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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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könnte, wie er etwas hübsch Abstoßendes macht, könnte das das Fass endgültig zum Überlaufen bringen.«
    »Aber sicher konntest du nicht sein.«
    Gareth zuckte die Achseln. »Man ist sich nie sicher, Johnny, aber es immer einen Versuch wert. Aber bis ich alles vorbereitet hatte, da hatte Ray den Kauf schon abgeschlossen. Natürlich wusste ich das nicht, als ich der guten Patty die DVD schickte, da Ray und ich da nicht mehr miteinander geredet haben.«
    »Also musste Pat sterben, Bill ist ein gebrochener Mann, und alles war umsonst?«
    »Ich sag ja – eine einzige große Zeitverschwendung.«
    »Da musst du doch ziemlich wütend gewesen sein. Ich wette, danach konntest du Rays Anblick nicht mehr ertragen.«
    Gareth kniff die Augen zusammen. »Vorsichtig, John-Boy. Das hört sich nach einem Vorwurf an.«
    »Weißt du, dass mein Vater wenige Tage nach Pats Tod einen Autounfall hatte?«
    Gareth schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Davon habe ich nichts gehört.«
    »Nicht? Weißt du, was die Ursache war? Eine durchgerostete Bremsleitung.«
    »Herrgott, Johnny, komm schon! Weil ich Tripp so erledigt habe?«
    »Und nicht lange danach ist er verschwunden.«
    »Warum sollte ich Ray etwas antun? Was hätte ich davon gehabt? Es war ja nicht so, dass das Land dann mir zugefallen wäre. Such nicht nach Leichen im Keller, wo es keine gibt. Wir sind doch fein raus. Wir haben das Land, wir werden reich. Reiß dich einfach zusammen, während wir das Gold abbauen, und in zwei Jahren heißt es: Sayonara, Alter – wir gehen getrennte Wege.«
    Gareth sah zum Fluss, den der Regen kräuselte. Er warf den Zweig weg, mit dem er gespielt hatte, und stand auf.
    »Lassen wir es für heute gut sein, das Wetter wird nicht besser.«
     
    Als Gareth fort war, ging ich in die Blockhütte und machte Feuer. Stan kam in seinem Captain-America-Kostüm aus seinem Zimmer, setzte sich vor den Kamin und lauschte dem Regen, der auf das Dach prasselte. Er legte sich auf dem Sessel zurück, kippte seine Falter aus dem Beutel um seinen Hals und sah zu, wie sie zögernd auf seinem Bauch herumkrabbelten. Sie waren so sehr verletzt, dass sie nicht mehr fliegen konnten, ein, zwei bewegten sich gar nicht mehr. Er stupste sie mit dem Finger an und seufzte.
    »Es ist anstrengend, immer dafür zu sorgen, dass die Kraft rüberkommt.«
    Nach einer Weile schob er die Falter in den Beutel zurück und setzte sich gerader hin.
    »Ich muss Rosie bald heiraten.«
    Er hatte ein kleines Notizbuch dabei, in dem er sauber festhielt, wie viel Geld bereits auf seinem Konto gelandet war. Jetzt beugte er sich darüber, fuhr mit dem Daumen an der Reihe der mit Bleistift geschriebenen Zahlen hinunter und betrachtete sie mürrisch, als würden sie irgendwie nicht den Sinn vermitteln, den er darin suchte.
    »Du hast eine Menge Geld, Stan. Und du bekommst noch viel mehr.«
    »Ich weiß.«
    »Mehr, als dir Plantasaurus je eingebracht hätte.«
    »Ja.«
    Er hatte die ganze Zeit über hart am Fluss gearbeitet, und auch wenn ihn ein gewisser Enthusiasmus ergriffen hatte – den wohl jeder Mensch empfinden dürfte, der Reichtum anhäufte –, wusste ich, dass ihm Geld im Grunde genommen nichts bedeutete. Er hatte mehr auf der Bank, als viele Familien je ansparen konnten, aber sonst hatte sich nichts wirklich verändert. Er war immer noch Stan, er war immer noch der dicke Junge mit den dicken Brillengläsern, den man in der Stadt mit der übertriebenen Aufmerksamkeit behandelte, die normalerweise Kindern vorbehalten blieb. Das Gold brachte ihm nicht die magische Verwandlung, die er sich von Plantasaurus erhofft hatte.
    Das Einzige, das ihm noch blieb und ihm wirklich etwas bedeutete, war Rosie. Vielleicht dachte er, wenn er Rosie heiratete, wäre das seine letzte Chance, wenigstens zu einem gewissen Teil zur normalen Welt zu gehören. Ich hatte früher schon erlebt, dass so ein Vorgehen das Potenzial enormer Ernüchterung und Traurigkeit barg, aber ich hatte ihm auch keine Alternative zu bieten. Daher zog ich den Gedanken, dass er heiratete, jetzt ernsthaft in Erwägung. Es war das Einzige, womit ich ihm wenigstens vorübergehend zu einem kleinen Glück verhelfen könnte.
    Wir unterhielten uns eine halbe Stunde darüber, und Stan lebte sofort auf. Seine Erkältung war vergessen, er stand auf, hüpfte im Zimmer auf und ab und plapperte ununterbrochen davon, was er und Rosie gemeinsam unternehmen würden. Und weil ich wollte, dass ich es ernst meinte, weil ich mir wirklich wünschte, dass

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