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Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Emmas Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Balfour
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weiterging. Ich hatte noch so viel mit ihm erleben wollen. Jetzt war er fort. Ich konnte nicht einmal auf jemanden wütend sein, weil niemand schuld an seinem Tod war, nur er selbst, und wie könnte ich auf Brian wütend sein?
    Noch tiefer als all das aber riss mich in die schwärzeste Dunkelheit, dass ich von nun an nichts mehr von ihm haben würde.
    Nicht einmal ein richtiges Grab.
    Seine Mutter hatte gesagt, sie würde einen Schrein für Brian errichten, und ich könnte jederzeit vorbeikommen und davor beten. »Das ist viel mehr als ein Grab«, erklärte sie mir, und ich nickte stumm.
    Sie hatte keine Ahnung, wie abwegig ich ihren Vorschlag fand, und ich konnte es ihr nicht sagen, weil ich sie und ihren Glauben nicht beleidigen wollte. Was sollte mir ein Schrein in ihrem Haus geben können? Dachte sie wirklich, ich würde nach England reisen, wenn ich mich Brian näher fühlen wollte? Dachte sie, es würde mir Trost spenden, mir alte Fotos und zusammengesuchte Andenken in einer Glasvitrine – davon sprach sie nämlich – anzusehen?
    Ich überließ ihr, was sie von ihrem Sohn mitnehmen wollte. Sie entschied sich für das Buch Wenn der Schläfer erwacht , einen dunkelblauen Schal, die Armbanduhr, die sie ihm zu unserer Hochzeit geschenkt hatten (er hatte sie so gut wie nie getragen), den Becher mit seinem verblichenen Namenszug, den er zu Schulzeiten geliebt hatte, und noch ein paar Kleinigkeiten, die ich nicht richtig wahrnahm.
    »Jederzeit«, sagte sie, »kannst du ihn bei uns besuchen.« Als würde sie ihn zu sich mitnehmen. Weg von mir. Es war absurd, aber ich hatte den Eindruck, dass sie genau das bezweckte.
    Bereits auf der Jacht merkte ich, wie das Sonnenlicht trüb wurde, obwohl keine Wolken aufgezogen waren. Als wir an Land gingen, verschwanden langsam die Farben aus der Welt. Ich musste am Anleger stehen bleiben, damit mein Körper verstand, dass ich mich nicht mehr auf einem schwankenden Boot befand. Sophie stützte mich. Brians Familie verabschiedete sich von uns. Ralph und Mary regten sich flüsternd darüber auf, wie steif und wenig herzlich »diese Leute« waren.
    »Ist dir schlecht?«, fragte Sophie. »Du bist ganz grün.«
    Ich nickte nur.
    »Wollen wir uns setzen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Geht schon.«
    »Tief durchatmen. Ein Schritt nach dem anderen. Wir haben Zeit.«
    Sie leitete mich sanft zur Straße. Ich konnte kaum noch etwas sehen, und schließlich wurde mir schwarz vor Augen.
    Für einen Moment musste ich das Bewusstsein verloren haben, denn als ich wieder zu mir kam, saß ich auf einer Bank. Sophies Arm stützte fest meinen Rücken. Ralph und Mary hatten bereits das Auto vom Parkplatz geholt. Ralph sprach gerade mit einem rothaarigen Mann und einer blonden Frau in einem langen, zu großen Tweedmantel.
    »Wer war das?«, fragte ich, weil ich keine Lust darauf hatte zu versichern, dass es mir wieder gut ging und alles in Ordnung sei. Es ging mir schließlich nicht gut, und mir war nicht nach Höflichkeit.
    »Sie wollten nur wissen, welche Seebestattung das gerade war. Wollten wohl zu jemand anderem. Die Frau meinte, du kämst ihr bekannt vor.«
    »Nie gesehen«, sagte ich matt. »Ich will jetzt …« Ich stockte. Nach Hause, hatte ich sagen wollen, aber unser Haus in Cork war der letzte Ort, an dem ich sein wollte.
    Sophie verstand. Sie sagte ohne zu zögern: »Willst du mit zu mir? Es wird ein bisschen eng, aber das bekommen wir schon hin. Und du hättest es auch nicht weit nach Hause, falls du es dir anders überlegst.«
    Ich hob hilflos die Schultern. Sophies Wohnung war winzig. Meine Cousine leitete ein kleines Theater in Cork. Sie arbeitete viel und hart und hatte mehr Stress, als sie zugeben würde, da sie ständig von der Pleite bedroht war. Meistens kam sie erst spät in der Nacht nach Hause. Und dann sollte sie auf Zehenspitzen durch ihr Wohnzimmerchen schleichen müssen, wo ich auf der Couch herumlag und mir die Augen ausweinte?
    »Sophie, das ist ganz lieb, aber es ist schon okay. Ich glaube, über kurz oder lang muss ich wirklich für eine Weile raus aus der Stadt. Ich werde das Haus verkaufen und …« Und dann? Ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Mein Kopf war leer.
    »Wäre Kinsale weit genug weg?«, fragte Ralph.
    Bevor ich noch antworten konnte, spürte ich, wie sich eine merkwürdige Ruhe in mir ausbreitete. Kinsale, das wäre tatsächlich der richtige Ort, um Abstand zu gewinnen. Ich war viel zu lange nicht mehr dort gewesen. Ralph und Mary hatte ich meist

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