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Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen

Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen

Titel: Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Konrad
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Situation und deren Konsequenz. Lajos Egri führt in Dramatisches Schreiben folgende Beispiele für gelungene Prämissen auf:
    -Bitterkeit führt zu aufgesetzter Fröhlichkeit.
    -Leichtfertige Großzügigkeit führt zur Armut.
    -Ehrlichkeit besiegt Falschheit.
    -Unachtsamkeit zerstört Freundschaft.
    -Jähzorn führt zu Einsamkeit.
    -Materialismus besiegt Mystizismus.
    -Prüderie führt zu Frustration.
    -Prahlerei führt zu Schande.
    -Verwirrung führt zu Frustration.
    -Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
    -Unehrlichkeit führt zu Bloßstellung.
    -Ausschweifung führt zu Selbstzerstörung.
    -Egoismus führt zum Verlust von Freundschaften.
    -Extravaganz führt zu äußerster Armut.
    -Wankelmut führt zum Verlust der Selbstwertschätzung.
    Drehbuchautoren sprechen von der »Logline« eines Films. Die Logline ist eine Umsetzung der manchmal noch abstrakt wirkenden Prämisse. Christopher Keane nennt in seinem Handbuch Schritt für Schritt zum erfolgreichen Drehbuch »Loglines« für einige bekannte Kinofilme. Hier werden Emotionen durch Konflikte und Handlung in einem Satz ausgedrückt:
    Eliot Ness und seine Männer bekämpfen den Mafiaboss Al Capone im Chicago zur Zeit der Prohibition.
    »Die Unbestechlichen«
    Ende des 19. Jahrhunderts kommt eine schottische Frau nach Neuseeland, um dort eine arrangierte Ehe einzugehen: Sie stößt auf dunkle, primitive Leidenschaften.
    »Das Piano«
    Eine brave junge Frau aus dem viktorianischen Zeitalter trifft auf Gefühle.
    »Emma«
    Mit der Prämisse ist festgelegt, wie Ihre Story ausgeht. Lassen Sie einen Bösewicht sterben, können Sie ihn am Ende für seine Haltung und seine Übeltaten »bestrafen«. Oder Sie lassen ihn am Leben und schenken ihm Glück, dann könnte Ihre Prämisse lauten: »Bosheit kann sich durchaus lohnen.«
    Denken Sie über moderne Prämissen nach. Die Prämisse von Madame Bovary könnte lauten: »Verbotene Liebe führt zum Tod.« Dies ist eine typische Prämisse für das 19. Jahrhundert, in Gegenwartsromanen würde eine Prämisse vielleicht heißen: »Untreue führt zu Resignation.«
    Selbst wenn der Autor beim Schreiben keine Prämisse für sich formuliert hat, wird der Leser im Text doch eine finden. Sie erschließt sich durch den Handlungsausgang, für den sich der Autor entschieden hat.
    Schreiben Sie über Gefühle, die Ihnen wichtig sind. Entwerfen Sie emotionale Strukturen, die Sie interessieren. Treffen Sie moralische Entscheidungen, die Sie wirklich wollen.
Anregung
Prämissen umsetzen
    Suchen Sie sich aus den oben genannten Prämissen eine aus, die Ihnen zusagt. Welche mögliche Geschichte fällt Ihnen dazu ein? Schreiben Sie dazu zuerst eine Logline. Dann skizzieren Sie die Handlung auf ein bis zwei Seiten (Exposé). Können Sie nun eine ganze Geschichte ausformulieren?

Was ist Kitsch?
    Was ist ein emotionales Klischee? Man könnte von einer »Übercodierung« sprechen. Ein Ausdruck für ein Gefühl oder ein gefühlsbehaftetes Thema wird übertrieben dargestellt. Ein emotionales Klischee ist eine Plattitüde. Emotionale Klischees produzieren Kitsch.
    Was ist Kitsch? Hans-Dieter Gelfert geht in seinem gleichnamigen Buch der Frage nach, was Kitsch von anderen Formen guter oder schlechter Kunst unterscheidet. Kriterien für ein minderwertiges Kunstwerk sind künstlerische Unvollkommenheit (Dilettantismus) und ein Mangel an Originalität. Beim Kitsch kommt hinzu, dass Originalität vorgetäuscht werden soll. Kitsch befriedigt Bedürfnisse nach Vereinfachung und oberflächlicher Harmonie. Gefühle verkommen zur Sentimentalität, und Klischees werden als authentische Aussagen verkauft.
    Kitsch ist nicht mit Trivialität gleichzusetzen. Denn Trivialliteratur beansprucht weder Tiefgang noch Originalität, was der Kitsch aber versucht.
    Ausgeprägt emotionale Texte zu schreiben, gilt heute als verpönt. William Shakespeare konnte mit seinen Theaterstücken, in denen Empfindungen eine große Rolle spielen, noch das Interesse eines breiten Publikums wecken und trotzdem auch die Theaterkritiker begeistern.
    Gelfert unterscheidet zwischen »Formkitsch« und »Stoffkitsch«. Ein Formklischee nennt er »Schwulst«. Beim Bild geht es um die Ausführung, beim Text um die Sprache. Der Ausdruck ist überladen, ohne ironische Distanzierung. Gefühle werden mit hohem Pathos aufgeladen und übersteigert. Der »Schmalz« hingegen entspricht dem »Stoffkitsch«. Hier geht es um große Gefühle, um Lebensthemen wie Tod und Liebe, aber die Umsetzung

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