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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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noch von den Schuldgefühlen. Und ich wusste, du würdest es herausfinden. Ich wusste nicht, wie, aber ich wusste, du würdest es erfahren. Das einzig Gute war, dass es nie jemand anderes erfahren hat, wir waren sehr vorsichtig. Stan weiß es nicht.«
    »Wie ging es zu Ende?«
    »Ray. Aber ich war froh, dass er es beendete. Es war nie Liebe im Spiel. Wir verstanden uns einfach gut.« Sie warf mir einen flüchtigen Blick zu. »Ich muss dich anekeln.«
    »Du ekelst mich nicht an.«
    »Ich bin so ein Schwein. Es war Wahnsinn, so etwas zu machen.«
    Marla sah sich verwirrt im Schlafzimmer um. Ihr Blick landete auf einer kleinen Nagelschere auf dem Nachttisch. Ich wusste, was ihr durch den Kopf ging.
    »Wage es ja nicht!« Ich griff über sie und warf die Schere durch das Zimmer.
    Marla verschränkte die Arme vor der Brust. »Als es vorbei war, ekelte ich mich vor mir selbst. Da ging ich zum ersten Mal anschaffen. Ich dachte mir, wenn ich schon so eine Sau bin, kann ich mich auch wie eine benehmen.« Sie schüttelte den Kopf und lächelte traurig. »Ich wollte einfach nur unauffällig in Oakridge leben und über die Runden kommen. Wenn man das irgendwo kann, dann hier. Aber man kann es nicht, man kann es nirgends, nicht, wenn man die falsche Persönlichkeit hat. Verlässt du mich jetzt?«
    »Dich verlassen? Das ist drei Jahre her. Ich war nicht einmal hier und war zu der Zeit schon fünf Jahre weg.«
    »Es bedeutet dir nichts?«
    »Natürlich bedeutet es mir etwas. Am wenigsten will ich mir euch im Schlafzimmer vorstellen. Aber deswegen verlasse ich dich nicht.«
    Ich hatte erwartet, dass sie erleichtert wäre, dass eine große Last von ihr genommen wäre, dass es ihr endlich möglich wäre, die Hölle zu verlassen, in der sie lebte. Aber das war nicht der Fall. Sie machte die Augen zu, ließ den Kopf hängen und drehte ihn langsam von einer Seite zur anderen, wie eine Blinde, die etwas in weiter Ferne hört. Das war ein beunruhigender Anblick, aber nicht so beunruhigend wie einen Moment später, als sie den Kopf in den Nacken legte, den Mund aufriss, während ihr Tränen aus den Augenwinkeln strömten, und sie zur Decke hinauf lachte – lang gezogene, irre Lachsalven, als hätte man ihr gerade erzählt, dass die einzig mögliche Reaktion darauf eine verrückte, perverse Heiterkeit war.
    Ich ließ sie gewähren, solange ich es ertragen konnte. Sie war berauscht, sie war gezwungen gewesen, eine Affäre mit meinem Vater einzugestehen, da schien eine emotionale Katharsis verständlich. Aber ihr Lachen klang zu rau, und ich befürchtete allmählich, dass sie sich in eine Art von Anfall hineinsteigerte, und daher hielt ich sie fest, küsste ihr Haar, und als sie meine Berührung spürte, verstummte ihr Geheul. Sie vergrub das Gesicht in der Vertiefung meiner Schulter und schluchzte leise, während ich sie wiegte und beruhigend auf sie einredete, bis sie einschlief.

[zurück]
    Kapitel Sechsundzwanzig
    Am nächsten Tag kaufte ich gerade Gemüse bei einem Straßenhändler in Back Town, als Gareth vorbeischlenderte. Er kam sofort her, als er mich entdeckte. Ich sah ihn nur an, als er Hallo sagte.
    Gareth tat meinen Zorn mit einer wegwerfenden Geste ab, als hätte ich mir einen Fauxpas erlaubt, auf den man besser nicht einging. »Herrgott, Johnny, du siehst immer nur die Oberfläche. Bleib locker, Mann. Das gestern war etwas, das einfach passieren musste.«
    »Es war abscheulich, wozu du Marla gezwungen hast.«
    »Vergiss den Mist. Sieh dir lieber an, was da drüben los ist. Du wirst es nicht glauben.«
    Er packte mich am Arm und zerrte mich ein Stück von dem Gemüsehändler fort.
    »Sieh doch! Sieh dir an, was die elende Schlampe macht!«
    Ein kleiner Transporter fuhr langsam die Straße entlang. Auf den Seiten klebten Plakate, ein Megafon ragte zum offenen Fenster auf der Fahrerseite heraus. Sah aus wie etwas, mit dem ein Kleinstadtpolitiker in den Wahlkampf ziehen würde. Und einem ähnlichen Zweck diente das Fahrzeug auch durchaus. Die Plakate trugen verschiedene Parolen, aber alle liefen auf dasselbe hinaus: dass die geplante Straße zum Tunney Lake aus Umweltschutzgründen verhindert werden müsse. Über Lautsprecher ertönte die zusätzliche Forderung, eine Oase zu erhalten, die durch eine ausgebaute Zufahrt Gefahr lief, zerstört zu werden.
    »Sieh sie dir an. Ich meine, spinne ich jetzt? Hat die Welt gerade abgestimmt und beschlossen, mich in den Arsch zu ficken? Das ist unglaublich.«
    Ich folgte der Richtung seines

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