts an.“
    „Kommst
du morgen wieder?“ Sie schlenkerte mit den Beinen auf ihrem Hocker und schenkte
ihm ein seltsames Lächeln.
    „Vielleicht.“
    „Komm
nicht zu spät! Ehe es hier richtig losgeht hab ich Zeit. Dann können wir wieder
ein bisschen plaudern!“
    Er
hielt verständnislos inne. „Was soll das denn heißen?“
    „Na,
ich jobbe hier. Morgen habe ich Dienst hinterm Tresen“, sie wies mit dem Kopf
in Richtung des Spiegels. „Würde mich freuen, Davide, morgen gebe ich dir vielleicht
sogar einen aus.“
    „Vielleicht“,
wiederholte er. „Wie heißt dieser Schuppen überhaupt?“
    „Lunatico.“
    Er
stöhnte auf.
    „Das
hat mir gerade noch gefehlt!“
    „Ich
weiß“, sie lachte, „hab's schon gesehen: launisch bist du selber genug! - Dann
also bis morgen!“
     
    Davide
erwachte, weil jemand ihn unsanft an der Schulter packte und gnadenlos
wachrüttelte. Ungehalten versuchte er, den Störenfried abzuschütteln, doch der
gab keine Ruhe.
    „Nun
steh schon endlich auf, zum Donnerwetter, es ist halb elf!“
    „Kann
man denn nicht mal am Wochenende ungestört ausschlafen?“, grollte er, ohne die
Augen zu öffnen.
    „Welches
Wochenende?“, fauchte sein Peiniger, „es

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