Emma
ändern.
Vorsichtshalber
blieb er noch sitzen, um sich zu beruhigen. Als er sich nach einer Weile
endlich wieder als Herr über seinen Körper fühlte, raffte er sich auf, nahm
sein Jackett und sein Telefon und verließ das Büro.
„Canceln
Sie alle meine Termine in den nächsten zwei Wochen, Paola, und sagen Sie Antonio
Bescheid“, wies er an, während er an ihr vorbei zum Aufzug ging. „Schicken Sie
Ettore in Urlaub, ich fahre selbst, und wenn nicht die Welt untergeht, dann bin
ich für niemanden zu sprechen!“
Er
ließ ihr keine Möglichkeit zu einer Erwiderung, betrat den Lift, dessen Tür
sich genau im richtigen Moment öffnete, und verschwand.
Im
zweiten Stock hielt der Aufzug an. Genervt, dass er nicht ungestört bis zur
Tiefgarage durchfahren konnte, lehnte er sich in eine Ecke und machte ein
finsteres Gesicht. Kaum jemand würde zum Chef in den Aufzug steigen wollen,
wenn der so grimmig dreinsah, als wäre er der nächste, dem gekündigt werden
würde.
Das
galt allerdings nicht für seine alte Bekannte Simonetta. Sie betrat ungerührt
den Lift und schien sogar noch erfreut darüber, ihm über den Weg gelaufen zu
sein.
„Hallo
Gandolfo, wie geht’s denn? Auf dem Weg zum nächsten Termin?“
„Nein“,
brummte er unwirsch, „ich gehe was essen.“ Und dann, als hätte es ihm ein irrer
Dämon eingeflüstert, platzte er heraus. „Willst du mitkommen?“
Oh
Gott, wie kam er nur dazu? Hoffentlich sagte sie jetzt nein!
„Aber
ja, liebend gerne!“
Sie
strahlte übers ganze Gesicht und er seufzte ergeben. Na schön, dann würde seine
heutige Tour eben so anfangen. Er hatte schon Schlimmeres erlebt!
Um
die Ecke hatte erst vor kurzem eine neue Sushibar aufgemacht, die steuerte er
nun an. Proteine und Kohlenhydrate würden ihn wieder auf die Beine bringen,
hoffte er.
„Ich
hoffe, du isst rohen Fisch“, meinte er, während sie sich setzten.
Sie
nickte.
„Was
hast du eigentlich hier in der Zentrale gemacht? Du arbeitest doch sonst im
alten Gebäude?“, fing er ein Gespräch an, als man ihnen ihre Häppchen gebracht
hatte. Über irgendwas musste er ja schließlich mit ihr reden. Warum hatte er
sie bloß gefragt!
„Hier
ist die Personalabteilung“, erinnerte sie ihn. „Wenn die Models alle gehen
müssen, wozu braucht ihr dann noch Visagisten? Ich hab mich für eine andere
Stelle beworben, im Marketing. Da weiß ich immerhin ein bisschen was und den
Rest kann ich lernen.“
„Mhm!“
Daran
hatte er schon gar nicht mehr gedacht. Die Kürzungen betrafen mehr Mitarbeiter,
als anfangs angenommen. Seine Controller waren nicht unglücklich darüber
gewesen.
„Und?
Wie stehen deine Chancen?“
„Wenn
du ein gutes Wort für mich einlegen würdest, bestimmt besser als jetzt!“, ging
sie ungeniert in die Offensive.
„Ich
schau mal, was sich machen lässt“, zu mehr als dieser ausweichenden Antwort
konnte er sich nicht durchringen.
Eigentlich
störte ihn ihre Gegenwart. Dabei war es nicht mal wirklich ihre Schuld, es lag
an ihm. Sie war immer noch eine attraktive Frau, stellte er fest, und einen
Moment lang fragte er sich, ob sie wohl im Bett immer noch so freizügig war wie
damals, doch dann runzelte er die Stirn.
Das
letzte Mal, als er eine Angestellte flachgelegt hatte, war schlecht für ihn
ausgegangen, erinnerte er sich grimmig. Und als er mit Simonetta gevögelt
hatte, war sie noch nicht seine Mitarbeiterin gewesen. Er sollte die Finger von
ihr lassen.
Er
würde mit Sicherheit etwas Unkomplizierteres finden.
Außerdem
erinnerte sie ihn an Emma, sie schied also allein schon deshalb aus. Er konnte es
nicht ändern, sie ging ihm einfach auf den Geist. Ihre Anwesenheit erinnerte
ihn unbarmherzig an den Freitag im Frühsommer, als er alles hatte liegen und
stehen lassen, um Emma hinterherzufahren. Simonetta hatte sie zu ihm gebracht.
Zu ihm in seinem Wagen.
Das
nervte ihn nicht nur. Das brachte verdammte Erinnerungen zurück, die ihn
unversehens heftig trafen.
Emma
auf seinem Schoß. In seinem Wagen. Emma nackt über ihm…
Diese
Fragmente quälten ihn ohne Vorwarnung und sie schnürten ihm unvermittelt die
Luft ab. Der Adrenalinschub, der daraufhin durch seinen Körper jagte, ließ sein
Herz rasen und seine Hände zittern. Und seinen Schwanz stehen.
Er
musste die Stäbchen beiseite legen. Er wollte nicht, dass Simonetta seine
Anspannung bemerkte.
„Schon
satt?“, fragte sie erstaunt. „Du hast ja fast nichts gegessen!“
„Mittags
war es wohl zu üppig“, wich er aus und nahm
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