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Emmas Story

Emmas Story

Titel: Emmas Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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an.
    Von der Bar her kommt Natascha mit zwei neuen bunt gemixten Gläsern angeschwenkt.
    »Hier seid ihr also plötzlich. Hab euch schon vermisst da vorne. Hannelore ist grad gekommen. Sie hätte dich bestimmt nicht gesehen, wenn ich ihr nicht gezeigt hätte, wo ihr euch versteckt …«
    Natascha deutet zur Theke, wo Hannelore jetzt bei einem jungen Mann mit enormem Schnauzbart stehen geblieben ist, um ein paar Worte zu wechseln.
    Ihre stechend hellen Augen huschen jedoch schon zu uns herüber und mustern gerade ausführlich und interessiert meine Tischnachbarin.
    »Oh, wie nett. Danke«, sage ich zu Natascha, und es klingt tatsächlich ein bisschen so, als würde ich es auch meinen.
    Was immer ich an schlimmen Vorahnungen bezüglich dieses Abends gehabt haben mag, sie sind zu diesem Zeitpunkt bereits weit übertroffen.
    Natascha lächelt Lu mit halb gesenkten Lidern an und verdrückt sich wieder.
    Die drei Frauen am Tisch neben der Theke nehmen jetzt kurz entschlossen Lu ins Visier. Die bekommt das aber gar nicht mit.
    Überhaupt verhält sie sich sehr merkwürdig.
    Gerade hatte sie noch mich mit weit aufgerissenen Augen und halb geöffneten Lippen angestarrt, jetzt sieht sie Hannelore auf die gleiche Weise an.
    Sie kann zwischendurch nur kurz und offenbar mühsam ihren Blick von meiner besten Freundin abwenden, um mich kopfschüttelnd anzusehen.
    Ihre Lippen bewegen sich tonlos.
    Ungläubig murmelt sie schließlich, kaum hörbar: »Das gibt’s doch nicht!«
    Was es laut Lu unmöglich geben kann, erfahre ich leider nicht mehr, denn da stößt Hannelore sich von dem jungen Mann ab wie eine Lagenschwimmerin vom Beckenrand und kommt ebenso rasch und doch behände zu uns herüber geglitten.
    Sie zelebriert immer noch den leicht schwebenden Gang einer Diva – auch wenn ihre Jahre auf der Bühne schon lang zurück liegen.
    »Hallo, mein Schätzchen«, begrüßt sie mich, und ich stehe auf, um sie zu umarmen und auf die Wange zu küssen, die sie mir hinhält.
    »Was treibt dich hierher an einem Freitagabend? Keine Karten heute?«, säusele ich und wünschte, sie würde aufhören, Lu so eindeutig zu mustern.
    Hannelore habe ich vor mehr als zehn Jahren kennen gelernt, als ich mich bei ihr zu einem Schreib-Workshop angemeldet hatte.
    Kaum waren die ersten kleinen Texte verfasst, nahm Hannelore mich zur Seite und riet mir dringlich, von dem Wunsch, Theatertexte schreiben zu wollen, Abstand zu nehmen.
    ›Du hast wirkliches Talent zur Interpretation!‹, lobte sie mich damals. ›Aber lass die Finger vom Schreiben. Du bist zu theatralisch.‹ So lautete ihr einfaches, aber deutliches Urteil.
    Seitdem habe ich sie immer wieder dafür bewundern müssen, wie zielsicher und entlarvend sie jeden Menschen zu durchschauen vermag, der ihr vorgestellt wird. Sie erkennt Talente und Mängel, weiß Blender und Herzensmenschen auf einen Blick auseinander zu halten. Egal wie mein eigener erster Eindruck einer neuen Bekanntschaft auch immer sein mochte: Hannelores Einschätzung – oft geradezu gegensätzlich zu meiner eigenen – stellte sich später stets als richtig heraus.
    Deswegen beunruhigt mich extrem, mit welchem Augenaufschlag sie nun die ahnungslose Lu bedenkt. Denn offenbar gefällt Hannelore, was sie sieht. Sie lächelt wohlwollend.
    »Besuch der zukünftigen Enkelschwiegertochter«, erklärt sie knapp auf meine Frage hin. »Irmgard war stocksauer, dass die sich ausgerechnet heute angekündigt hat. Aber was soll man machen? Manchmal geht die Familie doch noch vor. Da können wir so alt sein, wie wir wollen.«
    Während sie den letzten Satz charmant hinwirft, hebt sie ihre rechte Augenbraue, was sie fantastisch beherrscht, und wirft einen kurzen Blick von mir zu Lu und wieder zurück.
    Ich schätze, jetzt muss es raus.
    »Ach, so. Mensch, jetzt hätte ich fast vergessen, dass ihr euch noch gar nicht kennt. Das hier ist Lu. Du erinnerst dich vielleicht an meine Erzählungen von ihr? Wir haben als Jugendliche nebeneinander gewohnt. Lu, das hier ist …«
    »Hannelore Krevier!«, unterbricht Lu mich rasch und steht auf. Sie gibt Hannelore die Hand und deutet allen Ernstes so etwas wie eine Verbeugung an.
    Hannelore wirft mir einen amüsierten Blick zu.
    Ich selbst kann nur staunen.
    »Ich bin ein großer Fan von Ihnen!«, beteuert Lu mit einer Stimme wie Honig auf schmelzender Butter.
    Hannelore ist sofort derart geschmeichelt, dass ihr der Seidenschal von der Schulter rutscht.
    Lu hat nichts Eiligeres zu tun, als sich unter den

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